Dokumentation der Ausstellung-

Der Adler weicht der Sonne nicht - 300 Jahre Berliner Garnisonkirche in der märkischen Landschaft

 

Neuhardenberg/Märkisch-Oderland, Schinkel-Kirche

11. Juli - 5. Oktober 2003

 

Potsdam, Altes Rathaus

18. März - 2. Mai 2004

 

Stölln/Havelland, Gutshaus von der Hagen

28. Mai - 8. August 2004

 

Prenzlau, Dominikanerkloster

16. September - 17. November 2004

 

Nächste Präsentation:

Berlin Mitte Museum

Palais am Festungsgraben

4.März - 29. Mai 2005

 

Vorträge

Dienstag, d. 15. März 2005, 17.30 Uhr

 

Dr. Barbara Kündiger

 

Posaunenengel, Heldenbilder und Mumienporträts –

 

Bildwelten der Berliner Garnisonkirche

 

 

 

 

 

Dienstag, d. 19. April 2005, 17.30 Uhr

Dr. Dieter Weigert

 

 

Geist und militärische Disziplin –

Schriftsteller, Wissenschaftler und Künstler in der Berliner Garnisongemeinde

 

 

 

 

Dienstag, d. 10. Mai 2005, 17.30 Uhr

 

 

Dr. Barbara Kündiger

 

Vom Trommelschlag zum Glockenklang –

 

zur Baugeschichte der Berliner Garnisonkirche

 

 

Ort der Vorträge: Museum Mitte

 

 

Eintritt ist frei

 

 

 

Boitzenburg/Uckermark 2006

 

Das Buch zur Ausstellung:

 

-

 

Barbara Kündiger/Dieter Weigert:

Der Adler weicht der Sonne nicht - 300 Jahre Berliner Garnisonkirche Edition Berlin, Quintessenz Verlag, 2004

 

Das Buch ist für 14, 80 EURO erhältlich:

in den Ausstellungsräumen,

im Büro Garnisonfriedhof, Kleine Rosenthaler Straße 3, 10119 Berlin

oder zum Versand zu bestellen (plus 2,50 EURO)

per e-mail info@garnisonfriedhof-berlin.de

 

Dokumentation der Ausstellung

 

TEXTE - EXPONATE - QUELLEN - LEIHGEBER

 

 

Die Alte Berliner Garnisonkirche in der märkischen Landschaft

 

 

Die ehemalige Berliner Garnisonkirche, feierlich in Anwesenheit von König Friedrich I. am 1. Januar 1703 eingeweiht, war Preußens erste Militärkirche. Der zugehörige Offizierskirchhof im Bezirk Mitte ist der älteste noch bestehende Militärfriedhof Berlins. Beider Anfänge fielen mit der Gründung des preußischen Königreiches zusammen. Die Auflösung Preußens nach dem II. Weltkrieg markierte auch das Ende dieser Begräbnisstätten preußischer Militärs. Die Kirche war im Kriege ausgebombt, die Ruine wurde später abgetragen. Auf dem Kirchhof wurden im Frühjahr 1945 über tausend Opfer der letzten Kämpfe in Massengräbern beigesetzt.

Militär in Preußen – diese Gedankenverbindung ist nicht frei von zwiespältigen Gefühlen, wird mit Erfahrungen verbunden, die mehr als einer Frage würdig sind. Mit diesem Begriff verbinden sich für Menschen in ganz Europa leidvolle Erinnerungen.

Aber der Kirchenbau und dessen Umbauten, das protestantische Gemeindeleben der Berliner Garnison, die Grabstätten in den Grüften und die Plastiken auf dem Kirchhof waren bedeutende Elemente der Kulturgeschichte Berlins. Sie sind erinnerungswürdige Marksteine in der Mannigfaltigkeit der künstlerischen, wissenschaftlichen, militärischen und biographischen Verknüpfungen der Mark Brandenburg mit der Residenz Berlin.

 

I/1 König Friedrich I. in der Ordenstracht des Schwarzen Adlerordens

 

I/2 Detail der mit militärischen Attributen verzierten hölzernen Kanzel der Garnisonkirche, Zeichnung von Johann Friedrich Walther, 1736

 

I/3 Ehemaliges Garnison-Pfarramt, Anna-Louisa-Karsch-Straße 9. An die hier sichtbare Schmalseite des Gebäudes schloss sich nach einer kleinen Straße die Garnisonkirche an. Die Leere des Platzes ist auch heute noch spürbar, obwohl inzwischen Straßenbahnen die Kreuzung passieren und Fußgänger den Durchgang zum Hackeschen Markt nutzen.

 

I/4 Der erste Bau der Berliner Garnisonkirche von 1703 mit anschließender Schule, kolorierte Zeichnung Johann Friedrich Walthers, 1736

 

I/5 Friedrich Wilhelm von Grumbkow, Königlich Preußischer Generalfeldmarschall, Domherr zu Brandenburg/ Havel, 1739 in den Grüften der Garnisonkirche beigesetzt; ein kunstvoll gestalteter, vergoldeter Sargdeckel ist in der Dorfkirche zu Rühstedt/Prignitz erhalten. König Friedrich Wilhelm I. hatte 1719 seinem einflussreichen Minister dieses Gutsdorf geschenkt.

 

I/6 Ein kunsthistorisches Kleinod aus der Schinkel-Zeit: Grab des Königlich Preußischen Generals der Artillerie Karl Friedrich von Holtzendorff auf dem Alten Kirchhof der Berliner Garnisongemeinde von 1828. Die Holtzendorffs waren eine weitverzweigte märkische Adelsfamilie, der Vater des hier geehrten Artillerieoffiziers, General Georg Ernst, war 1785 in den Grüften der Berliner Garnisonkirche beigesetzt worden.

 

I/7 Die Krönungsstadt Königsberg. Der nunmehrige König in Preußen Friedrich I., ehemals brandenburgischer Kurfürst Friedrich III., erließ 1701 die Weisung, in Berlin eine dem neuen Status der Residenz angemessene Garnisonkirche zu erbauen

 

 

IN DER MARK

 

 

Eine vergessene Kirche

 

 

Garnisongemeinden sind für märkische Orte, in denen Militär stationiert war, nichts Ungewöhnliches. Wenige aber hatten eine eigene Kirche. In Berlin gehörte zweieinhalb Jahrhunderte die Alte Garnisonkirche zum Stadtbild. Heute sucht man sie jedoch vergeblich – sie ist verschwunden.

1701 bis 1703 erbaut, war sie die erste Garnisonkirche Preußens und mit dem Auf und Ab Berliner und brandenburgisch-preußischer Geschichte eng verbunden. Als Kirche für das Militär ist sie dem heutigen Betrachter doppelgesichtig im Nachhinein: Sie war ein Ort der Predigt, der Orgelmusik, der stillen Andacht von Soldaten, von Offizieren und deren Familien, aber auch eine Kultstätte, in der man sich laut und mit geschwellter Brust der militärischen Siege rühmte und in den erbeuteten Feldzeichen des Gegners die eigenen Heldentaten verehrte.

Doch woran liegt es, dass die Kirche, die einst glanzvolle Tage erlebte, heute vergessen zu sein scheint? Wohl daran, dass sie nie so berühmt wie die xKönigliche Hof- und Garnisonkirchex im benachbarten Potsdam war. Zudem erlebte die Berliner Kirche ab 1918 stille Zeiten, als die hauptstädtische Garnison aufgelöst wurde und der Kirchenpatron, Kaiser Wilhelm II., ins holländische Doorn floh.

Nach der Zerstörung in den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges lag die Kirche als eine von vielen Ruinen inmitten der zerstörten Stadt. Sie wurde abgerissen und geriet schließlich – da ihre wechselvolle Geschichte nicht zum Traditionsverständnis der DDR gehörte – fast gänzlich in Vergessenheit.

 

I/10 Ruine der Kirche, 50er Jahre

 

I/11 Traditionsfahnen in der Kirche

 

I/12 Die Berliner Garnisonkirche um 1909. Nachdem 1896 eine zweite evange-lische Garnisonkirche am Südstern (Bezirk Neukölln) erbaut wurde, nannte man sie die xAltex Berliner Garnisonkirche, Postkarte nach einer Photographie um 1909

 

I/13 Blick auf Berlin im Jahre 1920. Am oberen Bildrand ist die Marienkirche, am unteren Rand der Dom zu erkennen, links sieht man die Garnisonkirche (Nr. 34). Sie stand in der Neuen Friedrichstraße (heute Anna-Louisa-Karsch-Straße/Ecke Spandauer Straße).

 

I/14 Wappen der Garnisongemeinde über einer Tür der Kirche

 

 

 

Miles Perpetuus - 350 Jahre stehendes Heer in der Mark

 

 

Der Grundstein für die Berliner Garnisonkirche wurde im Jahre 1701 gelegt. Will man ihre Geschichte erzählen, muss man weiter zurückblicken: in die Regierungsjahre Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten (1640 - 1688).

Wüst war die Mark 1648 nach dreißig langen Jahren Krieg; Mensch und Tier getötet, ganze Orte verlassen - ein Neuanfang unter Führung des jungen Fürsten Friedrich Wilhelm musste auch den militärischen Schutz der Kurmark bedeuten.

Das Geld für ein stehendes Heer, für die Befestigung der Städte wurde den Ständen aufgebürdet. Vor 350 Jahren, im Sommer 1653, konnte der Kurfürst den Widerstand der Stände brechen – der Kompromiss mit dem Landtag sah eine jährliche Summe von 530 000 Talern für das kurfürstliche Heer vor. Die Gegenleistung: Friedrich Willhelm sicherte den adligen Grundbesitzern alle ständischen Privilegien wie Steuer- und Zollfreiheit, Obrigkeitsrecht über die Bauern, Verfügung über deren Frondienste, Festschreibung von bestehenden Leibeigenschaftsverhältnissen zu. Eine schwere Hypothek lastete seither für Jahrhunderte auf den Dörfern und Städten der Mark.

Als der Große Kurfürst die Söldnerheere nicht mehr vollständig auflöste und mit dem Aufbau eines stehenden Heeres begann, schickte man die Feldprediger nicht nach Hause. Sie wurden Regimentern zugeordnet, um die Soldaten nicht nur während des Krieges, sondern ebenso in Friedenszeiten zu betreuen. So entstand schrittweise mit den Garnisonen auch eine militärkirchliche Struktur.

 

I/15 Reiterkampf zur Zeit des Großen Kurfürsten, Kupferstich nach J. A. Thelott

 

I/16 Erste dokumentierte Heirats-Einträge von Angehörigen der Berliner Garnison in den Kirchenbüchern der Heiliggeist-Kirche zu Berlin vom April 1673.

 

I/17 Uniformen des stehenden Heeres Brandenburgs unter Kurfürst Friedrich Wilhelm

 

I/18 Die Dynastie der Hohenzollern hatte nach vielen durchschnittlichen Regenten in Friedrich Wilhelm (Kurfürst 1640-1688) einen außerordentlich begabten Fürsten hervorgebracht, der das politisch-wirtschaftliche Ethos des westeuropäischen Calvinismus in den märkischen Sand pflanzte und zum Blühen brachte.

 

I/19 Titelblatt der Akte zum Rezess des Ständetags von 1653

 

I/20 Zerstörungen und Plünderungen im 30-jährigen Krieg

 

 

 

Uckermärker und die Residenz

 

 

Der Architekt Friedrich August Stüler in Boitzenburg, die Orgelbauer Johann Michael Röder in Greiffenberg und Joachim Wagner in Angermünde, Prenzlau und Felchow, die Offiziere und späteren Berliner Schriftsteller Carl Andreas von Boguslawski und Julius von Voß im Prenzlauer Infanterie-Regiment des friderizianischen Generals Jakob von Wunsch - herausragende Persönlichkeiten im dichtgeknüpften Netz der kulturellen Beziehungen der Uckermark mit der Königlich Preußischen Residenz Berlin.

Die alteingesessenen uckermärkischen Grundbesitzerfamilien ihrerseits - die Stülpnagels, die Arnims und die Schwerins - stellten für Jahrhunderte den Berliner Regenten Feldmarschälle, Gouverneure und Kommandanten der Residenz. Beigesetzt wurden sie in den Grüften der Garnisonkirche oder später auf dem Offizierskirchhof an der Linienstraße.

Aber die Uckermark war seit dem 17. Jahrhundert auch eines der Zentren der hugenottischen Einwanderung - in Prenzlau, Hammelspring, Gramzow, Löcknitz, Angermünde finden sich zahlreiche Zeugnisse des Wirkens der französischen Glaubensflüchtlinge für die wirtschaftliche, kulturelle und auch politisch-militärische Entwicklung der Region. Die Belehnung des Generals Heinrich August de la Motte Fouqué mit den Amthauptmannschaften Gramzow und Löcknitz durch Friedrich II. war daher keine königliche Laune, um den Jugendfreund bei Stimmung zu halten, es war auch ein Zeichen des politischen Willens um Integration der xFremdenx in Preußen.

 

I/29 Wagner-Orgel in der evangelischen Marienkirche zu Angermünde

 

I/30 Teil des Prospekts der Wagner-Orgel in Angermünde – paukeschlagender Engel

 

I/31 Kaserne des Regiments von Wunsch in Prenzlau

 

I/32 Schloss Boitzenburg, Kupferstich von Matthäus Merian, 1652

 

I/33 Heiliggeist-Kirche in Angermünde, die Kirche der Hugenotten

 

I/34 Wagner-Orgel in Felchow bei Angermünde, stark restaurierungsbedürftig

 

I/35 Röder-Orgel aus dem Jahre 1742 in Greiffenberg/ Uckermark

 

I/36 Grabkreuz Jeannette von Stülpnagel auf dem Berliner Offizierskirchhof

 

an der Linienstraße

 

 

 

An den Ufern von Oder und Spree

 

 

Fontanes Ruhmesliste des märkischen Adels von den Ländereien zwischen Oder und Spree – die Wulffens, die Prittwitze, die Lestwitze, die Finckensteins, die Pfuels und die Marwitze – findet sich auch in den Totenbüchern der Berliner Gar-nisongemeinde. Von einem der Prittwitze heißt es, er habe König Friedrich II. das Leben gerettet, einer der Lestwitze sei gar der Retter des Königreiches gewesen und ein Marwitz habe die Ungnade der durch Friedrich selbst befohlenen unehren-haften Tat vorgezogen. Und einer der Finckensteins war nacheinander Er-zieher zweier Kronprinzen, der späteren Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II.

Hervorragende Kunstwerke haben die Baumeister und Bildhauer Berlins und der Mark in Neuhardenberg, Steinhöfel, Fürstenwalde, Tempelberg, Kunersdorf, Friedersdorf und anderen Orten an Oder und Spree hinterlassen. Manches ist heute noch zu bewundern, vieles hat der letzte Krieg und die Abrisswut der Nachkriegszeit unwiederbringlich zerstört.

Auch der Orgelbauer Joachim Wagner in Bad Freienwalde und Wriezen sowie Maler und Zeichner, die in der Berliner Garnisonkirche tätig waren, hatten ihre Wirkungsstätten in dieser Region.

 

I/37 Neuhardenberg/Quilitz, Ansicht vom Friedhofsweg nach Süden in Richtung auf das noch nicht ausgebaute Schloss, um 1821, links der Turm der Kirche

 

I/38 Johann Georg von Lestwitz, beigesetzt in der Berliner Garnisonkirche

 

am 29. Juli 1767

 

I/39 Christian Ludwig von Pfuel, beigesetzt am 28. November 1756 in der

 

Berliner Garnisonkirche

 

I/40 Wappen des Trägers des Schwarzen Adlerordens Johann Georg von Lestwitz, verliehen im September 1754 durch König Friedrich II.

 

I/41 Friedhofsanlage in Kunersdorf im Oderbruch, Beisetzungsstätte der Familien von Lestwitz und von Itzenplitz, geschaffen durch Berliner Bildhauer wie Johann Gottfried von Schadow, Christian Daniel Rauch und Christian Friedrich Tieck.

 

I/41a Friedhofsanlage Kunersdorf, Detail, Grabmal für General Hans Sigismund von Lestwitz (1718-1788), geschaffen von Johann Gottfried von Schadow

 

I/42 Wagner-Orgel der Nikolaikirche in Bad Freienwalde

 

I/43 Das Jagdschloss in Fürstenwalde von 1699/1700, auf einer Postkarte um 1914.

 

I/44 Dieses Schloss, heute immer noch dem Verfall preisgegeben, ist ein Werk des Architekten Martin Grünberg, bekannt als Erbauer der ersten

 

Berliner Garnisonkirche

 

I/45 Schloss Steinhöfel bei Fürstenwalde nach der Restaurierung

 

I/46 Reichsgraf Albrecht Konrad Finck von Finckenstein, Generalfeldmarschall, beigesetzt im Dezember 1735 in der Berliner Garnisonkirche

 

I/47 Wappen des Trägers des Schwarzen Adlerordens Reichsgraf Albrecht Konrad Reinhold Finck von Finckenstein, verliehen 1724. Er war der letzte Ritter des Ordens, der im Ornat beigesetzt wurde

 

I/48 Schloss Alt-Madlitz, Hauptsitz der Grafen Finck von Finckenstein in der Mark Brandenburg

 

 

Berlin und Potsdam – zwei preußische Residenzen

 

 

Zwei preußische Residenzen, zwei Garnisonkirchen – vielfältige kulturelle, militärische und familiäre Beziehungen prägten das Verhältnis zwischen Potsdam und Berlin. Exemplarisch: Im Potsdamer Garderegiment des Königs diente ab 1797 Otto August Rühle von Lilienstern aus Königsberg/ Prignitz zusammen mit den Freunden Heinrich von Kleist aus Frankfurt/Oder und Ernst von Pfuel aus Jahnsfelde. Rühle von Lilienstern, wissenschaftlich und praktisch universell begabt, war später Chef des preußischen Generalstabs in Berlin, Kleist, unruhig drängend, ein führender deutscher Dramatiker, und Pfuel, einer der großen Reformer der Armee und im Revolutionsjahr 1848 liberaler preußischer Ministerpräsident.

Das Stadtbild beider Residenzen, ihre Paläste und Kirchen gestalteten Architekten und Künstler, die auch an der Alten Berliner Garnisonkirche gewirkt hatten – Martin Grünberg, Philipp Gerlach, Johann Michael Röder, Joachim Wagner, Christian Bernhard Rode, Karl Friedrich Schinkel, Karl Begas und Friedrich August Stüler.

 

I/49 Die Garnisonkirche Potsdam, erbaut von Philipp Gerlach, nach einer Postkarte

 

I/50 Potsdam, Schloss, dahinter der Turm der Garnisonkirche,

 

nach einer Postkarte

 

I/51 General Ernst von Pfuel

 

I/52 Wappen der evangelischen Garnisongemeinden Berlin und Potsdam

 

I/53 Alte Nikolaikirche in Potsdam aus den Jahren 1721-24, erbaut von Philipp Gerlach, mit der Portalfassade von Knobelsdorff. Die Röder-Orgel aus der zerstörten Berliner Garnisonkirche wurde 1724 in diese Kirche eingebaut.

