Geschichte der Berliner Garnisonschule

 

1692 - 1844

 

 

 

Garnisonkirche und benachbarte Garnisonschule zwischen 1703 und 1720

 

Die Kirchengemeinde hatte vielfältige Aufgaben wahrzunehmen: sie war für die Ausbildung der Soldatenkinder zuständig, hatte Schulgebäude, Lehrerwohnungen, Predigerwitwenhäuser, zeitweise ein Lazarett und ein Waisenhaus sowie die Friedhöfe an der Linienstraße zu unterhalten. Wenn sich auch der König und die Regimenter an den Kosten beteiligten und so manche Sondereinnahme der Gemeinde zufloß, war doch die finanzielle Last zu groß. Es verwundert nicht, dass das Lazarett für die Kranken und Invaliden und auch das Waisenhaus schon durch den Soldatenkönig wieder geschlossen wurden.

 

Die bereits 1692 gegründete Schule blieb jedoch erhalten. Sie war ursprünglich für den unentgeltlichen Unterricht von 50 „armen Soldatenkindern“ eingerichtet worden, die im Lesen, Schreiben, Rechnen und im Katechismus unterwiesen wurden. Zunehmend vermehrte sich die Schülerzahl, neue Lehrer wurden eingestellt und die Lehrinhalte erweitert. Die Garnisonschule unterrichtete die Kinder in fünf Klassen. In den drei Jungenklassen wurden wöchentlich 16 Stunden, in den beiden Mädchenklassen 10 Stunden erteilt

Im Sinne der Aufklärung wuchs die Bedeutung der Garnisonschule. Sie entwickelte sie sich zu einer angesehenen Einrichtung im Sinne einer höheren Bürgerschule und einer Vorschule für den Offiziersnachwuchs aus dem Bürgerstande. 1844 wurde sie geschlossen.

 

 

Kurze Darstellung von Garnisonkirche und Garnisonschule durch Friedrich Nicolai

in der 1786 erschienenen

"Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam..."

 

 

Die völlig zerstörte Garnisonschule und die teilweise zerstörte Garnisonkirche

nach der Explosion eines Pulverturms im August 1720

Auf der kolorierten Zeichnung des Lehrers und Organisten der Garnisonkirche, Johann Friedrich Walther,

sind zu erkennen der Pulverturm A und dahinter die Kirche B und die Garnisonschule

 

 

Nach einer Zeichnung Walthers angefertigter Kupferstich aus den Jahren um 1737. Wie die Kirche wurde auch die Schule in kurzer Zeit wieder aufgebaut (1720-1722).

 

 

 

 

Auf den Spuren Königlicher Bauadjutanten –

 

Ausbau der Garnisonschule und Grabhügel auf dem Friedhof

 

 

 

Von den Königlichen Bau-Adjutanten oder Bau-Inspektoren sind oft keine Porträts, manchmal nicht einmal die Vornamen überliefert. So ist ein C. F. Richter den Bauhistorikern bekannt, Schöpfer des Ordenspalais am Wilhelmplatz, beigesetzt im Gruftgewölbe der Berliner Garnisonkirche im Jahre 1766. Im Kirchenbuch der Berliner Garnisongemeinde stehen seine Vornamen ausgeschrieben – Carl Friedrich.
Von Johann Friedrich Friedel wiederum war unter Fachleuten sicher, dass er als Mitarbeiter Knobelsdorffs seine Spuren im Park von Rheinsberg, beim Schlossbau von Zerbst, im Park von Sanssouci in Potsdam und in der Stadt Berlin hinterlassen hatte. Den Besuchern des Offizierskirchhofs der Berliner Garnison an der Linienstraße war sein Grabmals nur als “anonymer Urnenhügel” aufgefallen, da nur Lebensdaten, nicht aber Namen im Sockel eingemeißelt waren. Recherchen stellten die Verknüpfungen her – Friedel und seine Söhne Carl Friedrich und Johann Friedrich Julius Wilhelm verbergen sich hinten den Daten.
Für den zweiten der königlichen Bauadjutanten in den Reihen der Berliner Garnisongemeinde hätte es doch mehr Gründe als für seinen Kollegen Richter gegeben, in der Kirche beigesetzt zu werden – angesichts seiner Verdienste um den Ausbau der Garnisonschule im Jahre 1785. Aber sein Grab befindet sich auf dem Kirchhof.