 

Rechts das alte Rathaus

 

I/54 General Otto August Rühle von Lilienstern, beigesetzt vermutlich auf dem Offizierskirchhof an der Linienstraße oder aufgrund anderer Quellen möglicherweise in Salzburg, Porträt von Wilhelm Hensel.

 

Das Porträt muss nach 1829 entstanden sein, da es den Generalleutnant als Träger des Roten Adlerordens zeigt.

 

I/55 Der Schriftsteller Heinrich von Kleist, zwischen 1792 und 1799 Leutnant im Potsdamer Garderegiment

 

 

 

Im Havelland

 

Ein Geben und Nehmen prägte die Beziehung der königlichen Residenz Berlin zum Havelland. Ausgeglichen war es nicht – die Residenz nahm mehr als sie gab. Das Havelland schickte Bauernsöhne als Kanoniere und Grenadiere in die Regimenter der Berliner Garnison, schickte Junkersöhne als Offiziere und Beamte in die Residenz.

Märkische Architekten bauten Schlösser und Kirchen in der Residenz; Berliner Maler, Stadtplaner hinterließen ihre Spuren in den Städten und Dörfern zwischen Spandau und Rathenow. In Brandenburg an der Havel und in Pritzerbe können wir heute noch die Klänge der Orgeln des Meisters Joachim Wagner genießen.

Söhne und Töchter der Familien von der Hagen, von Katte, de la Motte Fouqué fanden schließlich ihre letzte Ruhe in den Grüften unter der Berliner Garnisonkirche oder auf dem Offizierskirchhof an der Linienstraße. Allein fünf Gemahlinnen und zwei Töchter des Kompanie- und späteren Bataillonschefs im Infanterieregiment Nr.1, Christian Ludwig von der Hagen, wurden zwischen 1769 und 1787 in den Grüften der Garnisonkirche beigesetzt.

 

I/56 Ritter des Schwarzen Adlerordens Generalfeldmarschall Hans Heinrich Graf von Katte aus dem Havelland. Als Schwiegersohn des Reichsgrafen Alexander Hermann von Wartensleben wurde er in der Familiengruft der Wartenslebens in der Berliner Garnisonkirche beigesetzt.

 

I/57 Wappen des Schwarzen Adlerordens für den Generalfeldmarschall von Katte

 

I/58 Eintrag in den Militärkirchenbüchern zur Beisetzung des Generalfeldmarschalls von Katte (Nr. 815) und eines Majors von Hagen (Nr. 814) im Jahre 1741 in den Grüften der Garnisonkirche. Graf Hans Heinrich war der Vater von Leutnant Hans Hermann von Katte, Freund des Kronprinzen Friedrich, hingerichtet 1730 in Küstrin wegen Hochverrats. Bei Eintrag Nr. 814 handelte es sich nach Auskunft der Familie um den Major im Infanterie-Regiment von Glasenapp Joachim Friedrich von der Hagen (1697-1741). Auffallend ist, dass 1741 wie in manchen anderen Jahren der Eintrag der Gruftbeisetzungen durch den Garnisonpfarrer erst am Ende

 

des Jahres erfolgte.

 

I/59 Schloss der Familie von Katte in Roskow

 

I/60 Wagner-Orgel im Dom zu Brandenburg/Havel

 

I/61 Grabmal des Ehrenbürgers der Stadt Berlin Friedrich de la Motte Fouqué auf dem Offizierskirchhof der Berliner Garnison an der Linienstraße

 

I/62 Dorfkirche in Stölln/Havelland, dem Gutsdorf der Familie von der Hagen

 

I/63 Foto der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Wagner-Orgel in der Nikolaikirche von Spandau an der Havel, gebaut in den Jahren 1733/34

 

I/64 Wappen des Trägers des Schwarzen Adlerordens General Heinrich August de la Motte Fouqué, Domherr zu Brandenburg/Havel, Großvater des Dichters Friedrich de la Motte Fouqué

 

I/65 Königlich Preußischer Rittmeister und Dichter Friedrich de la Motte Fouqué, Zeichnung von Caroline Bardua

 

 

BAUTEN UND UMBAUTEN

 

 

Eine Kirchgemeinde ohne Kirche

 

 

In Berlin, dem bald größten Militärstandort Brandenburgs, wurden ab 1655 Garnisonpfarrer ernannt und damit die xGemeinde so zum Regiment gehörigx ins Leben gerufen. Der erste Prediger in diesem Amt war David Hanisius. Er stammte aus Paplitz bei Baruth, hatte in Königsberg studiert und im lutherischen Wittenberg als Pfarrer gewirkt. Später war er Garnisonprediger und Feldsuperintendent beim Dänenkönig Friedrich III. gewesen.

Allerdings konnte der Lutheraner Hanisius seine Berliner reformierte Gemeinde immer noch nicht in eine eigene Kirche führen. Die Amtshandlungen fanden in der Kapelle des Heiliggeist-Hospitals statt, die Gottesdienste im Freien, auf dem benachbarten Lindenhof. In den scharfen Auseinandersetzungen zwischen Lutheranern und Reformierten verweigerte Hanisius dem Großen Kurfürsten die Unterzeichnung einer Toleranzerklärung gegenüber den Reformierten und wurde deshalb seines Amtes enthoben.

Das Heiliggeist-Viertel lag vom zentralen Repräsentationsbereich der Spreeinsel mit Schloss und Lustgarten durch die Spree getrennt im nord-östlichen Teil der Doppelstadt Berlin-Cölln. Trotz der peripheren Lage in der Doppelstadt, war die Entfernung zu diesen prominenten Adressen nicht sehr groß. Über Jahrhunderte hinweg war der Ort durch das Heiliggeist-Hospital geprägt, war zu einer Stätte mit karitativen und kommunalen Funktionen geworden. Das Hospital hatte unter geistlicher Führung die Funktion des Alten-, Siechen- und Krankenhauses erfüllt. Außerdem befanden sich auf dem Gelände bis etwa 1600 noch ein Brauhaus und der schon seit dem Mittelalter existierende Wursthof, zwischen Kapelle und Spree gelegen; der letztere ist noch auf den Plan von Johann Friedrich Walther in der gedruckten Ausgabe der xHistorischen Nachricht ...x von 1737 zu sehen ... Zusätzlich charakterisierten die militärische Einbindung als Teil der Festungsanlage und die Nähe zu den alten Pulvertürmen das Terrain. Auch mit der Nutzung der Heiliggeist Kapelle durch die Garnisongemeinde trug der Ort eine vierzigjährige militärische Tradition.

 

II/1 Die Heiliggeistkapelle 1887, Foto Albert Schwarz

 

II/2 Orgel und Deckengewölbe der Heiliggeistkapelle 1887, Foto Albert Schwarz

 

II/3 Kanzel der Heiliggeistkapelle 1887, Foto Albert Schwarz. Nach dem Willen Friedrich Wilhelms sollte der Gottesdienst morgens und abends abgehalten werden, xdamit die wahre Gottesfurcht in des Kriegs Leute Herzen eingepflanzet werde. Auch verfügte er, dass xkein Priester bey Verlust eines Monats Sold/ der den Armen verfallen seyn sol/ ohne erhebliche Ursachen denselben versäumen/ und kein Soldat/ bey Vermeidung der Straffe des Halss Eisens vorn Gottesdienst wegbleibenx darf.

 

II/4 Die Gegend um das Spandauer Tor vor dem Bau der Garnisonkirche um 1700, Kupferstich von G. P. Busch nach einer Zeichnung von Johann Friedrich Walther in der gedruckten Ausgabe der xHistorischen Nachricht ...x von 1737

 

II/5 In Berlin gab es schon um das Jahr 1670 die xKirchenparadenx. Man führte die Regimenter jeden Vormittag zum Gottesdienst auf den Lindenhof des Heiliggeist-Hospitals, zur xWaldkirche mit Sitzplätzen im Grünen, mit Kanzel und Altarx, wo ohne Rücksicht auf Jahreszeit und Wetter gepredigt wurde (Georg Goens, 1897).

 

II/6 Schreiben des Kurfürsten Friedrich III. an das Consistorium zu Kölln an der Spree, 1691. Schrittweise wurde durch die Landesherren auch das Unterstellungsverhältnis der Feld- und Garnisonprediger geklärt. Noch 1691 hatte Kurfürst Friedrich III. bekräftigt, dass Garnisonprediger Christoph Nagel dem Kirchenkonsistorium zu Kölln unterstehe. 1692 setzte er als oberste militärkirchliche Behörde das Kriegskonsistorium ein. Somit unterstanden die Feldprediger dem Kriegskonsistorium (und ab 1717 dem Feldpropst) auf der einen und ihrem Regimentschef bzw. dem Gouverneur als militärische Vorgesetzte auf der

anderen Seite.

 

II/7 Das Viertel um das Heiliggeist-Hospital vor 1720, Johann Friedrich Walther, kolorierte Zeichnung

 

 

 

Die erste Garnisonkirche der Mark Brandenburg

 

 

Der Berliner Garnisongemeinde wurde die Kapelle des Heiliggeist-Hospitals bald zu eng. Die Soldaten und Offiziere schickte man nun allerdings nicht in die anderen Pfarrkirchen der Stadt, sondern sie erhielten eine eigene, nur für sie bestimmte Kirche.

Der Zeitpunkt für den Baubeginn war nach der Krönung des brandenburgischen Kurfürsten zum preußischen König Friedrich I. im Jahre 1701 gekommen. Am 24. September wurde der Grundstein für die erste Garnisonkirche im preußischen Staat gelegt. Baumeister war Martin Grünberg, der sich an holländischen Vorbildern orientierte. Er schuf einen Zentralbau auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes und gestaltete den gesamten Bau sparsam. Elf Eingänge garantierten den geordneten Einzug der in Formationen zum Gottesdienst einrückenden Soldaten. Die innere Raumgestaltung war wesentlich auf die Hauptfunktion des Gottesdienstes – die Predigt – zugeschnitten. Der Kanzelaltar stand etwa mittig im Raum, Kirchengestühl und Doppelemporen ermöglichten gute Sicht und gutes Verstehen des Predigers. Als einziger steinerner Zeuge des ersten Baus der Berliner Garnisonkirche hat sich der Taufstein aus der Werkstatt Andreas Schlüters erhalten. Es handelt sich um eine meisterlich ausgeführte, mit plastischem Schmuck reich versehene Sandsteinarbeit. Seit 1994 ist dieser Taufstein in der Berliner Nikolaikirche zu sehen. Bereits zu Zeiten des Soldatenkönigs gab es zeitweilig mehr als zehn Militärgeistliche in Berlin, da die Regimenter über ihre eigenen Prediger verfügten.

 

II/8 Die Berliner Garnisonkirche von 1703, nach einem Kupferstich von Schleuen

 

II/9 Im Jahre 1704 zeichnete Christoph Pitzler Details der Kirche und schuf damit die einzigen bekannten Darstellungen vom Innern der Garnisonkirche. Zu sehen sind die Decke, die Kanzel und der Altar. Daneben skizzierte Pitzler den Grundriss, eine Perspektivansicht der Kirche und eines der 11 Portale.

 

II/10 Der 1717 angefertigte Plan von Anna Maria Werner zeigt die Garnisonkirche (Nr. 10) inmitten des Ensembles der Kirchtürme der Residenz Berlin.

 

II/11 Auf diesem Stadtplan von 1712 (J. A. C. Roeselfeld) sind Lage und kreuzförmiger Grundriss der Garnisonkirche deutlich zu erkennen. Die Kirche erhielt ihren Standort am Ende der Spandauer Straße, auf dem Gelände der Bastion Nr. XII (oben Mitte). Sie war damit zwar am Rande der Stadt, unmittelbar an den Befestigungsanlagen gebaut, aber immer noch zentral, sehr nah am Schloss gelegen.

 

II/12 Ein anschauliches Bild der Kirche gibt dieser Ausschnitt des Kupferstichs von Schleuen. Zu beachten sind die aufstrebenden Fenster, die wahrscheinlich in zeitgenössischen Beschreibungen für die Bezeichnung xgotisierendx als Charakterisierung für den Kirchenbau ausschlaggebend waren

 

II/13 Die Berliner Garnisonkirche von 1703, die erste der Mark Brandenburg, kolorierte Zeichnung von Johann Friedrich Walther im Jahre 1736

 

II/13a Bericht Johann Friedrich Walthers über die Entscheidung für den Bau der Garnisonkirche im Jahr 1701, xHistorische Nachricht ...x, S. 17/18

 

II/14 Teilansicht des Taufsteins aus der ersten Garnisonkirche

 

II/15 Grundriss der ersten Kirche und angeschlossener Schule; in der Mitte des Raumes der Taufstein, gezeichnet von Johannes Friedrich Walther 1736, koloriert

 

 

 

Martin Grünberg und seine Bauten

 

 

Der Entwurf für die Garnisonkirche stammte vom Hofbaumeister Martin Grünberg (1655-1706). Dieser hatte mit Johann Arnold Nering einen berühmten Vorgänger, mit Philipp Gerlach einen nicht minder bekannten Nachfolger. Er selbst scheint vergessen, obwohl von ihm bedeutende Berliner Kirchen stammen und er an nahezu allen großen Bauvorhaben seiner Zeit mitwirkte: am Zeughaus, am Jagdschloss Grunewald, am Großen Friedrichshospital und am Weiterbau des Charlottenburger Schlosses.

Seine Laufbahn begann Martin Grünberg 1674 als Schreiber in der Glashütte Drewitz bei Potsdam. Er war dann Bauschreiber in Potsdam, bereiste Italien, wurde zum Landmesser und zum Ingenieur ernannt und 1695 schließlich mit den Aufgaben des Hofbaumeisters betraut. Als er sich 1699 von diesem Amt entbinden ließ und im gleichen Jahr die xErnennung zum Baudirector bei dem Landbauwesen und in den Städtenx erhielt, verlor Grünberg die enge Bindung an höfisch-reprä-sentative Bauaufgaben. Diese neue Funktion bestand wesentlich aus Verwaltungs-arbeit und verlangte vom Baumeister keine gestalterisch kreative Leistung. Am Hof nicht mehr schöpferisch gefordert, wandte er sich einem anderen Gebiet noch einmal baukünstlerisch zu. Grünberg hatte im Kirchenbau reichlich Erfahrungen gesammelt und dies nicht nur in Berlin, sondern auch schon bei früheren Kirchen-bauten in Dessau und Zerbst. Er knüpfte mit seinen letzten Kirchenbauten daran an und traf wiederum den Nerv der Zeit.

Auch in der Mark Brandenburg hat Grünberg Spuren hinterlassen. Er war für die Neuanlage von Ortschaften nach oftmals verheerenden Stadtbränden zuständig. So leitete Martin Grünberg den Wiederaufbau von Wilsnack (ab 1691), von Teilen Neuruppins (ab 1700), und lieferte die Pläne für den Wiederaufbau von Lenzen (ab 1703).

 

II/16 Grünbergs erster Kirchenbau, die Johanniskirche in Dessau, zeigt deutlich den Einfluss niederländischer Vorbilder. Die Kirche wurde während des II. Weltkrieges zerstört und bis 1955 in leicht veränderter Form wieder aufgebaut.

 

II/17 Die Berliner Sebastianskirche (später Luisenstädtische Kirche) wurde 1694/95 erbaut. Auf einem kreuzförmigen Grundriss erhob sich ein Fachwerkbau, der allerdings 1751 schon wieder abgerissen wurde.

 

II/18 Der Entwurf der Parochialkirche stammte von Martin Grünberg. Er hatte dazu einen bereits vorliegenden Entwurf von Johann Arnold Nering vereinfacht.

 

Der hohe Turm an der Klosterstraße, der das Gebäude bis zur Zerstörung während des II. Weltkrieges prägte, wurde von Jean de Bodt entworfen und von Philipp Gerlach ausgeführt.

 

II/ 19 Gebäude des alten Marstalls in der Dorotheenstadt mit der von Grünberg gebauten Sternwarte der Akademie der Wissenschaften

 

II/20 Friedrichswerdersche Kirche. Ehemaliges kurfürstliches Reithaus, durch M. Grünberg umgebaut zur Doppelkirche für die deutsche und französische reformierte Gemeinde.

 

II/21 1701 wurde nach Entwürfen Grünbergs mit dem Bau der Friedrichstädtischen (der Neuen oder auch Deutschen Kirche) begonnen, die heute - nach dem Wiederaufbau des kriegszerstörten Gebäudes - Teil des Ensembles auf dem Gendarmenmarkt ist. Wesentliche Veränderungen erfuhr die Kirche durch den von Friedrich II. befohlenen Anbau des Kuppelturmes (1780 - 1785) und durch eine neobarocke Umgestaltung im 19. Jahrhundert, so dass lediglich äußerer Umriss und Grundriss erhalten blieben.

 

II/22 Musterentwürfe von Martin Grünberg für Bürgerhäuser

 

 

 

Die Alten Garnisonkirchhöfe

 

 

Die Alten Berliner Garnisonkirchhöfe entstanden zwischen 1701 und 1706 mit der Erhebung Berlins zur Königlich Preußischen Residenz, zu Beginn der planmäßigen Anlage der Spandauer Vorstadt nördlich der Spree außerhalb der alten Stadt-befestigung.

Von Anfang an wurde das Friedhofsgelände von der Laufgasse (Gormannstraße) durchzogen. Auf dem östlichen Teil erfolgte die Beisetzung der Gemeinen und auf dem westlichen Teil die der Offiziere und ihrer Angehörigen. Die nördliche Grenze der Kirchhöfe entstand im Jahre 1705. Vom Alten Spandauer Heerweg, heute Oranienburger Straße, wurde in östlicher Richtung bis zur Großen Frankfurter Straße eine Circumvalationslinie abgesteckt, hinter der bald die neue Stadtmauer wuchs. Der damit entstandene Straßenzug trug gleich den Namen xLiniex, er ist seit 1821 offiziell die Linienstraße. Deshalb sprach man zunächst auch von dem Kirchhof an der Linienstraße.

Das äußere Bild beider Kirchhöfe verdeutlichte auch die unterschiedliche Belegung. Während es auf dem Gemeinenkirchhof nur Reihengräber gab und Zeitzeugen von einem xBelegungschaosx sprachen, bestanden auf dem Offizierskirchhof fast ausschließlich Erbbegräbnisplätze.

 

II/23 Straßenbezeichnungen heute. Das Gelände des ehemaligen Gemeinen-friedhofs ist inzwischen überbaut.

 

III/24 Grabanlage des Kgl. Bauadjutanten Johann Friedrich Friedel und seiner Söhne auf dem Offizierskirchhof, zwischen 1787 und 1794

 

II/25 Eines der schönsten Grabdenkmale auf dem Offizierskirchhof aus dem 19. Jahrhundert – Zinkgussstele für General von Tippelskirch

 

II/26 Grabmal für Franz von Barfuß, 1796. Heute nicht mehr vorhandene Grabinschriften: xEs ist ein Leben über dem Grabe, und in ihm eine unzertrennliche Wiedervereinigung treuer, liebender Seelenx und xUnzerstörbarer, als dieses Denkmal, ist ihm das in seiner Gattin Herzx.

 

II/27 Die Garnisonfriedhöfe am Rosenthaler Tor auf der Karte von G. Dusableau aus dem Jahre 1723

 

II/28 Die Garnisonfriedhöfe am xRosenthalischen Torx auf der Karte Johann Friedrich Walthers aus dem Jahre 1737 (unten links). Zu erkennen sind die Marienkirche (oben links), darunter die Garnisonkirche und die Sophienkirche

 

II/29 Johann Friedrich Walther in seiner Beschreibung der Geschichte der Berliner Garnisonkirche über die Anlage der Garnisonfriedhöfe

 

II/30 Straßenbezeichnungen im 18. Jahrhundert

 

II/31 Urne von einem verschollenen Grabmal in Berlin, vermutlich vom Garnisonfriedhof. Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert waren Schmuckurnen als Teil von Grabplastiken verbreitet.

 

II/32 Urne von einem ebenfalls verschollenen Grabmal in Berlin

 

 

 

Zerstörung der ersten Kirche

 

 

Die Berliner Garnisonkirche hatte in den ersten beiden Jahrzehnten ihres Be-stehens einen Ruf als geistiges Zentrum Preußens in der Auseinandersetzung zwischen Reformierten und Lutheranern entwickelt, sogar der bekannte pietistische Theologe August Hermann Francke aus Halle/ Saale predigte im Jahre 1719 von ihrer Kanzel.

Auch der Stadtteil ringsum die Kirche veränderte sich. Der Ausbau einer Straße von der Spree (heute Friedrichsbrücke) bis zur Rosenstraße hatte begonnen, die alten Bauten mussten weichen. Dazu zählte das Anfang des 13. Jahrhunderts ent-standene Spandauer Tor, das mit der Memhardtschen Befestigungsanlage seine Funktion verloren hatte. Ein Pulverturm, der zuletzt als Munitionsmagazin gedient hatte, stand noch. Im August 1720 begannen die Vorbereitungen für seinen Abriss: Der Turm wurde von der Munition geräumt. Als man glaubte, das gefährlichste Stück Arbeit bewältigt zu haben, explodierte am 12. August, kurz nach 10 Uhr morgens, der Turm. Die eigentliche Ursache des Unglückes blieb ungeklärt.

Eine Feuersäule schoss gen Himmel, eine Explosion erschütterte Berlin. 72 Menschen wurden durch umherfliegende Teile des Turmes getötet, darunter auch 35 Soldatenkinder, die gerade am Schulunterricht teilgenommen hatten. Der Kantor blieb am Leben, obwohl um ihn herum Trümmer die Schule zerstörten. Das Schul-gebäude selbst war völlig zerstört, die Garnisonkirche – durch die Spitze des Turmes getroffen – ebenfalls stark beschädigt.

 

II/33 Der alte Pulverturm in einer kolorierten Zeichnung von

 

Johann Friedrich Walther. Die gepunkteten Linien stellen den Umkreis der

 

herumfliegenden Trümmer dar.

 

II/34 12. August 1720, Liste der Opfer aus der evangelischen Garnisongemeinde in den Militärkirchenbüchern.

 

II/35 Reste des Pulverturmes, 1960 im Keller eines Gebäudes der

 

Spandauer Straße fotografiert.

 

II/36 Im Juli 1995 wurden bei Bauarbeiten in der Spandauer Straße Reste des Pulverturmes entdeckt, die bis zu 8 m tief in die Erde reichten. Auf dem Boden des Fundamentes fand man Skelette, die darauf schließen lassen, dass der Turm im Mittelalter als Hungerverlies genutzt wurde.

 

II/37 Zwei Bußpredigten des Garnisonpfarrers Lambertus Gedicke in der Garnisonkirche anlässlich der Pulverturm-Explosion vom 12. August 1720

 

II/37a Bericht eines Augenzeugen, des Kantors an der Garnisonkirche Johann Woltersdorf, über die Explosion des Pulverturms und die Zerstörung von Kirche und Garnisonschule am 12. August 1720

 

II/38 Predigt des Hallenser Professors und Pastors zu St. Ulrich, August Hermann Francke, in der Berliner Garnisonkirche, 1719

 

II/39 August Hermann Francke (1663-1727), Gründer der Franckeschen Stiftungen in Halle/Saale

 

 

 

Die zweite Kirche – ohne Turm und ohne Glocken

 

 

Schon unmittelbar nach Zerstörung der Kirche entstand der Plan des Wieder-aufbaus. Bauherr war nunmehr König Friedrich Wilhelm I. (1713 - 1740). Er ließ die Trümmer beiseite räumen, unbeschädigte Teile wie den Taufstein aus der Werk-statt Andreas Schlüters und die Orgel Johann Michael Röders sichern, besorgte das Geld für den Neubau (mehr als das Dreifache der Baukosten der ersten Kirche, inzwischen fast 30.000 Taler) und beauftragte den ersten Architekten der Residenz, den Oberbaudirektor Philipp Gerlach, mit den Entwürfen.

Gerlach errichtete einen Quersaalbau auf rechteckigem Grundriss (ca. 58 m x 31,4 m) mit 11 : 5 Achsen. Der Bau entsprach damit einem der bevorzugten Kirchen-bautypen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die u.a. in der Schrift des Schweriner Baudirektors Leonhard Christoph Sturm "Vollständige Anweisung aller Arten von Kirchen wohl anzugeben" von 1712 enthalten waren. Um den reibungs-losen Einmarsch der Regimenter zu sichern, wurden wie schon bei der Grünberg-schen Kirche mehrere Eingänge konzipiert, diesmal acht.

Den turm- und glockenlosen Bau bedeckte ein Walmdach. So wurde der Gottes-dienst den Mannschaften und Offizieren nicht durch Glockengeläut, sondern durch Trommelschlag angekündigt.

 

II/41 Die Kirche wurde am Sonntag, den 31. Mai 1722 eingeweiht, Ansicht, gezeichnet von Johann Friedrich Walther, koloriert

 

II/42 Von Johann Friedrich Walther gezeichneter Grundriss, in den er den Grundriss der ersten Kirche einfügt. Die Seitenlänge der ersten Kirche ergibt die Breite des zweiten Kirchenbaus

 

II/43 Schnitt der neuen Kirche, gezeichnet und koloriert von

 

Johann Friedrich Walther

 

II/45 Um den Kirchenbau zu finanzieren, wurden auch die Beamten des Landes zur Kasse gebeten. Ein Kammerdiener hatte 8 bis 20 Taler, ein Kammerherr 30 Taler und ein Wirklicher Geheimer Rat 100 Taler zu zahlen. Unter den Geheimen xWürcklichen Etat-Räthenx auch von Creutz, der spätere Schwiegervater des Generaladjutanten von Hacke

 

II/46 Der Außenbau war nur sparsam mit dekorativem Schmuck versehen. Am auffälligsten waren die Initialen Friedrich Wilhelm I., die am Giebel prangten, und die gleichartigen Medaillons über den 8 Eingangstüren.

 

 

 

Die Kirche 1806 - 1815

 

 

Preußens verheerende Niederlage bei Jena und Auerstedt 1806 schlug unmittelbar auch auf die Berliner Garnisonkirche zurück. Nach Napoleons Einzug in Berlin Ende Oktober 1806 wurde die Kirche zu einem Heu- und Branntweinmagazin zweck-ent-fremdet. Damit nicht genug, wurden in der Gruft auf der Suche nach Trophäen die Särge erbrochen und geplündert. Die Fahnen aus den Schlesischen Kriegen und die Ölbilder Christian Bernhard Rodes hatte man vor den Franzosen versteckt.

Ein Jahr nach dem Sieg über Napoleon fand in der Kirche eine besondere Hochzeit statt, ausgerichtet von General von Borstell und in Anwesenheit des Königs. Die Ehren galten der Braut. Unteroffizier Friederike Krüger, Trägerin des Eisernen Kreuzes. Unter anfänglicher Täuschung über ihr Geschlecht hatte sie an 15 Schlachten gegen Napoleon teilgenommen, war bei Dennewitz schwer verwundet worden und hatte sich nach ihrer Genesung durch besondere Tapferkeit aus-gezeichnet.

 

II/47 Die Garnisonkirche und ihre Umgebung um 1800

 

II/48 Napoleon am Sarg Friedrichs des Großen in der Gruft der königlichen Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam. Für diese Kirche ordnete er ausdrücklich an, sie nicht zu militärischen Zwecken durch die französische Armee zu nutzen. Aquatinta von Johann Friedrich Arnold nach einer Zeichnung von

 

Heinrich Anton Dähling, 1806.

 

II/49 Franzosen in Schöneberg, nach einer Postkarte

 

II/50 Sophie Dorothea Friederike Krüger (1789 -1848), bekannt geworden als Auguste Friederike Krüger. Reproduktion nach einem Medaillon

 

II/51 Die Verleihung des Eisernen Kreuzes an Friederike Krüger im Felde, Stich

 

II/52 Erbeutete französische Fahnen, die General Blücher 1814 aus Paris als Ersatz für die verschwundenen Feldzeichen aus der friderizianischen Zeit mitge-bracht hatte.

 

 

 

Umbauten im 19. Jahrhundert

 

 

Ab 1815 begann für die Kirche ein Jahrhundert baulicher Veränderungen. Nach den Umbauten von 1817, 1863 und 1900 präsentierte sich die Kirche ihrem Besucher jeweils in neuem Antlitz. Unmittelbar im Gefolge der napoleonischen Kriege war sie im Stile des Schinkelschen Klassizismus gestaltet und durch ein kostbares Ge-schenk des Kirchenpatrons Friedrich Wilhelm III. bereichert worden - das Altar-gemälde von Karl Begas xChristus am Ölbergx. Der König ordnete 1822 auch die Anbringung vergoldeter Kreuze aus Eisen auf den Giebelseiten des Daches an.

1835 entschied Friedrich Wilhelm III. höchstpersönlich auch über Details der Aufhängung des Altargemäldes xChristus vor Pilatusx von Wilhelm Hensel, das er der Kirche geschenkt hatte. Karl Friedrich Schinkel hatte eine Platzierung des Bildes in der Nikolaikirche Potsdam aus Raumgründen abgelehnt, schlug vor, es xauf der Empore hinter dem Altarx der Berliner Garnisonkirche anzubringen und skizzierte die Idee.

Friedrich August Stüler führte 1854 den königlichen Auftrag aus, einen neuen Altartisch aus schlesischem und französischem Marmor einzubauen. Unter den Trümmern der 1943 zerbombten Kirche lag dieser Marmortisch Jahrzehnte begraben. Bei Erdarbeiten wurde er 1998 wieder entdeckt und ist seitdem im Lapidarium auf dem Offizierskirchhof zu besichtigen.

Nachdem 1863 das Kircheninnere durch die Geheimen Oberbauräte F. A. Stüler und August Ferdinand Fleischinger verändert und erneuert worden war, erfuhr die ganze Kirche, wiederum auf Befehl ihres Patrons, am Ende des Jahrhunderts einen völligen Umbau. Als Blickfang im Innern erwiesen sich die wieder aufgestellte alte Barockkanzel und das im gleichen Stil kunstvoll gerahmte Altarbild.

 

II/53 Die Zeichnung zeigt den königlichen Vorschlag für die Hängung des Bildes xChristus vor Pilatusx. Im Gegensatz zu Schinkel plädierte Friedrich Wilhelm III. für das Belassen der Fenster C und E und lediglich für eine Holzverkleidung des Fensters D. Die Majestät gewährte 6.000 Taler aus der königlichen Schatulle.

 

II/54 Erst mit dem Umbau von 1899/1900 hatte die Kirche einen Turm erhalten, Aufnahme 1936.

 

II/55 Altar Stülers, Aufnahme um 1936

 

II/56 Stülers Altartisch, seit 1998 im Lapidarium auf dem Offizierskirchhof

 

II/57 Bei Ausschachtungsarbeiten 1998 gefundene Säule des

 

Stülerschen Altartisches

 

II/58 Wilhelm Hensels xChristus vor Pilatusx, im Jahre 1834 der Berliner Garnisonkirche durch König Friedrich Wilhelm IV. geschenkt

 

II/58a Ehefrau Fanny und Sohn Sebastian Hensel, die dem Maler Modell für das Bild xChristus vor Pilatusx standen

 

II/59 Ziborium-Altar mit xChristus am Ölbergx von Karl Begas aus dem Jahre 1818, gestiftet von König Friedrich Wilhelm III.

 

 

Theodor Fontane: xWilhelm Hensel gehörte ganz zu jener Gruppe märkischer Männer, an deren Spitze, als ausgeprägteste Type, der alte Schadow stand. Naturen, die man als doppellebig, als eine Verquickung von Derbheit und Schön-heit, von Gamaschentum und Faltenwurf, von preußischem Militarismus und klassischem Idealismus ansehen kann. Die Seele griechisch, der Geist alten-fritzisch, der Charakter märkisch. Dem Charakter entsprach dann meist auch die äußere Erscheinung.

Das Eigentümliche dieser mehr und mehr aussterbenden Schadowtypen war, daß sich die Züge und Gegensätze ihres Charakters nebeneinander in Gleichkraft erhielten, während beispielsweise bei Schinkel und Winckelmann das Griechische über das Märkische beinah vollständig siegte. Bei Hensel blieb alles in Balance; keines dieser heterogenen Elemente drückte oder beherrschte das andere und die Neuuniformierung eines Garderegiments oder ein Witzwort des Professors Gans interessierten ihn ebenso lebhaft wie der Ankauf eines Raphael.x

 

 

 

1908 – Ein Kurzschluss in der Orgel

 

 

Das Innere der Kirche wurde im 19. Jahrhundert mehrfach renoviert. Trotzdem konnte Prediger Emil Frommel auf die Frage Wilhelm II. nach dem Baustil diesen als xreinen unverfälschten Stall- und Scheunenstilx bezeichnen. Der so empfunden Armut abzuhelfen, wurde die Kirche 1899 durch Wieczorek und Wutsdorff ver-ändert. Die Decke erhielt ein Gewölbe, die tragenden Säulen wurden entsprechend verändert, Emporen erneuert, eine Altarnische geschaffen, alles mit einem barockisierenden Dekor bedeckt.

Am Abend des 13. April 1908 gegen 8 Uhr meldet der Fernsprecher xFeuer Neue Friedrichstraße Garnisonkirchex. Die Rettungsversuche der Feuerwehr sind an den folgenden Tagen in allen Berliner Zeitungen dramatisch beschrieben: Der Brand war in der Nähe der Orgel ausgebrochen und hatte das gesamte Kircheninnere oberhalb der Emporen erfasst. Die schweren Kronenleuchter, der Dachstuhl samt dem Glockenturm stürzten in das Kirchenschiff. Die alte Kanzel, der Taufstein und einzelne Altargeräte konnten den Flammen noch entrissen werden, ebenso das an Urkunden und Akten reiche Archiv der Kirche. Dagegen konnten das große Altarbild, die Bilder Christian Bernhard Rodes, die Fahnen und die Orgel nicht gerettet werden.

Obwohl 1896 eine zweite evangelische Berliner Garnisonkirche am Südstern ge-baut worden war, ordnete der Kirchenpatron, Kaiser Wilhelm II., den unver-züglichen und originalgetreuen Wiederaufbau der Alten Berliner Garnisonkirche an. Nur das Dach erfuhr, auch aus Gründen der Feuersicherheit, eine Veränderung. Es hatte jetzt eine Mansardenform erhalten. Am 29. August 1909 wurde der Neubau in Gegenwart des Kaisers feierlich eingeweiht.

 

II/59a Die ausgebrannte Kirche, Zeichnung, Morgenpost 15.4.1908

 

II/60 Die Kirche in Flammen, Postkarte

 

II/61 Innenansicht: Der Altar nach dem Brand. Oben links: Kronprinz Wilhelm am 14. April 1908 auf dem Weg zur Brandstätte.

 

II/62 Das Foto zeigt den Zustand der Orgel nach der Rekonstruktion 1909

 

II/63 Außenansicht der Kirche nach ihrem Wiederaufbau 1909, Straßenfront Neue Friedrichstraße.

 

II/64 Gedenktafel für einen beim Wiederaufbau nach dem Brand verunglückten Maurergesellen

 

 

 

Das Ende

 

 

Der Bau der Alten Berliner Garnisonkirche überlebte den Zusammenbruch des Kaiserreiches, die Weimarer Republik und die dreißiger Jahre. Die Kirche hatte nun keinen kaiserlichen Patron mehr, fand aber nach 1936 in der Wehrmacht einen neuen Herrn, betrachtete jene sich doch als rechtmäßigen Nachfolger, da das Vermögen der einstigen königlichen Stiftung nicht nur aus Schenkungen Friedrich Wilhelms I., sondern auch aus Spenden von Heeresangehörigen erwachsen war.

Trotz aller rechtlichen Unklarheiten erlebte das Gotteshaus weiterhin seinen kirchlichen Alltag. Kinder wurden getauft und konfirmiert, Paare getraut. Bis in das Jahr 1943 geben die Kirchenbücher über solche Ereignisse in der Garnisonkirche Auskunft. Am 21. November soll das Kirchengebäude seinen letzten Gottesdienst erlebt haben, bevor es am 23. November, von einer Bombe getroffen, zur Ruine ausbrannte.

Nach dem Krieg schien es schwer zu sein, für das große und stark zerstörte Ge-bäude einen Nutzer zu finden. Schon 1949 wurde deshalb erwogen, die Ruine zu sprengen – ohne Entscheidung. Ende 1960 kam ein Abriss wieder ins Gespräch. Pro und Kontra standen sich gegenüber: Einerseits stellte die Ruine eine Gefahren-quelle dar, und ein baldiger Aufbau war nicht in Sicht, andererseits gebot der kultur-geschichtliche Wert die Erhaltung. 1962 wurde die Ruine abgetragen, ungeachtet des Denkmalcharakters der Kirche als sakrales Bauwerk aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

 

II/65 Die Garnisonkirche im Straßenbild der dreißiger Jahre

 

II/66 Erich Schlegel, 1919 bis 1933 Feldpropst der Armee und der Marine, zugleich Mitglied des Garnison-Kirchen-Kollegiums.

 

II/67 Feldmarschall v. Hindenburg und die Reichswehrgeneralität in der Garnisonkirche, 30er Jahre.