 

 

Das Grabmal des königlichen Bauadjutanten Friedel auf dem Garnisonfriedhof,

der die Ausbauarbeiten der Schule um 1785 leitete

 

 

 

 

Probleme mit der Königlichen Baukasse:

 

 

 

Johann Friedrich Friedel (1722-1793)

 

 

Bei Recherchen im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem konnte im Jahre 2002 das Geheimnis des bisher anonymen Urnenhügels auf dem Alten Garnisonfriedhofs gelüftet werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind die auf dem Sockel der Urne sichtbaren Lebensdaten (ohne Namensnennung) folgenden Personen zuzuordnen:

 

a) „geb. im Mai 1722, gest. 23. September 1793“, beigesetzt 26. September 1793: Johann Friedrich Friedel, Königl. Preußischer Bau-Adjutant und Rendant der Baukasse; Quelle: Militärkirchenbuch der Berliner Garnisongemeinde (MKB), Mikrofiche 935, Seite 1138, Nr. 456. Der Text lautet im Original: „Nr. 456, Herr Johann Friedrich Friedel, Königlicher Gouvernements Bau Adjutant und Rendant der Bau Kasse, alt 71 Jahre und 4 Monate, gebürtig in Berlin, Lutherischer Religion, hinterläßt im Augenblick 1 Frau 2 Söhne und 3 Töchter, wovon 4 Majorenn und 1 Minorenn ist, Wohnhaft hinter der Garnison Kirche in der Bastion, an der Entkräftung, gestorben 23. September, soeben 26. September auf unseren Garnisonkirchhof beerdigt worden.“

 

b) „geb. 17. Oktober 1753, gest. 12. August 1787“: Carl Friedrich Friedel, Sohn des Bau-Adjutanten Friedel , (MKB 934/432/455)

 

c) „geb. 1766, gest. 26. August 1787“, beigesetzt 28. August 1787: Johann Friedrich Julius Wilhelm (Mkb 934/435/478).

 

d) Für das dritte Kind kennen wir nur die Daten, konnten aber noch keinen Eintrag im MKB finden: „geb. 1791, gest. 22. Mai 1794“. Auch über das Schicksal der Frau und der anderen Kinder sind bisher noch keine Daten bekannt.

 

 

Über die Biographie des im Königlichen Ober-Bau-Departement beschäftigten Friedel gibt es bisher keine wesentlichen Erkenntnisse. Ein Detail jedoch ist uns vor einigen Wochen bei Recherchen zur Geschichte der Berliner Garnisonkirche bekannt geworden:

 

Nach dem bisherigen Kenntnisstand war Friedel um 1785 verantwortlich für den Um- und Ausbau des Schulhauses der Garnisongemeinde. In einer Akte des GStAPK (II. HA Generaldirektorium, Ober-Bau-Departement Nr. 217) wird Friedels Name mehrfach im Zusammenhang mit finanziellen Differenzen zwischen Baukosten-Voranschlag und endgültigen Kosten sowie mit einem sich über zwei Jahre hinziehenden Revisionsverfahren des Ober-Bau-Departements genannt. Weitere in diesem Zusammenhang auftauchende Personen sind die Ober-Bau- bzw. Finanz-Räte Seidel, Naumann und Prof. Schultze. Die Recherchen zur Biographie des Johann Friedrich Friedel und seiner Familie werden fortgeführt.

 

 

 

 

Eintrag des Todes von Johann Friedrich Friedel im Militärkirchenbuch der
evangelischen Garnisongemeinde Berlin

 

 

Auszüge aus dem Buch "Der Adler weicht der Sonne nicht - 300 Jahre Berliner Garnisonkirche" (B.Kündiger/D.Weigert) S. 84 ff

 

Das sogenannte Heiliggeistviertel vor dem Bau der ersten Garnisonkirche und der Garnisonschule, also vor 1703. Zeichner: J.F.Walther, Kupferstecher: Paul Busch

 

 

 

August Herrmann Francke (1663-1727)

Professor für Theologie in Halle/Saale

 

 

 

Die von Hofarchitekt Grünberg entworfene erste Kirche mit angebauter Schule

zwischen 1703 und 1720

in Vorderansicht und Grundriss

 

 

Wippel

 

 

(Zur Information:

"Schild":  Erich Schild, Der preußische Feldprediger, Bd. I, 1888, Bd. II, Halle 1890

"Goens": Georg Goens, Geschichte der Koeniglichen Berlinischen Garnisonkirche, Berlin 1897

"Walther 1737": Johann Friedrich Walther, Die gute Hand Gottes über die Garnison-Kirch- und Schul-Anstalten ..., Berlin 1737)