 

II/68 Das Innere der Kirche, Blick zum Altarbild xChristusx, Anton von Werner, 1909

 

II/69 Eine der zerstörten Türen

 

II/70 Ruinenreste der Kirche und des Kirchturms in den 50er Jahren

 

II/71 Die Kirche soll nicht abgerissen werden. Schreiben des Stadtbaudirektors an das Stadtbauamt Mitte vom 21. November 1960. Das kriegsbeschädigte Gebäude sollte zunächst erhalten bleiben. 1953 wurde die Eisen-Dachkonstruktion aus Sicherheitsgründen abgebaut, Ende der fünfziger Jahre Kostenanschläge für ein neues Dach eingeholt. Die Kirche war aber immer Staatseigentum, so dass sich mit dem Wiederaufbau die Frage einer neuen Nutzung stellte, da auch die Berliner Gemeinden keinen Bedarf an einer weiteren Gottesdienststätte in der Innenstadt hatten. So existierten wohl Überlegungen, hier eine Turnhalle für die Humboldt-Universität einzurichten. Dazu aber kam es nicht, 1962 erfolgte der Abriss. Über das ehemalige Kirchengrundstück führt heute die zum Hackeschen Markt verlängerte Spandauer Straße und die Straßenbahn. Das Pfarrhaus neben der Kirche ist erhalten (Anna-Louisa-Karsch-Straße 9) mit einer Gedenktafel an Emil Frommel

 

II/72 Fassade der zerstörten Kirche unmittelbar vor dem Abriss

 

II/73 Teil der Kirchenruine

 

 

 

BILDER, TÖNE, KARTEN

 

 

Ausstattung der Kirche

 

 

Im Innern war die Berliner Garnisonkirche schlicht gehalten. In der Mitte der Raumes befand sich ein einfacher Tischaltar, an der nördlichen Langseite die Kanzel, ihr gegenüber, an der Eingangsseite, die königliche Loge und auf der westlichen Empore die Orgel.

Die Kanzel gehörte mit der Orgel zu den Schmuckstücken der Kirche. Beide waren reich verziert - mit dem zur Sonne aufstrebenden Adler, mit Engelsfiguren, mit Harnisch, Helmbüschen und Kriegszeug - schließlich sollten die Besucher daran erinnert werden, dass sie sich in einer Militärkirche befanden. Als einzig erhaltenes Ausstattungsstück der ersten Kirche kam der Taufstein aus der zerstörten ersten Kirche in das neue Gebäude.

 

III/1 Das Kirchengestühl und die Emporen boten 3.000 bis 4.000 Personen Platz zur Teilnahme am Gottesdienst. Zeichnung aus der Morgenpost

 

vom 14. Dezember 1924

 

III/2 xDie Canzel ist sehr schön von Eichenholtz erbauet, mit feiner weissen Oelfarbe stafiret, die Sonne und andere Zierrathen aber sind schön verguldet.x

 

(G.G. Küster, 1752) Bei der Barockkanzel verband sich militärisches mit religiösem Dekor. Der Fuß war wie eine Trophäe mit Helm gearbeitet. Am Kanzelkorb fanden sich fünf Reliefs mit Darstellungen aus der biblischen Mythologie: David und Goliath, Tötung des Holofernes, Simson den Löwen zerreißend, Christus mit Nicodemus und Verklärung auf dem Berg Tabor.

 

III/3 Von Friedrich II. gestifteter Kelch

 

III/4 Opfertruhe der Berliner Garnisonkirche

 

III/5 Taufstein aus der ersten Kirche: Das aus dem Sandstein geschlagene Bildwerk unterstützt die Tektonik des sich nach oben verjüngenden und wieder ausweitenden Schaftes, verleiht dem Werk Spannung und Dynamik. So betonen die am unteren Teil des Schaftes ausschwingenden Voluten das Lagern des Steins und die vier vorkragenden Engelsköpfchen die Ecken der Kesselzone. Rosengirlanden vermitteln vom stilisierten, kräftigen Laub der Voluten zu den pausbäckigen Engelsköpfchen mit dicken Locken und plustrigem Gefieder, deren Flügel die Ecken bis zur Mitte der Seitenflächen umfassen

 

III/6 Altarbild Anton von Werners

 

III/7 Auch auf dieser historischen Postkarte sind die Emporen sehr gut erkennbar

 

III/8 Silberne Oblatendose, der Garnisongemeinde geschenkt durch General Daniel von Tettau, heute im Besitz der St. Petri-Gemeinde Berlin. Ursprünglich hatte Tettau der Garnisonkirche 1706 eine Kommunionkanne und 1708 zwei xbesonders zierlich verfertigte silberne Altarleuchterx geschenkt. Aus diesen Gegenständen wurden 1722 eine neue Kommunionkanne, zwei Kelche und eine silberne Oblatendose hergestellt.

 

 

 

In den Grüften

 

 

Schon im ersten Jahrzehnt des Bestehens der Kirche fanden einzelne Bei-setzungen in den Kellergewölben statt: 1703 die Ehefrau des Leutnants Lautherien, 1709 der General von Tettau und 1719 die Ehefrau des Feldtrompeters im Kadettenkorps Butzloff.

Wie alle Kirchen ihrer Zeit enthielt der Neubau 1723 ein großes Gruftgewölbe als bevorzugte Grabstätte, die im Laufe der Zeit zum Prominentenfriedhof der preußischen Armee wurde. König Friedrich Wilhelm I. arbeitete persönlich die Gebührenordnung für Beisetzungen aus. Als letzte Ruhestätte vor allem von Militärs gedacht, waren für die Bestattung eines Fähnrichs 16 Taler, für die eines Feldmarschalls 300 Taler zu zahlen - wichtige Einnahmen für die Kirchgemeinde.

Auch die Mumifizierung der Leichen, von der berichtet wird, ist in ähnlichen Anlagen öfter anzutreffen, zum Beispiel in der Parochialkirche (Klosterstraße). Von 1723 bis zur Schließung 1830 wurden etwa 800 Särge aufgestellt, darunter 14 von General-Feldmarschällen und 54 von Generalen, unter ihnen enge Vertraute Friedrichs II.: Jakob v. Keith (1758) und Christoph Wilhelm v. Kalckstein (1759) wie auch Offiziere des Soldatenkönigs: Alexander Hermann v. Wartensleben (1734), Dubislav Gneomar v. Natzmer (1739), Albrecht Konrad Finck von Finckenstein (1735), Hans Heinrich v. Katte (1741), Graf Samuel v. Schmettau (1751).

1873 wurden erstmals Särge auf den neuen Garnisonfriedhof im Wedding überführt, denn Beisetzungen auf dem Alten Kirchhof an der Linienstraße waren nur noch in Einzelfällen gestattet. Dies muss sich wiederholt haben, denn nach 1945 wird von nur 200 Särgen berichtet. Die verbliebenen Leichen wurden nach Plünderungen und Schändungen 1949 auf dem Friedhof in Stahnsdorf beigesetzt.

 

III/9 Adolph Menzel, Gruft unter der Garnisonkirche, Bleistiftzeichnung.

 

III/10 Erinnerungstafel an die im Jahre 1703 in der Kirchengruft beigesetzte Salome Katharina Lautherien

 

III/11 und III/12 Die Grüfte unter der Garnisonkirche in den dreißiger Jahren

 

III/13 und 13a Gebührentaxen der Garnisonkirche für Leichen, um 1818. Die Gebühren wurden für Beisetzungen in der Gruft sowie auf den beiden Garnisonfriedhöfen an der Linienstraße erhoben.

 

III/14 Leichenpredigt des Garnisonpfarrers Lambertus Gedicke für die Ehefrau des Obersten und späteren Generalfeldmarschalls von Kalckstein im Januar 1729

 

III/15 Generalfeldmarschall Christoph Wilhelm von Kalckstein, beigesetzt

 

in den Grüften am 4. Juni 1759

 

III/16 Adolph Menzel, Sarg des Feldmarschalls von Kalkstein, Bleistift-Studie

 

III/17 General Georg Ernst von Holtzendorff, Vater des späteren Generals Karl Friedrich von Holtzendorff, dem Karl Friedrich Schinkel und Friedrich Tieck 1829 auf dem Kirchhof an der Linienstraße ein kunsthistorisch wertvolles Grabmal setzten.

 

III/18 Daniel Chodowiecki, Vignette zu Holtzendorffs Genesung. Der Untertitel der Radierung bezieht sich eindeutig auf den General G. E. von Holtzendorff: xDie Genesung ihres verehrenswürdigsten Befehlshabers Herrn General-Majors von Holtzendorff aus ehrfuchtsvoller Freude und Ergebenheit gewidmet von den sämmtlichen Officiers des Königlichen Artilleriecorps Berlin MDCCLXXXVx

 

 

 

Ein Hofmaler als Mumienzeichner

 

 

Der Maler Adolph Menzel sollte viele Jahre nach der xFriedericianax-Periode in seinem künstlerischen Schaffen unverhofft Gelegenheit bekommen, einige Helden aus der Zeit Friedrichs des Großen persönlich zu Angesicht zu bekommen. Im Jahre 1873 öffnete der Kirchenvorstand in Menzels Anwesenheit viele der über 800 Särge in der Gruft zur Feststellung der Namen. In einem Sarg wurde ein preußischer Feldmarschall vollkommen konserviert vorgefunden, mit Haupthaar sowie dem Schwarzen Adlerorden auf der Brust. Menzel sagte sofort: xDas ist Keith, den erkenne ich an der Ähnlichkeit!x Mehrfach muss der Künstler in jenem Jahr die Kellertreppe, die von der Seite der Predigerhäuser zum Gewölbe führte, hinab gestiegen sein. An den geöffneten Särgen der Helden des Siebenjährigen Krieges fertigte er Bleistift-Studien von Leichen und Uniformen, die sich in der Gruft über mehr als ein Jahrhundert zum Teil völlig erhalten hatten.

 

III/19 Adolph Menzel, Leiche des Feldmarschalls James von Keith, Bleistift. Menzel hat die friderizianische Epoche in Gemälden und Holzstichen vielfach dargestellt. Entsprechend seinen realistischen Ansprüchen bemühte er sich nicht nur bei Uniformen, Kostümen und Interieur um eine getreue Wiedergabe.

 

III/20 Adolph Menzels Bemerkungen auf dieser Bleistiftzeichnung: xGarnison Gruft, geöffnet 1873. Auf dem Sargdeckel nur die Buchstaben xG D v G. 1794xx. Recherchen in den Militärkirchenbüchern ergaben die Identität jenes Offiziers: George Dietrich von der Groeben, 1725-1794, Generalleutnant, Chef des Militärdepartements des Generaldirektoriums, beigesetzt in den Grüften am 11. Juli 1794

 

III/21 Adolph Menzel (1815-1905) in seinem Atelier. Mit 400 Federzeichnungen für Franz Kuglers xGeschichte Friedrichs des Großenx begründete Adolph Menzel 1842 seinen Ruf als Historienmaler.

 

III/22 Der Kaiser und Menzel betrachten dessen Gemälde xDie Schlacht bei Zorndorfx. Nach einer Postkarte

 

III/23 Adolph Menzel, Bleistift-Studie aus der Gruft der Garnisonkirche. Die Person ist nicht zu identifizieren, zu beachten unten links die Datierung

 

III/24 Das Thema Garnisonkirche hatte Adolph Menzel schon immer beschäftigt: so in den 1842 erschienenen Illustrationen zu Franz Kuglers xGeschichte Friedrichs des Grossenx - Feierliches Hereintragen der im Zweiten Schlesischen Kriege gegen Österreich erbeuteten Fahnen in die Berliner Garnisonkirche, nach den Schlachten von Hohenfriedberg und Soor vom 8. November 1745

 

III/25 Adolph Menzel, Generalsleiche in der Garnisongruft, Bleistiftzeichnung. Nach Menzels Notizen unten rechts wahrscheinlich Generalfeldmarschall Friedrich Heinrich Ferdinand Graf Kleist von Nollendorf (1772-1823), Träger des schwarzen und des roten Adlerordens sowie des Eisernen Kreuzes und des Ordens Pour le mérite.

 

 

 

Die Kartographen Samuel von Schmettau und Neander von Petersheiden

 

 

Die Kartographie war im 18. Jahrhundert eine außerordentlich bedeutsame Kunst und Wissenschaft. Johann Friedrich Walther, der Organist, Zeichner und Lehrer an der Garnisonschule, war einer der Großen in diesem Metier. Neben Schleuen und Dusableau spielten dann vor allem der Generalfeldmarschall Samuel von Schmettau und später sein Sohn Friedrich Wilhelm Karl eine entscheidende Rolle für die Kartographie in Preußen.

Anfang des 19. Jahrhunderts war es der Artilleriehauptmann Karl von Neander von Petersheiden (beigesetzt auf dem Offiziersfriedhof an der Linienstraße), der sich um die Kartographie Berlins und Brandenburgs verdient gemacht hatte. Neander hat sich auf mehreren Feldern versucht – der militärischen Kartenkunde seit 1793, der Herausgabe topographischer und anschaulicher Adressbücher Berlins, der Beschreibung des Flusses Panke, der Darstellung der Völkerschlacht von Leipzig.

 

 

III/26 Samuel von Schmettau (1684-1751), beigesetzt in den Grüften der Berliner Garnisonkirche. Als Artillerieoffizier und Festungsbauer an den dänischen, holländischen, sächsischen und österreichischen Höfen. Seit 1740 war er in preußischen Diensten und neben der Tätigkeit als Kartograph vor allem auf diplomatischer Ebene wirksam sowie ab 1743 auch Kurator der Berliner Akademie der Wissenschaften

 

III/26a Eintrag in den Militärkirchenbüchern zur Beisetzung des General-feld-marschalls von Schmettau in den Grüften der Garnisonkirche, 19. August 1751

 

III/27 Plan de la ville de Berlin levé et definé par Ordre et ... du Roi ... le comte de Schmettau 1749

 

III/28 Detail aus dem Plan von Berlin 1748, Samuel von Schmettaus mit Platz der Garnisonkirche, unten Mitte

 

III/29 Kartusche des Plans von Berlin, Samuel von Schmettau 1748

 

III/30 Wappen des Trägers des Schwarzen Adlerordens Generalfeldmarschall Reichsgraf Samuel von Schmettau, Januar 1742

 

III/31 Ruine der Pyramide, die sich Graf Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau, Sohn des Grafen Samuel von Schmettau, 1784 im Garten des Schlosses Garzau errichten ließ

 

III/32 xVue à Gartzaux, Kupferstich, koloriert, P. Haas, um 1780. Schloss und Park von Garzau waren im Besitz des Sohnes des Feldmarschalls Samuel von Schmettau, Friedrich Wilhelm Karl Graf von Schmettau (1743-1806)

 

III/32a Schloss Garzau heute - verfallen, vom Eigentümer (Land Berlin) zum Verkauf angeboten

 

III/33 Alter Hofkirchhof in Weimar, Gedenkstein für den Kartographen Friedrich Wilhelm Karl Graf von Schmettau, gestorben am 18. Oktober 1806 an den in der Schlacht bei Auerstedt erlittenen Verletzungen

 

III/34 Karl von Neander, xKarte und Übersicht Der ganzen Operation am Obern Rheinstrohm Im Jahr 1793x

 

III/35 Karl von Neander, xStellungen der Armee des General von Möllendorf im Jahr 1794x

 

III/36 Karl von Neander von Petersheiden, Der Panke-Fluß bei Berlin, Titelblatt der Publikation aus dem Jahre 1835

 

III/37 Karl von Neander von Petersheiden, Darstellung der Völkerschlacht bei Leipzig, Titelblatt

 

III/38 Karl von Neander von Petersheiden, Darstellung der Völkerschlacht bei Leipzig, kolorierte Karte

 

III/38a Eintrag im Sterberegister der Berliner Garnison zum Tod des Hauptmanns

a. D Karl von Neander am 30. April 1842

 

 

Ein preußischer Traditionsort - der Maler Christian Bernhard Rode

 

 

Unter Friedrich II. erfuhr die Garnisonkirche im Innern zahlreiche Veränderungen, die den Ruf der Kirche als militärische Traditionsstätte begründeten. Fahnen und Standarten aus den Schlachten der Schlesischen Kriege wurden in der Kirche zur Schau gestellt. Der Maler und Radierer Christian Bernhard Rode (1725 -1797) ge-staltete patriotische Gemälde, die an gefallene Heerführer des Siebenjährigen Krieges erinnern sollten. So entstanden nach 1759 Huldigungen an Kurt Christoph Graf von Schwerin, Ewald von Kleist, Hans Karl von Winterfeld und Jakob von Keith. Ein fünftes Gemälde fertigte B. Rode Jahre später, erst nach 1786 an – es stellte Hans Joachim von Zieten dar. Diese Gemälde hatten den Charakter von Ge-dächt-nis-bildern, gewidmet bekannten und verehrungswürdigen Personen. In der Kirche aufgehängt hatten sie zwei Funktionen – sie erinnerten als Epitaphe an die Verstor-benen, sie sollten aber auch die Verdienste der Toten ins Gedächtnis rufen.

Rode zählte zu den bekanntesten Künstlern seiner Zeit, der sich u.a. Themen und Ereignissen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte widmete. Er hat nach den eigenen Gemälden zahlreiche Radierungen angefertigt, so auch von den in der Berliner Garnisonkirche ausgestellten Huldigungsbildern für die preußischen Generale. Die Radierung war für Rode eine effektive Technik, um seinen histori-schen Darstellungen ein breites Publikum ganz im Sinne der Aufklärung zu ver-schaffen.

 

Theodor Fontane urteilte sehr kritisch über Rodes xHeldenbilderx. Zum Zieten-Bild in der Berliner Garnisonkirche schrieb er bissig: xDie Komposition auch dieses Bildes ist Dutzendarbeit und trotz der Prätension, geistvoll sein zu wollen, eigentlich ohne Geist. Auch hier ein bequemes Operieren mit traditionellen Mittelchen und Arrangements. Eine Urne mit dem Reliefbilde Zietens in Front derselben, am Boden ein Löwe, der ziemlich friedlich in einer Zietenschen Husarentigerdecke drin steckt wie ein Kater in einem Damenmuff,– außerdem eine hohe Frauengestalt, die einen Sternenkranz auf die Urne drückt, – das ist alles. Das Reliefporträt ist schlecht, nicht einmal ähnlich, aber die Urania oder Polyhymnia, die ihm den Sternenkranz bringt, ist in Zeichnung und Farbe um ein wesentliches besser, als gemeinhin Rodesche Figuren (er war ein Meister im Verzeichnen) zu sein pflegen.x Rodes Ölgemälde wurden beim Brand 1908 zerstört, 1909 angefertigte Kopien der Gemälde fielen den Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer.

 

III/39 Radierung nach dem Gedächtnisbild Rodes für Generalleutnant Hans Carl von Winterfeld in der Berliner Garnisonkirche

 

III/40 Drei unterschiedliche Radierungen Rodes nach dem Gedächtnisbild für Ewald Christian von Kleist (1715 - 1759) in der Berliner Garnisonkirche. Die Göttin der Freundschaft sitzt weinend an Kleists Urne, am Sarkophag der Schriftzug, an der Urne ein Bildnismedaillon. Vor dem Sarkophag liegen Leier und Schwert - Symbol für Dichtung und Offiziersberuf. Ewald von Kleist stand seit 1741 als Offizier in preußischen Diensten, er nahm am Siebenjährigen Krieg teil, wurde in der Schlacht bei Kunersdorf schwer verwundet und starb an den Folgen dieser Verletzungen. Bekannt geworden ist er als Lyriker - zu seinem Werk gehören neben der philosophisch-aufklärerischen Dichtung (xDer Frühlingx) auch klassizistische Oden und patriotische Gedichte (xOde an die preußische Armeex).

 

III/40a Die Radierung zeigt am Sarkophag nicht den Schriftzug, sondern eine Reiterschlacht. Die Kämpfenden tragen antike Gewänder, das Bildnis zeigt nun nach links.

 

III/40b Diese Radierung zeigt ebenfalls eine Kampfszene am Sarkophag, diesmal aber sind die Soldaten in Uniformen des 18. Jahrhundert gekleidet, auf dem Kopf tragen sie Dreispitze aus der friderizianischen Zeit.

 

III/41 Radierung Rodes nach der Gedächtnistafel für Kurt Christoph Graf von Schwerin (1684 - 1757). Im Fallen umarmt Schwerin die Siegesgöttin, die ihm einen Kranz aufsetzt.

 

Kurt Christoph von Schwerin, preußischer Generalfeldmarschall, nahm an allen Schlesischen Kriegen teil und fiel in der Schlacht bei Prag.

 

III/42 Detail vom Gedenkstein für Christian Bernhard Rode auf dem Friedhof der St. Nikolai- und der Mariengemeinde an der Prenzlauer Allee

 

III/43 Radierung von J. Rosenberg nach Rodes Gedächtnisbild für Zieten in der Berliner Garnisonkirche

 

III/44 Bernhard Rode, Selbstbildnis 1786, Johann Wilhelm Ludwig Gleim in Halberstadt gewidmet

 

 

 

Grabmale auf dem Offizierskirchhof

 

 

Die kunsthistorische Bedeutung des Offizierskirchhofes liegt im Vorhandensein sepulkraler Kunst aus dem Frühklassizismus, der Romantik und des Neubarock bis hin zu Werken der Reformkunst. Eine Besonderheit bildet der in dieser Ge-schlos-senheit für Berlins Begräbnisplätze einmalige, reiche Bestand an guss-eisernen Grabzeichen aus dem 19. und dem frühen 20. Jahrhundert.

Architekten wie Karl Friedrich Schinkel und August Soller, Bildhauer aus der Berliner Schule wie Ludwig Wichmann, Friedrich Tieck, August Kiss, Hermann Schievelbein und Adolf Jahn, namhafte ausführende Firmen wie die Kgl. Eisengießerei Berlin, die Berliner Zinkgussfirma Moritz & Johann Conrad Geiss und nicht zuletzt die Kgl. Gartenbauanstalt Potsdam, haben für diesen Friedhof gewirkt und dazu beige-tragen, ein Gesamtkunstwerk von hoher kultur- und kunstgeschichtlicher Bedeutung zu schaffen.

Auf dem Alten Garnisonkirchhof finden sich wie auch auf dem 1748 in Berlin angelegten Invalidenfriedhof zahlreiche Beispiele der künstlerischen Selbst-darstellung der ehemals in Preußen führenden, militärisch geprägten Gesell-schaftsschicht.

 

 

III/45 Neujahrskarte von 1806 aus der Kgl. Eisengießerei Berlin. Die Hütte arbeitete ab 1803 und produzierte viele Jahrzehnte auch für die Berliner Friedhöfe gusseiserne Grabkreuze, Epitaphe, größere Stelen, Gittereinfassungen von Grabanlagen und baldachinartige Tabernakel. Den Rohstoff für die besonders dünnflüssige Schmelze bildete Raseneisenstein, eine in der Mark Brandenburg verbreitete Eisenablagerung der Eiszeit mit hohem Phosphorgehalt, der auch beim Hausbau Verwendung fand.

 

III/46 Franz Krüger: Peter Beuth mit Landwehrmütze, Freund und Förderer K. F. Schinkels, hatte großen Anteil an der Entwicklung der Kgl. Eisengießerei zu Berlin

 

III/47 Gusseisernes Grabkreuz für Wilhelm von Clausewitz

 

III/48 Von Schinkel entworfener Aufsatz der Grabstele für General von Brauchitsch, Berliner Eisenguss

 

III/49 Gusseisernes Epitaph für Alexander von Trützschler

 

III/50 Gusseisernes Grabkreuz für Herwarth von Bittenfeld

 

III/51 Neujahrskarte 1828 mit dem Eisenguss-Grabmal für General von Brauchitsch

 

 

 

Der Stahlstecher Carl Frommel

 

 

Carl Ludwig Frommel (1789 - 1863) war der Vater des wohl bekanntesten der Berliner Garnisonprediger, Emil Frommel (1820-1896). Er stammte aus dem Hunsrück, wurde nach der Ausbildung bei den Karlsruhern Philipp Jakob Becker und Christian Haldenwang Kupferstecher und Maler, gründete den Kunst- und Industrieverein für das Großherzogtum Baden, eine Pioniertat für Deutschland. Nach einem mehrjährigen Englandaufenthalt schuf er ein Atelier für Stahlstecher, gegründet auf den dort entwickelten fortschrittlichsten Methoden des Stahlstichs. Später war er Generaldirektor der Großherzoglichen Galerie in Karlsruhe. Aus seiner Werkstatt stammen auch Stiche auf der Grundlage von Zeichnungen märkischer Kirchen und Schlösser, u.a. von Carl Blechen.

Der Stahlstich ist ein dem Kupferstich verwandtes Tiefdruck-Verfahren, das von dem Engländer Heath 1820 erfunden wurde. Die für den Druck verwendeten Stahlplatten werden durch den Entzug des Kohlenstoffs weich gemacht, wodurch die Darstellung mit fast derselben Leichtigkeit wie in Kupfer eingestochen werden kann. Danach werden die Platten wieder gehärtet. Der Stahlstich kann mittels Pressen auf weitere Stahlplatten übertragen werden, wodurch Druckauflagen bis zu 30.000 Exemplaren ermöglicht werden. Das Verfahren ergibt sehr konturenscharfe Drucke, daher ist es bestens geeignet für Banknoten, Briefmarken, Landkarten, Porträts und Buchillustrationen.

 

III/52 Jugendbildnis Carl Frommels aus dem Jahre 1816

 

III/53 Henriette geb. Gambs, die zweite Frau Carl Frommels (1801-1865), die Mutter des Berliner Garnisonpfarrers Emil Frommel

 

III/54 Altersbildnis Carl Frommels

 

III/55 Frommels Landhaus in Lichtental bei Baden-Baden

 

II/56 Das Innere der Schlosskirche St. Michael in Pforzheim, Aquarell, 1824

 

II/57 Schloss Tirol, Stahlstich von Carl Frommel, 1842, Ausschnitt

 

II/58 Blick auf Salzburg, Stahlstich, 1842

 

II/59 Ansicht von Badenweiler, kolorierte Umrissradierung, 1810

 

III/60 Carl Frommel, Eingang in das alte Schloss zu Baden, Stahlstich

 

III/61 Kunstgalerie Karlsruhe, deren Direktor Carl Frommel war

 

 

 

Die Orgeln

 

 

Die ehemalige Berliner Garnisonkirche verband mit anderen Städten der Mark Brandenburg nicht nur das Militärische, das Zurschaustellen der preußischen Tradition – auch das Spiel einer Orgel des berühmten Joachim Wagner ließen Gemeinsamkeiten anklingen.

Schon zur ersten, bei der Pulverturm-Explosion von 1720 zerstörten Kirche, gehörte 1704 ein kleines Positiv und ab 1706 eine kleine achtstimmige Orgel aus der Werkstatt des Berliner Orgelbauers Christoph Werner (1633-1706) zur Ausstattung. Das erste größere Instrument mit 23 Stimmen, zwei Manualen und einem Pedal wurde 1713 durch Johann Michael Röder (gest. 1748) erbaut. Die Orgel beeindruckte die Berliner Öffentlichkeit und auch den König vor allem durch seinen Ornament-Prospekt und die hier erstmals zu sehenden behelmten paukenschlagenden Engel samt der militärischen Staffage wie Fahnen, Streitäxten und Lanzen. Vier Engel, positioniert zu beiden Seiten des Mittelturms und an den Außenseiten des Prospekts, mit Glocken und Hämmern in den Händen, schlugen beim Orgelspiel den Akkord g h d g an. Unterhalb der Engel an den Mittelturmseiten waren zwei Sonnen angebracht, deren Strahlen aus Pfeifen bestanden. Das jeweilige Zentrum der linken und rechten Prospektseite besetzte je ein Thron mit einem Adler aus je 300 klingenden Pfeifen. Je ein Engel mit Ordensstern in der Hand schmückte die Pfeifentürme neben dem Mittelturm. Wurde die Orgel gespielt, drehten sich die Ordenssterne und ihr Zimbelklang harmonierte mit dem Glockenklang, den die vier anderen Engel erzeugten.

Die Orgel überstand die Zerstörung von 1720, wurde gesichert und 1724 durch Joachim Wagner in die Nikolaikirche Potsdam eingebaut. Denn der Kontrast war deutlich geworden: die neue größere Kirche von 1722 forderte eine größere Orgel. 1724, unmittelbar nach Abschluss des zweiten Baus der Kirche, hatte man den aus Karow bei Genthin stammenden Joachim Wagner (1690-1749) mit dem Bau der Orgel beauftragt. Sie wurde 1726 fertiggestellt. Die Orgel, auf der Johann Friedrich Walther spielte, gilt als Meisterleistung der Barockzeit in Preußen und beeindruckte die Zeitgenossen nicht nur durch ihren Klang. So mancher war besonders vom Orgelprospekt angetan, auf dem zwei flügelschlagende Adler, goldene Sonnen, trommelnde Putten und trompetende Engel zu bewundern waren. Bei den Kessel-pauken handelte es sich ein Geschenk des Wartenslebenschen Reiter-Regiments, die vormals in dessen Gebrauch waren. Die Besonderheit dieser pauken-schlagenden Kinder war ihr Kopfschmuck. Sie trugen einen Helm mit Federbusch, ein Attribut, das Wagner von Röder übernommen hatte. An den Seitentürmen schwebte über jeder Pyramide eine Fama, die ihre Trompete an- und absetzen und beim Paukenspiel flügelschlagend bis auf die Höhe der Pyramidenspitze herabgelassen werden konnte.

 

II/63 Wagner-Orgel in der Berliner Marienkirche, Zustand vor 1892

 

III/64 Wagner-Orgel in der Berliner Garnisonkirche.

 

III/65 Mutmaßliches Porträt nach Wagners Totenmaske aus St. Marien in Salzwedel

 

III/66 xUnter der Regierung Friderici Wilhelmi des II. Königs von Preußen ist dieser Prospect ..., 1713x, Ansicht der Roederorgel in der Berliner Garnisonkirche

 

III/67 Detail der Wagner-Orgel in der Berliner Garnisonkirche: militärische Attribute kennzeichneten selbst die kleinen Pauker

 

III/67a Paukeschlagender behelmter Engel, Detail der Röder-Orgel aus der Berliner Garnisonkirche – schon 1713

 

III/68 Signatur Joachim Wagners

 

III/69 Signatur Johann Michael Röders

 

III/70 Adler und preußische Königskrone vom Prospekt der Röder-Orgel

 

III/71 Detail mit militärischen Attributen vom Prospekt der Wagner-Orgel in der Berliner Garnisonkirche

 

 

 

Röder- und Wagner- Orgeln in der Mark

 

 

Johann Michael Röder und Joachim Wagner waren nicht nur in der Residenz Berlin gesuchte Orgelbauer. In den märkischen Städten Potsdam, Prenzlau, Brandenburg/ Havel, Angermünde, Gransee, Wusterhausen/ Dosse können wir noch ihre Meister-werke bewundern. Die Wagner-Orgel in der evangelischen Kirche von Pritzerbe hat ein besonderes Schicksal. Gebaut wurde sie für die Kirche des Militärwaisenhauses Potsdam, versetzt 1792 nach Pritzerbe. Ins Bereich der Legenden gehört die in manchen kunstgeschichtlichen Publikationen zu findende Behauptung, sie stamme aus der Berliner Garnisonkirche. Die in der Ausstellung präsentierten Originalteile des Wagnerschen Prospekts, Adler und königliche Initialen FW, mussten aus technischen Gründen abgenommen und gesichert werden, da sich das Kirchen-dach in den letzten Jahrzehnten gesenkt hatte.

Ein Kleinod ist auch die Orgel in der Dorfkirche von Felchow bei Angermünde. Joachim Wagner schuf sie 1745. Erhalten sind Wagner-Orgeln weiterhin in den Dorfkirchen von Rühstedt (Prignitz) von 1737, Schönwalde bei Nauen von 1739, Bötzow bei Velten von 1740, Sternhagen bei Prenzlau von 1736, ursprünglich in Gramzow. Eines der schönsten Werke Röders ist in der Schlosskirche von Buch zu bewundern, umgesetzt aus der Heilig-Geist-Kapelle Prenzlau, geschaffen 1744.

 

III/72 Wagner-Orgel in Pritzerbe

 

III/73 Detail vom Prospekt der Wagner-Orgel aus Pritzerbe

 

III/74 Detail vom Prospekt der Wagner-Orgel aus Pritzerbe

 

III/75 Posauneblasender Engel vom Prospekt der Wagner-Orgel aus Felchow/Uckermark

 

III/76 Schwebender Engel aus der Dorfkirche von Felchow/Uckermark

 

III/77 Wagner-Orgel in Rühstedt/Prignitz

 

III/78 Paukeschlagende Engel vom Prospekt der Wagner-Orgel in Angermünde - ohne Helm!

 

III/79 Prospekt der Röder-Orgel in Buch, ursprünglich für die Heiliggeist-Kapelle 1744 in Prenzlau errichtet

 

III/80 Detail vom Prospekt der Röder-Orgel aus Greiffenberg/Uckermark

 

 

 

Vielseitig und unentdeckt - Johann Friedrich Walther

 

 

Ich xhabe diese Nachrichten mit einigen Zeichnungen erläutert. Und ob dieselben nicht in allen Stücken, so wie ichs gewünschet, gerathen seyn mögten, so wird doch ein jeder, der Sachen Verständiger, mich leicht entschuldigen, allermaßen ich von der Zeichen-Kunst nicht Profession mache, dennoch aber meinen guten Willen nach Vermögen auch hierin zeigenx will.

 

(J. F. Walther in der Vorrede zu seiner Geschichte der Berliner Garnisonkirche, 1737)

 

 

Von ihm gibt es kein Porträt, obwohl er sein Leben lang zeichnete und mit Zeichnern und Kupferstechern Umgang hatte: Johann Friedrich Walther teilt das Schicksal vieler seiner Zeitgenossen. Er ist heute nahezu unbekannt. Gerade er aber hat unser Bild vom Berlin des 18. Jahrhunderts mitgeprägt. Walther war es nämlich, der zahlreiche Zeichnungen und Pläne lieferte, die den führenden Kupferstechern seiner Zeit als Vorlagen dienten. Bekannt sind seine Zeichnungen der Bauten Martin Grünbergs und anderer Architekten Berlins.

Über sein Leben wissen wir nur wenig: Er wurde am 14. Juni 1695 geboren, war zunächst Schüler der Garnisonschule und von 1716 bis 1747 xlnformatorx (d.h. Lehrer) der Schule und Organist der Garnisonkirche. Daneben hat er Bücher geschrieben und auch diese mit eigenen Zeichnungen versehen. Die erste, äußerst umfangreiche Geschichte der Garnisonkirche stammt von ihm und wurde 1737 herausgegeben. Sie erschien in einer zweiten, erweiterten und ergänzten Auflage 1743. Das handschriftliche Manuskript des Buches enthält kolorierte Zeichnungen, die als Vorlagen für den Kupferstecher Georg Paul Busch in der Publikation von 1737 dienten und die wiederum Georg Goens für seine xGeschichte der Königlichen Berlinischen Garnisonkirchex von 1897 verwendete. Im Jahre 1757 ist er nochmals schriftstellerisch tätig – er verfasst die xKurzgefaßte Historische Nachricht von Fundirung und Zweymaliger Erbauung der so genannten Sebastians-Kirche in der Cöllnischen Vorstadt bey der Königlichen Residentz Berlin Aus sichern Quellen zusammen getragen, auch mit einer Vorrede vom Ursprung, Form und Gebrauch der Christlichen Kirchen begleitet von J. F. Walther, Hofrath und Stadtkämmmerer MDCCLVIIx. Diese Schrift mit wertvollen kolorierten Zeichnungen des Grünbergschen Kirchenbaus ist nur im Manuskript überliefert. Im Künstler-lexikon von Thieme und Becker ist J. F. Walther eingetragen - als Berliner Architektur- und Planzeichner, ohne Bezug zu seiner zweiten, nicht minder bedeutenden Tätigkeit, der als Organist an der Garnisonkirche und ohne Hinweis auf seine Publikationen.

 

III/81 Titelblatt der Erstausgabe der Beschreibung der Berliner Garnisonkirche von 1737 durch Johann Friedrich Walther

 

III/82 Die Berliner Garnisonkirche auf dem Stadtplan von Schleuen, gezeichnet von Walther, gestochen von Busch. Johann Friedrich Walther zeichnete vor allem Gebäude und Stadtpläne, die dann von Johann David Schleuen oder Georg Paul Busch in Kupfer gestochen wurden und heute eine Vorstellung vom Aussehen der Stadt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vermitteln.

 

III/83 Ein Beispiel der Zusammenarbeit Walthers mit dem Berliner Kupferstecher Georg Paul Busch - Detail aus Walthers Plan der Residenz Berlin, Statuen des Großen Kurfürsten und König Friedrich I.

 

III/84 Kartusche des Waltherschen Planes von Berlin von 1737. Der Zeichner Walther verrät seine Zugehörigkeit zur evangelischen Garnisongemeinde Kartusche des Waltherschen Planes von Berlin von 1737. Der Zeichner Walther verrät seine Zugehörigkeit zur evangelischen Garnisongemeinde und seine Verehrung für den Soldatenkönig durch die Abbildung des zur Sonne strebenden Adlers und des Mottos xNon soli ceditx - der Adler weicht der Sonne nicht - neben den königlichen Initialen und des Mottos xNon soli ceditx - der Adler weicht der Sonne nicht – neben den königlichen Initialen

 

III/85 Eintrag zu Johann Friedrich Walther als xArchitektur- und Planzeichner in Berlinx im Künstlerlexikon von Ulrich Thieme/Felix Becker

 

III/86 Zeitungsmeldung zum Tod von Johann Friedrich Walther

 

III/87 Titelblatt des handschriftlichen Manuskripts der Beschreibung der Berliner Garnisonkirche durch Johann Friedrich Walther von 1736

 

III/88 Eine der schönsten Zeichnungen Johann Friedrich Walthers in seinem handschriftlichen Manuskript von 1736: die Kanzel der Berliner Garnisonkirche

 

 

 

Johann Friedrich Walther – Organist an der Garnisonkirche

 

 

Am 16. November 1716 tritt J. F. Walther mit 21 Jahren in der Nachfolge von Johann Martin Weiß die Stelle als Organist und dritter Lehrer an der Garnisonschule an. In den ersten Jahren wohnt Walther als Lehrer in einer Dienstwohnung in der Garnisonschule. Der Eintrag für ihn im Adresskalender der Stadt Berlin des Jahres 1723 lautet auf Seite 66: H. Johann Friedrich Walter. Organist und Schul-Collega xlog. Auf der Schulex. Walther muss sehr glücklich gewesen sein, als ihm auch nach dem Neubau der Kirche von 1722 die Orgel der Garnisonkirche anvertraut wurde – Weihnachten 1724 spielt er erstmals auf dem Hauptmanual des neuge-bauten Instruments Joachim Wagners, ein Jahr später in Anwesenheit des Königs auf der kompletten Orgel. Walthers Ruf als Organist und Kenner der Orgelbauten der Residenz war in jenen Jahren schon so bedeutend, dass man ihn zur Be-urteilung der Qualität des Meisterstücks des Orgelbauers Joachim Wagner in der Marienkirche 1723 herangezogen hatte.

1747 wechselt Walther in die Stadtverwaltung, wird Kämmerer. Im Adresskalender von 1748 ändert sich die Wohnungsanschrift: Seite 137: xHerr Johann Friedrich Walther, Cämmerer, wohnet im Kühnschen Hause, an der Garnisonkirchex. Man muss davon ausgehen, dass er mit dem Ausscheiden aus dem Schuldienst und dem Auszug aus der Schulwohnung auch die Stelle als Organist aufgibt. 1749 heißt es im Kalender xCämmerer und Rathmannx, 1756 xHof-Rath und Mitglied des Armen-Directorii, auch Cämmerer und Rathmannx.

Carl von Ledebur nennt ihn 1861 in seinem Lexikon der Tonkünstler, nimmt aber keinen Bezug zum xanderenx Walther, den Zeichner, Lehrer an der Schule, erwähnt von den Publikationen nur das Heft von 1727 mit der Beschreibung der Orgel in der Garnisonkirche. Auch die Tätigkeit nach 1747 wird genannt, ohne weitere Details. Keine Quelle sagt etwas über die Begräbnisstätte Walthers, auch nicht der Zeitungsbericht über seinen Tod im Alter von 82 Jahren am 27. Juli 1776 in Berlin. Der letzte Eintrag im Kalender von 1777 lautet unverändert: S. 144: xHerr Johann Friedrich Walther, Hof-Rath und Mitglied des Armen-Directorii, auch Cämmerer und Rathmann, wohnet im Kühnschen Hause, an der Garnisonkirchex.

 

III/91 Titelblatt der Beschreibung der Orgel von 1727 xDie in der Garnisonkirche zu Berlin befindliche Neue Orgel, wie selige ...x

 

III/92 Krone und Initialen vom Prospekt der Röder-Orgel, an der Walther zwischen 1713 und 1720 spielte

 

III/93 Königskrone und Initialen Friedrich Wilhelms I. vom Prospekt der Wagner-Orgel, an der Organist Johann Friedrich Walther über 20 Jahre wirkte, aus der Zeichnung im handschriftlichen Manuskript der xHistorischen Nachricht ...x von 1736

 

III/94 Wie Walther seinen Arbeitsplatz als Organist sah: xProspect der Berlinischen Garnisonkirche, wie solche vom Morgenwärts nach ihrem Inngebäude anzusehenx, Zeichnung aus Joachim Friedrich Walthers Manuskript von 1736

 

III/95 Spieltisch der Wagner-Orgel aus der Berliner Garnisonkirche, Kupferstich von G. P. Busch nach der Zeichnung von J. F. Walther

 

III/96 Disposition der Wagner-Orgel in der Berliner Garnisonkirche, Auszug aus Johann Friedrich Walthers Publikation von 1727

 

III/97 Auszug aus: Carl Freiherr von Ledebur, Tonkünstler-Lexikon Berlinxs von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, Berlin 1861, S. 624

 

III/98 Zeitungsausschnitt mit einem Bericht über den Tod Johann Friedrich Walthers

 

 

 

KIRCHE IN DER ZEIT

 

 

Die Prediger

 

 

In den preußischen Garnisonstädten wurde der Garnisonpfarrer aus den Reihen der den Regimentern zugeordneten Feldprediger bestimmt. In der Residenz Berlin waren 1728 neben dem Garnisonprediger noch vier und 1738 sogar noch sechs weitere Militärgeistliche tätig. Bei der Größe der Garnison reichte der Raum in der Kirche nicht mehr aus. Vormittags hielt hier der Garnisonpfarrer den Gottesdienst für sein Regiment ab, nachmittags rückten die übrigen Regimenter ein oder wichen auf andere Kirchen Berlins aus.

Seit 1717 hatte der Garnisonpfarrer von Berlin ein besonderes Amt inne. Er war gleichzeitig Feldpropst der preußischen Armee und damit für die Personal-angelegenheiten der Feldprediger des Landes zuständig. Zudem war er seit 1718 mitberechtigt, den militärkirchlichen Nachwuchs zu examinieren und zu ordinieren. Die Amtseinführung der Kandidaten fand bis 1742 grundsätzlich in der Garnison-kirche statt – insgesamt sollen es in dieser Zeit 280 Feldprediger gewesen sein, die ihre Laufbahn in der Garnisonkirche begannen.

Die Feldprediger erhielten erst im 18. Jahrhundert eine sie kennzeichnende Uniform. 1742 legte Friedrich II. fest, wie ein Feldprediger auszusehen habe: xEin dreikrempiger Hut. Eigene Haare oder eine kurze allezeit wohl accomodirte Peruque, ein blauer Kragen mit einem schmalen weißen Rande, unter demselben eine schwarze samtne Binde, ein seidner schwarzer Mantel, der aber nur über die Waden ging, kleine Manschetten, schwarze seidene Strümpfe und runde Schuhe.x

Nach mehreren Veränderungen war ab 1866 vorgeschrieben, xeinen zwei Hände über die Kniee reichenden Überrock von schwarzem Tuch, mit stehendem Kragen und einer Reihe Knöpfe, ferner eine schwarzseidene Weste und eine violette auf beiden Seiten mit zwei Finger breiten weißen Streifen versehene seidene Feldbinde um den linken Oberarmx zu tragen.

 

IV/1 Garnisonpfarrer Lampertus Gedicke (1683 - 1736) war seit 1709 als Garnisonprediger in Berlin tätig und betreute das Wartenslebensche Kavallerie-Regiment. 1717 wurde er zum Feldpropst, dem ersten in Preußen, ernannt. Während seiner Amtszeit erfolgte von 1720 - 22 der Bau des zweiten Kirchen-gebäudes.

 

IV/2 Garnisonpfarrer Johann Caspar Carstedt (1684 - 1752).

 

Carstedt trat 1736 die Nachfolge von Gedicke als Berliner Garnisonpfarrer und Feldpropst an. Das Feldpropstamt legte er 1742 aus gesundheitlichen Gründen nieder; es wurde fortan vom Potsdamer Garnisonprediger wahrgenommen.

 

IV/3 Feldprediger zur Zeit Friedrichs II., Zeichnung von Adolph Menzel

 

IV/4 Titelblatt der gedruckten Gedächtnispredigt des Feldpropstes Lampertus Gedicke zu Ehren des in den Grüften der Garnisonkirche am 10. Februar 1730 beigesetzten Generalleutnants Kurt Hildebrand von Loeben

 

IV/5 Feldprediger-Uniform ab 1866

 

IV/6 Gedruckte Predigt des Feldpropstes Johann Caspar Carstedt zum Gedächtnis von Generalfeldmarschall von Natzmer am 19. Juni 1739 in der

 

Berliner Garnisonkirche

 

IV/7 Gedrucktes Programm der Trauerode zum Gedächtnis des Generalfeldmarschalls von Natzmer in der Berliner Garnisonkirche 1739

 

 

 

Grabungen auf dem Gelände des ehemaligen Gemeinenfriedhofs

 

 

Der Gemeinenfriedhof östlich der Gormannstraße wurde bereits 1862 geschlossen und das Grundstück ab 1891 zum Kauf und zur Bebauung angeboten, so dass er heute nicht mehr vorhanden ist. Auf Teilen der überbauten Fläche, den Grund-stücken Rückerstraße 8 und Linienstraße 215, fanden 2002 und 2003 Bauarbeiten für Wohngebäude und Tiefgaragen statt. Ein Archäologenteam unter Leitung der Anthropologin Jeannette Fester begleitete die Bodenarbeiten im Auftrag des Landesdenkmalamtes Berlin und stieß in den ausgeschachteten Bereichen auf Gräber des Gemeinenfriedhofs. Hierbei konnten verschiedene vertikale Bestat-tungslagen ausgemacht werden und vereinzelt waren persönliche Schmuck- und Gebrauchsgegenstände, auch Devotionalien zu finden. Außerdem förderten die Arbeiten den Grabstein eines Fuß-Gendarmen zu Tage. Neben den gegen-ständlichen Funden ist besonders erwähnenswert, dass sich an einigen Schädeln Obduktionsschnitte befinden. Leichenöffnungen aus gerichtsmedizinischen Gründen waren im 18. Jahrhundert durchaus üblich. Daneben führte ein sich ausweitendes öffentliches Interesse an empirisch-anatomischen Kenntnissen dazu, Sektionen vor einem vielschichtigen Fachpublikum – dazu zählten auch die Feldschere der Garnison – und vor Laien vorzunehmen. Die Zahl der benötigten Leichen konnte nun nicht mehr allein mit Hingerichteten oder gewaltsam Getöteten gedeckt werden, so dass Leichen aus den Hospitälern und Armenhäusern gekauft wurden. Wahrscheinlich sind die Obduktionsspuren an den Skeletten auf dem ehemaligen Gemeinenfriedhof mit den öffentlichen Sektionen in Verbindung zu bringen und wären somit Sachzeugen eines aufklärerischen Interesses an naturwissenschaftlich-medizinischen Kenntnissen.

 

Grabschrift auf dem xKirchhof für das niedre Militair und die Ihrigenx für die Kinder Carolina, Charlotte, Erdmann und Ernst Erdmann Günther, gestorben in den Jahren zwischen 1817 und 1822:

 

Wohl Euch, ihr lieben Kinder,

 

Ihr ginget nur geschwinder,

 

Als wir ins Himmelreich;

 

Ihr seyd nun ganz vollkommen,

 

Der Erdennoth entnommen,

 

Und Euerm lieben Heiland gleich.

 

(Carl Benjamin Hohlfeld, Erinnerungen an die Kirchhöfe zu Berlin. Eine Auswahl der vorzüglichsten Grabschriftenx, Leipzig 1826, S. 96)

 

IV/8 Grabungen auf dem Grundstück Rückerstraße 8 im Sommer 2002

 

IV/9 Eine Flasche als Grabbeigabe, Grundstück Rückerstraße 8

 

IV/10 und IV/11 Skelette mit Obduktionsschnitten im Schädel, Grundstück Rückerstraße 8

 

IV/12 Situationsplan des Gemeinenfriedhofs 1892, angefertigt durch das städtische Vermessungsamt. Der Plan diente der Vorbereitung für den Verkauf der Grundstücke und dokumentiert die Ablaufdaten der Grabstellen

 

IV/13 Eintrag in den Militärkirchenbüchern der evangelischen Garnisongemeinde vom 4. Oktober 1828 zum Tode eines unverheirateten zweiundzwanzigjährigen Kanoniers vom Garde-Artillerie-Korps. Todesursache des Johann Friedrich Kleist aus Jastrow in Westpreußen: xim Gefängnis sich selbst entleibetx. Am 7. Oktober wurde Kleist auf dem Gemeinenfriedhof beigesetzt.

 

 

 

Gemeindeschule und Sozialwesen

 

 

Die Kirchengemeinde hatte vielfältige Aufgaben wahrzunehmen: sie war für die Ausbildung der Soldatenkinder zuständig, hatte Schulgebäude, Lehrerwohnungen, Predigerwitwenhäuser, zeitweise ein Lazarett und ein Waisenhaus sowie die Friedhöfe an der Linienstraße zu unterhalten. Wenn sich auch der König und die Regimenter an den Kosten beteiligten und so manche Sondereinnahme der Gemeinde zufloß, war doch die finanzielle Last zu groß. Es verwundert nicht, dass das Lazarett für die Kranken und Invaliden und auch das Waisenhaus schon durch den Soldatenkönig wieder geschlossen wurden.

Die bereits 1692 gegründete Schule blieb jedoch erhalten. Sie war ursprünglich für den unentgeltlichen Unterricht von 50 xarmen Soldatenkindernx eingerichtet worden, die im Lesen, Schreiben, Rechnen und im Katechismus unterwiesen wurden. Zunehmend vermehrte sich die Schülerzahl, neue Lehrer wurden eingestellt und die Lehrinhalte erweitert. Die Garnisonschule unterrichtete die Kinder in fünf Klassen. In den drei Jungenklassen wurden wöchentlich 16 Stunden, in den beiden Mädchenklassen 10 Stunden erteilt

Im Sinne der Aufklärung wuchs die Bedeutung der Garnisonschule. Sie entwickelte sie sich zu einer angesehenen Einrichtung im Sinne einer höheren Bürgerschule und einer Vorschule für den Offiziersnachwuchs aus dem Bürgerstande. 1844 wurde sie geschlossen.

 

IV/15 Die erste Garnisonschule als Anbau der Kirche, gezeichnet durch Johann Friedrich Walther im handschriftlichen Manuskript von 1736

 

IV/16 Auszug aus einer Akte im Geheimen Staatsarchiv über ein Revisionsverfahren gegen den Leiter der Bauarbeiten an der Berliner Garnisonschule im Jahre 1785, den Bauadjutanten Johann Friedrich Friedel (1722-1793), wegen erheblichen Überziehens der Baukosten. Die königliche Kasse konnte ausstehende Rechnungen privater Baufirmen nicht begleichen, Insolvenzen waren die Folge. Friedel bittet in diesem Schreiben, einen anderen unparteiischen Revisor zusätzlich zum Revisor Seidel zu beauftragen, damit seine Ehre schnellstens wiederhergestellt werden möge. Das Grabmal Friedels und seiner Söhne im klassizistischen Stil ist noch heute auf dem Offizierskirchhof erhalten.

 

IV/17 Die Schule ist mehrfach umgezogen. 1722 erhielt sie nach der Zerstörung vom August 1720 das Haus des Obersten Glasenapp in unmittelbarer Nachbarschaft der Garnisonkirche. 1785 wurde unter Leitung des Königlichen Bauadjutanten Friedel das Gebäude um eine Etage aufgestockt. Nach der Schließung der Schule wurde das Haus durch die Garnisonprediger als Wohn- und Dienstgebäude genutzt (heute Anna-Louisa-Karsch-Str. 9).

 

IV/18 Rekrutenaushebung, gezeichnet von Johann Wolfgang von Goethe

 

IV/19 Daniel Chodowiecki, Das bettelnde Soldatenweib, 1764

 

 

 

Trauerfeier für den Helden von Nordhausen

 

 

Über das kirchliche Leben der Berliner evangelischen Garnisongemeinde wissen wir wenig. Die Chronisten berichten von ständigen Geldsorgen, von der Schwierigkeit, die sozialen Aufgaben der Gemeinde wahrzunehmen. Andere Alltäglichkeiten waren der Aufzeichnung nicht wert. Und wie so oft finden sich Nachrichten von den xgroßenx Ereignissen. Ein solches hat am 17. Oktober 1709 stattgefunden, als der Generalmajor Daniel von Tettau in der Garnisonkirche beerdigt wurde: Der Sarg wurde xdurch die damalige Königl. Grenadier- Guarde, unter Begleitung vieler 6-, 4- und 2-spännigen Königl. und anderen Carossen, bey dem Geläute aller Glocken in hiesigen Residentzien, Abends um 8 Uhr abgeholet, und nach der Garnison-Kirche gebracht Gegen 10 Uhr langte die Procession bey der Garnison-Kirche an; Die Leiche wurde durch 16 Unter-Officiers in die Kirche, welche mit mehr denn 1000 weissen und gelben Wachs- Lichtern schön illuminiert war, getragen, und vor dem, mit schwarzen Tuch behangenen Altar niedergesetztx. Nach einem Gesang wurde xder Sarg wieder zur Kirchen heraus und nach dem Eingang des Gewölbes gebracht, da denn unter währendem Beysetzen, aus neun Canonen gefeuret, auch von der, vor der Kirche postireten Grenadier- Guarde eine dreyfache Salve gegeben, und also damit dieses Leichen-Begräbniß beschlossen wordenx ist. (J. F. Walther, 1737)

Tettau war Chef der Leibgarde des Königs gewesen und in der blutigen Schlacht von Malplaquet gefallen. Er hatte sich noch als Oberst bei der von ihm kommandierten Besetzung der Stadt Nordhausen im Frühjahr 1703 als fähiger Taktiker und Verhandlungsführer ausgezeichnet.

 

IV/20 Der Generalmajor Daniel von Tettau (1670-1709), Sohn des Kanzlers des Herzogtums Preußen, Kommandeur der brandenburgisch-preußischen Grenadiergarde, hatte an 16 Schlachten teilgenommen und bei Maplaquet den Tod gefunden. Vertreter der weitverzweigten Familie Tettau hatten im ostpreußischen Königsberg bedeutende Positionen im Gerichtswesen, in der Verwaltung und im Militär inne, einige sind in Gedichten des Königsberger Poeten Simon Dach (1602-1659) besungen worden.

 

IV/21 Gedicht von Simon Dach aus Königsberg zur Hochzeit eines Daniel von Tettau, Gerichtsrat in Königsberg, mit Anna Barbara von Schlieben, 8. Mai 1653

 

IV/22 Titelblatt des Tagebuchs des Nordhäuser Juristen und Ratsherrn Ericus Christophorus Bohne über die militärischen und diplomatischen Taten des Obristen von Tettau

 

IV/23 Wappen zur Aufnahme eines Vertreters der Familie von Tettau, des Generalleutnants Johann Georg von Tettau (1650-1713), Kommandeur der Gardes du Corps, in der Orden vom Schwarzen Adler am 17. Januar 1701, dem Vorabend der Königskrönung in Königsberg

 

IV/24 Gedicht von Simon Dach aus Anlass des Todes des Sohnes des kurfürstlich-brandenburgischen Gerichtsrates Hans Dietrich von Tettau am 7. Februar 1653

 

IV/25 Gedicht von Simon Dach aus Anlass des Todes des kurfürstlich-branden-burgischen Ober- und Regimentsrates Hans Ebert von Tettau im Jahre 1653

 

IV/26 Schlacht bei Malplaquet im Spanischen Erbfolgekrieg, 11. September 1709

 

IV/27 Eintrag im Berliner Adress-Kalender von 1704 zur Wohnung des Obristen und Chefs der Grenadiergarde Daniel von Tettau in Berlin. Bemerkenswert auch die Einträge zum Kommandanten der Gardes du Corps, Oberst Johann Georg von Tettau und des Generalmajors Georg Abraham von Arnim, des Chefs der Garde zu Fuß

 

 

 

Zwei Garnisonkirchen – Berlin und Potsdam

 

 

1732, als in Berlin bereits die zweite Garnisonkirche stand, erlebte Preußen die Einweihung einer weiteren Garnisonkirche – die der Potsdamer, die zur bekanntesten ihrer Art überhaupt wurde.

Beide Kirchen – im Zeitabstand von 10 Jahren entstanden – wurden vom selben Bauherrn in Auftrag gegeben und auch vom selben Architekten, Philipp Gerlach, entworfen. Gemeinsamkeiten wie Unterschiede beider Kirchen fallen sofort ins Auge: Am auffälligsten ist die Verschiedenheit im äußeren Erscheinungsbild. Zwar wählte Gerlach bei beiden den Quersaalbau, nur wurde in Potsdam an die südliche Langseite der Kirche ein imposanter Turm gestellt.

Die Ähnlichkeit der Gestaltung im Innenraum resultierte aus den Bautypen, den Bedürfnissen der Liturgie und der Notwendigkeit, eine große Anzahl Besucher unterzubringen, aber auch aus der Ausschmückung mit zahlreichen Symbolen des Kriegshandwerks – und nicht zuletzt aus dem in beiden Kirchen bildhaft umgesetzten Wahlspruch König Friedrich Wilhelms I.

Die Potsdamer Kirche erlangte jedoch größere Bedeutung als die Berliner, Sie war nicht nur prächtiger, sondern wurde von Friedrich Wilhelm I. zu seiner letzten Ruhestätte bestimmt, war mit Königsgruft und eroberten Fahnen und Standarten ein wichtiger Traditionsort, diente der evangelischen reformierten Hofgemeinde als Kirche und wurde nicht zuletzt durch den xTag von Potsdamx am 21. März 1933 zum Symbol faschistischen Machtmissbrauchs.

 

IV/28 Variation des Themas xNon soli ceditx (oder auch xNec soli ceditx) - xEr weicht der Sonne nichtx auf dem Turm der Potsdamer Garnisonkirche. Der Wahlspruch Friedrich Wilhelms I. drückte das Selbstvertrauens des preußischen Staates aus, sich einen Platz an der Seite der europäischen Großmächte zu erobern. Sowohl die Berliner als auch die Potsdamer Garnisonkirche zeigten an vielen Stellen den zur Sonne aufsteigenden Adler, der in den Fängen den Donnerkeil hält. Auch auf den Siegeln beider Kirchen fanden sich Adler und Sonne.

 

IV/29 Blick über die Breite Brücke auf die Potsdamer Garnisonkirche und das Stadtschloss. Gemälde von Carl Georg Hasenpflug (1827). Der repräsentative Turm der Potsdamer Garnisonkirche zählt zu den bedeutendsten Leistungen barocker Architektur in Preußen. Aufwendig gegliedert, bildete er einen wichtigen Akzent in der Silhouette der Stadt und beherbergte ein holländisches Carillon – eine einfache Glocke reichte nach dem Willen Friedrich Wilhelm I. nicht aus.

 

IV/30 Entwurf der Potsdamer Garnisonkirche von Philipp Gerlach, Vorderansicht, Kupferstich von Alexander Gläßer, um 1730

 

IV/31 Auch Soldaten der Potsdamer Garnison nahmen im Frühjahr 1848 an Protestaktionen gegen die Willkür des preußischen Obrigkeitsstaates teil

 

IV/32 Der unheilbringende xGeist von Potsdamx auf einer Postkarte vom März 1933

 

IV/33 Wie die Berliner Garnisonkirche fand sich die Potsdamer Schwesterkirche 1945 als Ruine wieder

 

 

 

Trauung des Königlichen Hauptmanns von Hacke 1732

 

 

Die preußischen Könige setzten das Werkzeug des Verheiratens ihrer Offiziere und Beamten zielgerichtet zur Hebung des Wohlstandes von Adel und Militär ein. Offiziere der Berliner Garnison wurden in der Garnisonkirche getraut. Ein Muster-beispiel für eine durch den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. verordnete Ehe war die des Hauptmanns Hans Christoph Friedrich von Hacke, des späteren Grafen und Stadtkommandanten, mit der Tochter des steinreichen, erst 1708 geadelten Ministers von Creutz im Februar 1732.

Hauptmann von Hacke wurde durch die Einheirat in die Familien von Creutz und von Häseler zu einem der größten Grundbesitzer der Uckermark und Pommerns. Hauptsitz der Hackeschen Güter war Frauenhagen in der Uckermark. Als Anbau an der Dorfkirche ist heute noch das Erbbegräbnis der Familie erhalten.

 

IV/34 Der Bräutigam, Hauptmann von Hacke, Generaladjutant

 

König Friedrich Wilhelms I.

 

IV/35 Die Braut Albertine, Tochter des Ministers von Creutz

 

IV/36 Eintragung in den Militärkirchenbüchern der evangelischen

 

Berliner Garnisongemeinde

 

IV/37 Der Historiker und Publizist Eduard Vehse über Hackes Schwiegervater, den allmächtigen Geheimrat und engen Vertrauten des Königs, von Creutz und über die Hintergründe der Heirat des Jahres 1732

 

IV/38 Aus dem Brief des Gesandten des sächsischen Königs am preußischen Hof, Graf von Manteuffel, an seinen Außenminister, 28. Februar 1732, über die Heirat Hackes als gesellschaftliches Ereignis am preußischen Hofe

 

IV/38a Bescheidener Holzstuhl Friedrich Wilhelms I. in der Königsloge der

Berliner Garnisonkirche

 

IV/39 Wappen des Trägers des Schwarzen Adlerordens, des Generalleutnant von Hacke, verliehen durch König Friedrich II. am 27. Mai 1748 wegen der Verdienste

in den schlesischen Kriegen

 

 

 

Valmy, September 1792

 

 

Unter den Offizieren, die in der Garnisonkirche oder auf dem -friedhof beigesetzt wurden, sind auch solche Persönlichkeiten, die an den Feldzügen Preußens gegen das revolutionäre Frankreich 1792-1794 und gegen die polnischen Aufständischen 1794 teilnahmen und in ihren Lebenserinnerungen, ihren Briefen oder ihren militärhistorischen Analysen eindrucksvolle Schilderungen der Feldzüge, der politischen Entwicklungen und vieler persönlichen Details ihres Offiziersdaseins hinterlassen haben.

Der bekannteste unter ihnen war der damalige Leutnant Karl Friedrich von dem Knesebeck (1768–1848). Einer der Schnittpunkte der Geschichte der preußischen Armee und der Biographien ihrer Offiziere war die Kanonade von Valmy am 20. September 1792, die durch Goethes bekannten Satz "Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen" Berühmtheit erlangte. Dabei gewesen sind zusammen mit K. F. v. d. Knesebeck in den preußischen Regimentern vor Valmy: Heinrich von Minutoli (1772-1846), Carl Andreas von Boguslawski (1758-1817), Georg Friedrich Ludwig von Tempelhoff (1737-1807), Johann Eberhard Ernst Herwarth von Bittenfeld (1753-1833), Heinrich Christoph Karl Hermann Graf von Wylich und Lottum (1773-1830), Friedrich Adolf Ludwig von Bismarck (1766-1830), Johann Carl Ludwig Braun (1771-1835), Johann Wilhelm von Krauseneck (1774-1850), Johann Otto Heinrich von Schmidt (1758-1841), Ludwig Mathias Nathaniel Gottlieb von Brauchitsch (1757-1827), Peter von Colomb (1775-1854), Karl Ludwig von Oppeln-Bronikowski (1766-1842), Karl Leopold Heinrich Ludwig von Borstell (1774-1844), Ludwig Ernst Philipp von Toll (1775-1851).

Von denen, die in den Grüften der Garnisonkirche beigesetzt wurden, hatten Friedrich Heinrich Ferdinand Graf Kleist von Nollendorf (1772-1823), Karl Ludwig Bogislaw von Goetze (1743-1806), Karl Franz Freiherr von der Goltz (1740-1804), Anton Wilhelm von L'Estocq (1738-1815), Friedrich Adolf Graf von Kalckreuth (1737-1818) an diesen Feldzügen teilgenommen.

 

IV/78 Preußische Artillerie vor Valmy

 

IV/79 Karl Friedrich von dem Knesebecks Brief an Gleim in Halberstadt aus dem Lager bei Verdun, 3. September 1792, also drei Wochen vor Valmy . Der Brief, geprägt von den Illusionen des preußischen Offizierskorps, beginnt mit den Worten: xDie größten Schwierigkeiten sind gehoben, zwei Festungen sind in unseren Händen. Es hält uns nichts mehr auf, gerade nach Paris zu gehen!x

 

IV/80 General Heinrich von Minutoli. Wichtigste Quelle für das Verständnis der Tage um die Kanonade von Valmy sind die militärhistorischen Schriften des späteren Generals Heinrich von Minutoli.

 

IV/81 Heinrich von Minutolis Publikation über den Weg nach Valmy und die politischen Bedingungen des Feldzuges von 1792. Minutolis Bericht über den Feldzug von 1792 ist authentisch, er beruht auf den Dokumenten des Großen Generalstabs der preußischen Armee, er ist weder zur Rechtfertigung eigener Entscheidungen, noch zur Abwehr kritischer Meinungen anderer geschrieben.

 

IV/82 General-Lieutenant von Minutoli in der Oase Siwah, Gemälde von Louis Faure. Heinrich von Minutoli war auch einer der Begründer der ägyptischen Sammlungen Berlins, war Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und wurde vor allem bekannt als Erzieher des Prinzen Carl von Preußen.

 

IV/83 Johann Eberhard Ernst Herwarth von Bittenfeld gehörte zu jener Gruppe preußischer Offiziere, die auch nach Valmy an den Feldzügen der Jahre 1793-95 gegen Frankreich und 1794 gegen den polnischen Aufstand teilnahmen: Friedrich de la Motte Fouqué (1777-1843), Karl Neander von Petersheiden (1761-1842), Tippelskirch (1774-1840), Wilhelm von Valentini (1775-1834), Wilhelm Benedikt von Clausewitz, (1773-1849), Hieronymus von Brückner, (1730-1806) und Karl Alexander von Tresckow (1764-1823).

 

IV/84 Wappen des Ritters des Schwarzen Adlerordens, Karl Friedrich von dem Knesebeck, 1832

 

IV/85 General von Brauchitsch, beigesetzt auf dem Offizierskirchhof. Als junger Leutnant hatte er am Feldzug gegen Frankreich teilgenommen

 

 

 

Warschau und Torun, 1794

 

 

Das Grabmal des Generals von Holtzendorff gehört zu den künstlerisch wertvollsten Grabplastiken aus der Schinkel-Schule auf dem Offizierskirchhof. Das Flachrelief aus Bronze zeigt die auf einem Kanonenrohr sitzende Siegesgöttin Victoria, die als erste Ruhmestat des Verstorbenen den Namen Warschau in das Buch der Geschichte einschreibt. Warschau war der Ort, bei dessen Belagerung im Juli/August 1794 der junge Sekondeleutnant Friedrich Karl von Holtzendorff vom Feldartilleriekorps im Einsatz gegen die Insurrektion der polnischen Armee den Orden pour le mérite am 29. August 1794 erhielt.

Der Schriftsteller Julius von Voß, ehemaliger preußischer Infanterie-Hauptmann, dessen Grabmal auf dem Kirchhof nicht mehr erhalten ist, war am 14. Oktober 1794 ebenfalls mit diesem Orden ausgezeichnet worden – für seine Verdienste bei der Verteidigung der Stadt Thorn gegen die polnischen Aufständischen.

Beide preußische Offiziere haben wahrscheinlich nichts voneinander gewusst. Aber beiden war nach dem Erlebnis im Jahre 1794 bewußt geworden, dass die preußische Armee wie schon im September 1792 gegen die französische Revolution im Kampf gegen eine hochmotivierte patriotische Armee zwar Gefechte siegreich gestalten, aber den Krieg nicht gewinnen kann.

Für das Ansehen beider Offiziersfamilien spricht, dass die Väter von Holtzendorff und von Voß in den Grüften der Garnisonkirche beigesetzt waren – von Holtzendorff als Artillerie-General, George Adam von Voß (1733-1791) als Oberstleutnant und Assessor im Kriegskollegium.

 

IV/87 Porträt Julius von Voss, gezeichnet von E. T. A. Hoffmann

 

IV/88 Eintrag zum Tod des Vaters des Schriftstellers Julius von Voss, George Adam von Voß, in den Militärkirchenbüchern der Berliner Garnisonkirche

 

IV/89 Orden Pour le mérite

 

IV/90 Auszug aus der Liste der Träger des Ordens pour le mérite mit dem Namen Julius von Voss, den Berichten des Generals von Hundt und dem Antwortschreiben des Königs . In der offiziellen Liste der Ritter des Ordens Pour le mérite erscheint Julius von Voss als Nr. 900 vom 14. Oktober 1794.

 

IV/91 Ansicht der Festungsanlagen von Torun heute

 

IV/92 Detail vom Grabmal von Holtzendorff auf dem Offizierskirchhof: Victoria auf einem Kanonenrohr

 

IV/93 Eintrag in den Militärkirchenbüchern zum Tod des Generals Friedrich Karl von Holtzendorff 1828.

 

IV/94 Titel eines Buches von Julius von Voß

 

 

 

Eine Kriegsheirat 1815

 

 

Auch in Kriegszeiten wurde in der Garnisonkirche getauft, getraut und getrauert. Karl Friedrich von dem Knesebeck, Königlich-Preußischer Oberst im Generalstab, heiratete im Alter von 49 Jahren am 7. Mai 1815, acht Wochen nach der Rückkehr Napoleons von Elba und sechs Wochen vor der Schlacht von Waterloo, die damals 42jährige Adolphine, geborene von Klitzing, geschiedene von Werdeck - eine Jugendfreundin Heinrich von Kleists.

 

IV/95 Ölgemälde Karl F. von dem Knesebeck. Verantwortlicher Offizier im Generalstab für die Ausarbeitung der Operationspläne der Armee 1813–1815

 

IV/96 Adolphine von dem Knesebeck, Tochter des preußischen Generals von Klitzing, Literatin.

 

IV/97 Altar der Berliner Garnisonkirche, Aufnahme vor 1896

 

IV/98 Das alte Gutshaus der Familie von dem Knesebeck in Karwe am Ruppiner See, nach einer Postkarte

 

IV/99 Eintragung der Hochzeit im Militärkirchenbuch, 7. 5. 1815

 

IV/100 Eintrag des Todes von Adolphine von dem Knesebeck im Militärkirchenbuch, 26. März 1843.

 

IV/101 Das Grab des Ehepaares befindet sich auf dem Alten Berliner Garnisonfriedhof. Der Stein für Adolphine von dem Knesebeck wurde in den letzten Jahren neu gesetzt

 

 

 

Die katholische Garnisonkirche Berlins

 

 

Als städtebauliches Zentrum der Luisenstadt entstand Mitte des 19. Jahrhunderts der Michealkirchplatz mit seiner Dominante, der katholischen Kirche St. Michael.

Die Kirche, das Engelbecken als Ausweitung des Luisenstädtischen Kanals und die geräumigen Parkanlagen bildeten ein repräsentatives Ensemble im Süden des Stadtzentrums, das durch Umbauten, die Zuschüttung des Kanals und Kriegs-schäden über lange Zeit seinen Wert verloren hatte, das jetzt aber neu in den Stadtteilbereich integriert wird.

Das Bedürfnis nach einer katholischen Kirche in diesem Stadtviertel war durch König Friedrich Wilhelm IV. mit der Kompromissformel entsprochen wurden, dass der Neubau einer Kirche auch dem staatlichen Erfordernis nach einer katholischen Garnisonkirche gerecht werden sollte.

Nachdem der König 1844 die zweite katholische Kirche in Berlin auf dem von ihm gestifteten Grundstück bewilligt hatte, fertigte der Schinkel-Schüler August Soller – selbst Katholik und Leiter des Kirchenressorts in der Oberbaudeputation – mehrere Entwurfsfassungen an, die schrittweise vereinfacht wurden. Das Ergebnis war ein klar strukturiertes Kirchengebäude, das zwischen 1851 und 1856 entstand und stilistisch eine Synthese verschiedener Elemente – u.a. von Rundbogenstil, Strebepfeilern, Formen oberitalienischer Backsteinkirchen der Renaissance – darstellt, wobei der Eindruck des Renaissancecharakters überwiegt. Im Innern wurde das Planschema von San Salvatore in Venedig zum Vorbild, auf das Soller vom König verpflichtet wurde: kreuzförmige dreischiffige Halle mit kurzem dreiapsidialem Chor, hoher Vierungskuppel und einer turmlosen Eingangsfassade. Die Hauptfassade ist zum Kanal gerichtet, wird beherrscht von einer Portalnische, auf der sich ein gegliedertes Glockengeschoß befindet. Die Portalseite wird von der Michaelsfigur von August Kiss bekrönt.

Die Kirche wurde 1944/45 stark zerstört. Erste Erhaltungsmaßnahmen wurden 1952-74 am Querschiff und am Chor vorgenommen.

 

IV/102 Die Nordfassade der Kirche St. Michael auf einer Postkarte um 1897

 

IV/103 Die Kirche St. Michael mit dem Luisenstädtischen Kanal im Jahre 1859, Postkarte nach einem Stich von L. Deder

 

IV/104 Patriotische Postkarte aus dem Jahre 1915 mit dem Motiv der Kirche St. Michael und dem ordensgeschmückten Pfarrer

 

IV/105 Der Platz vor der Südseite der Kirche heute

 

 

 

Kirchlicher Alltag und Revolution

 

 

Mehr als vier Jahrzehnte lenkte Pfarrer Gottlieb Friedrich Ziehe die Geschicke der Gemeinde. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit sorgte er dafür, daß die Kirchen-bücher trotz der Wirren napoleonischer Besetzung keine Lücken aufwiesen.

Ziehes Gründlichkeit und Pflichtbewußtsein stießen aber nicht nur auf Anerkennung. Während einer im September 1816 gehaltenen Predigt äußerte er Kritik an seiner Gemeinde, was ihm eine Anzeige beim Ministerium des Innern einbrachte. Ein namentlich nicht genannter Informant hatte wörtliche Passagen der xStraf-Predigtx vorgelegt und diese als xvorzüglich beleidigend gefundenx. Nicht nur einmal soll er seinen Rücktritt erwogen haben. Als Ziehe 1860 starb, fand er auf dem Garnison-friedhof seine letzte Ruhestätte.

Die Barrikadenkämpfe des 18. März 1848 gingen an der Gemeinde nicht spurlos vorüber, in der Nähe fielen Schüsse, das Schloß Monbijou wurde belagert, die Kirche war am 3. Mai Versammlungshalle für die Wahlmänner Berlins. Unmittelbar nach den Kämpfen wurden auf dem Kirchhof zwei im Kampf gefallene Offiziere beigesetzt. Auf dem Invalidenfriedhof leitete der königstreue Garnisonpfarrer Ziehe die Trauerfeierlichkeiten für die in den Barrikadenkämpfen gefallenen Soldaten, seine Rede ließ er drucken.

Ein politischer Gegner Ziehes war der progressive Pfarrer Adolf Sydow (1800-1862), der im Namen der evangelischen Berliner Gemeinden bei der Bei-setzungs-feier für die zivilen Opfer der Kämpfe im Friedrichshain die Trauerrede hielt, er war während seiner Tätigkeit an der Berliner Kadettenanstalt Mitglied der Gemeinde gewesen.

Auf dem Kirchhof findet sich das Grab des Abgeordneten der Frankfurter National-versammlung, des Artilleriemajors Teichert. Auch Offiziere, die 1849 an der Nieder-schlagung der revolutionären Bewegungen in Baden und in der Pfalz teilgenommen hatten, fanden später ihre Grabstätte auf dem Kirchhof.

 

IV/108 Grabmal von Daniel Gottlob Teichert auf dem Offizierskirchhof

 

IV/108a Daniel Gottlob Teichert (1796-1853). Der Berliner Artilleriemajor und Lehre an der Königl. Artillerieschule wurde im Mai 1848 in die Frankfurter National-ver-sammlung gewählt. Er gehörte dem bürgerlich-liberalen Flügel an und war aktiv in den Ausschüssen für die Heeresverfassung und die Marine tätig.

 

IV/109 Als größte Hallenkirche Berlins war die Garnisonkirche einzig geeignet für die Wahlmännerversammlung am 3. Mai 1848 sowohl für die Vorbereitung der Wahlen zur Nationalversammlung in Frankfurt als auch zur Preußischen Verfas-sungs-gebenden Versammlung in Berlin

 

IV/110 Pfarrer Adolf Sydow, geb. 23.11.1800 als Sohn des Charlottenburger Bürgermeisters Otto Ferdinand S. und der Ehefrau Karoline Sophie Henriette geb. Müncheberg, Absolvent der Universität Berlin, Schleiermacherschüler, ordiniert am 27.1.1828, danach Pfarrer an der Berliner Kadettenanstalt, ab 1836 Hof- und Garnisonprediger in Potsdam. 1846 wird er Pfarrer an der Neuen Kirche in Berlin, emeritiert 1876, gest. 23.10.1882, beigesetzt auf den Friedhöfen vor dem Halleschen Tor

 

IV/111 G. F. Ziehe (1782 - 1860), Pfarrer der Berliner Garnisongemeinde von 1815-1858. Wie sein Nachfolger Georg Goens berichtet, verteidigte Ziehe gemeinsam mit der Enkelin den Eingang der Kirche am 18.März 1848 gegen Revolutionäre, die Mobilar der Kirche zur Verstärkung der Barrikaden brauchten.

 

IV/112 Beisetzung der zivilen Opfer der Barrikadenkämpfe im Friedrichshain am 23. März 1848.

 

IV/114 Der im Mai 1848 gewählte Abgeordnete der Preußischen Verfassungs-gebenden Versammlung, Pfarrer Adolph Sydow, wird von wütenden Wählern nach seinem Übergang auf konservative Positionen am Eingang zur Singakademie, der Tagungsstätte des Parlaments (heutiges Gorkitheater), bedroht

 

IV/115 Adolph Menzel Aufbahrung der Märzgefallenen vor der Neuen Kirche, 1848. Die Zeremonie fand an den Stufen der Kirche statt, an der Adolph Sydow ab 1846 Pfarrer war

 

IV/116 Sitzplan der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848/49. Major Teichert hatte Sitz Nr. 229

 

IV/117 Eintrag des Todes des Premierleutnants von Wulffen und seiner Beisetzung auf dem Offizierskirchhof in den Totenbüchern der Berliner Garnison. Alfred Ordingello von Wulffen, geb. 12.11. 1813, Sohn des preußischen Generalleutnants und Kommandanten der Festung Luxemburg, Christoph Joachim von Wulffen (1784 – 1861) war in der Nacht vom 18. zum 19. März 1848 im Barrikadenkampf gefallen.

 

 

 

Dankgottesdienste und Kirchenkonzerte

 

 

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts war die Berliner Garnisonkirche wieder stärker in das öffentliche Leben der Stadt und des Staates getreten. Garnisonprediger Friedrich Adolph Strauß, von 1858 bis 1869 im Amt, konnte in der Kirche wiederholt Mitglieder der königlichen Familie begrüßen. Den Dankgottesdiensten nach den Kriegen Preußens gegen Dänemark und Österreich wohnte Wilhelm I. persönlich bei.

Mehrfach fanden sich aber vor allem die Damen des Hofes in der Kirche ein, wenn ein Konzert gegeben wurde. Beginnend in den dreißiger Jahren, erwies sich die Berliner Garnisonkirche wegen ihrer Orgel und der Akustik als begehrte Bühne für Musiker aus Berlin und anderen deutschen Städten. Theodor Fontane erwähnt in seinen biographischen Erinnerungen xVon Zwanzig bis Dreißigx, dass er in der nahegelegenen Rosenstraße Karten für Konzerte in der Garnisonkirche verkauft hatte. Zu jedem einzelnen dieser Konzerte hatte der Garnisonpfarrer immer wieder die schriftliche Zustimmung des Kirchenpatrons, des Königs bzw. Kaisers, einzuholen. Vor 170 Jahren hatte kein geringerer als Otto Nicolai schon in seinen frühen Jahren zum Ruhm der Berliner Garnisonkirche beigetragen. Bevor er als Opernkomponist bekannt wurde, hatte er Kirchenmusik in Berlin studiert und u.a. eine Weihnachtsouvertüre für Chor und großes Orchester über den Choral xVom Himmel hoch, da komm ich herx komponiert. Sie wurde von der Königlichen Hofkapelle im Mai 1833 in der Garnisonkirche zu Ehren seines Lehrers Bernhard Klein aufgeführt. Dass sie nicht vergessen ist, dafür sorgten die Bamberger Symphoniker mit einer CD-Einspielung aus dem Jahre 1989.

 

 

IV/119 Garnisonprediger F. A. Strauß

 

IV/120 Die Kaiserloge in der Berliner Garnisonkirche, Aufnahme 1936

 

IV/121 Otto Nicolai

 

geb. am 9. Juni 1810 in Königsberg, gest. am 11. Mai 1849 in Berlin; mit 16 Jahren floh er aus dem Elternhaus, sein strenger Vater wollte ihn zu einem Wunderkind erziehen. Ein Gönner ermöglichte ihm Studien bei Carl Friedrich Zelter und Bernhard Klein am Königlichen Institut für Kirchenmusik in Berlin. Nach Tätigkeiten in Rom und Wien kehrte Nicolai 1848 nach Berlin zurück und wirkte als Kapellmeister der Kgl. Oper und Dirigent des Domchores.

 

IV/122 Auszug aus der Partitur zur Weihnachtsouvertüre von Otto Nicolai

 

IV/123 Anzeige des Kirchenkonzertes in der Kgl. Privilegierten Berlinischen Zeitung vom 23. Mai 1833

 

IV/124 Rezension zum Konzert in der Kgl. Privilegierten Berlinischen Zeitung vom 31. Mai 1833

 

 

 

Garnisonprediger Emil Frommel

 

 

Emil Frommel war ein Sohn des Direktors der großherzoglich-badischen Galerie in Karlsruhe. Als Student der Theologie (Halle, Erlangen, Heidelberg) nimmt Frommel anfänglich an den revolutionären Ereignissen 1848 als Burschenschaftler teil, distanziert sich dann von der demokratischen Bewegung. Erschöpft und schwer-krank kehrt er im März 1849 nach Karlsruhe zurück und erlebt die Kämpfe des Jahres 1849 mit Distanz und Entsetzen. Auf Empfehlung eines Freundes am Hofe wird Emil Frommel als Prediger der Gardedivision nach Berlin geholt. Im Februar 1870 bezieht er das Garnisonpfarrhaus in der Neuen Friedrichstraße.

Schon warf aber der Krieg gegen Frankreich seinen Schatten voraus. Ende Juli gingen die beiden Gardedivisionen ins Feld. Nach dem Sieg bei Wörth drängte auch Frommel seine Vorgesetzten, ihn an die Front zu schicken. Emil Frommel wird Soldat, geht an die Front ins geliebte Elsaß.

Nach der Kapitulation Straßburgs hält er auf allerhöchsten Befehl den Gedenk-gottesdienst in der dortigen Thomaskirche. Am 16. Juni 1871 zieht das Gardekorps durch das Brandenburger Tor in Berlin ein. Emil Frommel, geschmückt mit dem Eisernen Kreuz, hielt die Predigt beim Dankgottesdienst in Anwesenheit des Kaisers in der Garnisonkirche.

Wilhelm I. hatte seinen Hofprediger Frommel gemocht, viele Jahre war Frommel sein Begleiter. Im Oktober 1871 ist Kirchentag in der Garnisonkirche. Frommel kam auf besonderen Wunsch des Kaisers zu Wort - Thema: Was haben wir zu tun, damit unserem Volk ein geistiges Erbe aus den großen Jahren 1870/71 verbleibe?

Unter Frommel erlebt die Garnisonkirche einen Besucherzuwachs, besonders von Seiten der Offiziersfamilien. Auch zu Wilhelm II. sind die Beziehungen des Garnisonpredigers Frommel eng und geprägt von ideologischen Gemeinsam-keiten. Als xVolksschriftstellerx wird Emil Frommel berühmt, seine Themen sind die Kriegserlebnisse und das einfache, bescheidene Leben, die Abkehr von Utopien, das Sich-Abfinden mit den Bedingungen des Alltags.

 

IV/125 Anton von Werner: Emil Frommel

 

IV/126 Jugendbildnis Emil Frommels

 

IV/127 Helm ab zum Gebet! Titelblatt einer Ansprache Frommels an Soldaten, Berlin 1892

 

IV/128 Grabmal Emil Frommels um 1900 auf dem Offizierskirchhof an der Linienstraße

 

IV/129 Gedenktafel für Emil Frommel am ehemaligen Pfarramt, der Wohnung des Garnisonpredigers

 

IV/130 Postkarte im Stil der Zeit und der Schriften des xVolksschriftstellersx Frommel

 

IV/131 Frommels liebstes Regiment, die Königliche Garde zu Fuß

 

IV/132 Uniform des in Berlin stationierten 2. Garderegiments zu Fuß

 

IV/132a Geburtshaus Emil Frommels in Karlsruhe

 

 

 

Weltkriege und Nachkriege

 

 

Das Ende des Kaiserreiches blieb für die Garnisonkirche nicht ohne Folgen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Kirche die zahlreichen Mitglieder der Berliner Garnison in vier Gemeinden seelsorgerisch betreut. Nach 1918 war die Garnison aufgelöst und damit wohl auch deren Gemeinde. Und einen Patron hatte die Gar-ni-son-kirche auch nicht mehr. Deren Status und Rechtsverhältnisse als vormalige königliche Stiftung erwiesen sich im republikanischen System als äußerst kompliziert.

Unter der Obhut des Reichswehrministeriums wurde die Kirche vom Garnison-Kirchen-Kollegium verwaltet. Von 1919 bis 1933/34 gehörte diesem der Feldpropst der Armee und der Marine, Friedrich Gottlob Erich Schlegel an, der sich um die Klärung der rechtlichen Verhältnisse bemühte. Nach 1919, als in der Kirche Kinovorführungen stattgefunden hatten, stand sie vor allem Traditionsverbänden der Reichswehr zur Verfügung.

1945: Im Trümmerfeld Berlin war die zerstörte Garnisonkirche nur eine Ruine unter Tausenden. So wurde es still um die Kirche - bis zum Jahre 1947. Im Herbst dieses Jahres berichteten mehrere Zeitungen über Plünderungen in den Grüften der Kirche. Man sei in die Gewölbe eingestiegen, habe nach Wertsachen gesucht, sich am Holz der Särge bedient, die Sohlen der Militärstiefel abgetrennt.

Nachdem die Kirchen- und Grufteingänge daraufhin verschlossen wurden, 1949 sich aber ähnliche Vorgänge wiederholt hatten, entschlossen sich Magistrat und Synodalverband, eine Umbettung der Toten vorzunehmen. 199 Särge wurden zu diesem Zeitpunkt in der Kirche gezählt. Die Reste der Toten, die zum Teil verstreut herumlagen, wurden in wenigen Särgen zum Stadtsynodal-Friedhof in Stahnsdorf überführt und dort in würdiger Weise bestattet.

 

IV/133 Grabstein für Garnisonprediger Georg Goens (1859-1918), der seit 1896 der Garnisongemeinde vorgestanden und 1897 eine über hundertseitige Geschichte ihrer Kirche veröffentlicht hatte. Er starb am 26. Juli 1918, Sein Grab auf dem Garnisonfriedhof in der Kleinen Rosenthaler Straße hat sich bis heute erhalten.

 

IV/134 Konfirmationsurkunde der Garnisongemeinde aus dem Jahre 1936

 

IV/135 Der heute noch erhaltene Taufstein in einer Aufnahme von 1936

 

IV/136 Grabanlage auf dem Stahnsdorfer Südwest-Friedhof

 

Magistrats an das Evangelischen Konsistorium IV/137 Auszug aus einer Akte im Landesarchiv Berlin zur Garnisonkirche nach 1945: Bericht der Polizeiinspektion Mitte zu xgrobem Unfugx in den Grüften der Garnisonkirche

 

IV/138 Auszug aus einer Akte im Landesarchiv Berlin zur Garnisonkirche nach 1945: Bericht über eine Gruftbesichtigung im September 1949

 

IV/139 Auszug aus einer Akte im Landesarchiv Berlin zur Garnisonkirche nach 1945: Schreiben des Beirats für kirchliche Angelegenheiten des Berlin-Brandenburg zur Situation der Garnisonkirche vom Mai 1949, u.a. mit dem Vorschlag der Umbettung der Leichen zum Sophienkirchhof in Berlin-Mitte

 

V/140 Auszug aus einer Akte im Landesarchiv Berlin zur Garnisonkirche nach 1945: Magistratsvorlage vom 4. 10. 1949 zum Tagesordnungspunkt Garnisonfriedhof

 

 

 

FAMILIENBANDE

 

 

Das Schicksal der Frauen von der Hagen

 

 

Theodor Fontane erzählt von einer Bemerkung Friedrichs II. gegenüber einem xHerrn auf Nakelx, der mehrfach nacheinander um die Heiratserlaubnis nachsuchte. Friedrichs Antwort sei beim fünften Mal gewesen: xEr braucht künftig nicht mehr einzukommen.x (Wanderungen durch die Mark Brandenburg, An Rhin und Dosse)

In den Militärkirchenbüchern der Berliner evangelischen Garnisongemeinde finden sich Einträge, die die Hintergründe der Bemerkung Fontanes erhellen. Der Herr aus Nakel war Christian Ludwig von der Hagen aus Stölln, nach seinem Tode beigesetzt auf dem Kirchhof von Nakel. Er war kein Ritter Blaubart, sondern ein Gutsbesitzer, dem das Schicksal nacheinander die Frauen und Töchter entriss, so dass er zur mehrfachen Heirat gezwungen war. Wahrscheinlich war es die Verwandtschaft der Familie von der Hagen mit der reichsgräflichen Familie von Wartensleben, die die Beisetzung der sieben weiblichen Angehörigen des Kompanie- bzw. Bataillons-chefs des IR 1 in den Grüften der Garnisonkirche ermöglichten - war doch die Gemahlin des Präsidenten des Königlichen Oberkonsistoriums Thomas Philipp von der Hagen eine geborene Reichsgräfin von Wartensleben, eine Tochter des Generalfeldmarschalls Alexander Hermann von Wartensleben.

 

V/1 Christian Ludwig von der Hagen (1734-1796), Offizier im Infanterieregiment Nr. 1 des Königs von Preußen, Garnison in Berlin, kopiert 1907 durch Elise von der Hagen nach einem Gemälde von Antoine Pesne. C. L. v. d. Hagen absolvierte die Ritterakademie in Brandenburg/ Havel, stieg unter den Regimentschefs von Winterfeldt, von Lattorf (ab 1758), von Zeuner (ab 1760), von Koschembar (ab 1768), von Bandemer (ab 1776), von Kalckreuth (ab März 1778) und von Bornstedt (ab Mai 1778) vom Sekondeleutnant zum Oberstleutnant auf. 1784 nahm er den Abschied und bewirtschaftete das Familiengut in Nakel.

 

V/2 Einträge in den Militärkirchenbüchern der Berliner evangelischen Garnisongemeinde zur Beisetzung von Angehörigen des Infanterieoffiziers Christian Ludwig von Hagen aus Stölln/Havelland in den Grüften der Berliner Garnisonkirche: (von oben nach unten) 1) totgeborenes Kind, x 3. Juli 1769, 2) Erste Gemahlin Helena Sophia Erdmuthe, geb. Freiin von Arnold, x 10. Juli 1769, 3) Zweite Gemahlin Sophia Albertine Maria, geb. v. Holtzendoff, x 2. November 1772, 4) Dritte Gemahlin, Friderike Juliane Marie, geb. von Lüderitz, x 1. März 1781, gest. an den Pocken, 5) Tochter Friderike Charlotte, x 12. März 1781, gest. an den Pocken, 6) Tochter Elisabeth Charlotte Albertine, x 21. März 1781, gest. an den Pocken 7) Vierte Gemahlin Louisa Henrietta Amalia, geb. Freiin von Vernezobre,

x 17. Februar 1784

 

V/3 Catharina Hedwig von der Hagen (1701-1769), geb. von Brunn, Gemahlin des Königl. Preuß. Hauptmanns Thomas Philipp von der Hagen, Mutter des späteren Präsidenten Thomas Philipp von der Hagen

 

V/4 Wappen der Familie von der Hagen als Glasarbeit in einem Fenster der Kirche von Stölln

 

V/5 Titelblatt der gedruckten Predigt des Pfarrers Johann Samuel Bartsch aus Hohennauen anläßlich des Todes von Catharina Hedwig von der Hagen am 9. März 1769

 

V/6 Stein auf dem Kirchhof von Stölln

 

V/7 Stein auf dem Kirchhof von Stölln

 

V/8 Stein auf dem Kirchhof von Stölln

 

V/9 Reichsgraf Leopold Alexander von Wartensleben (1710-1775), Sohn des Feldmarschalls Alexander Hermann v. W., beigesetzt in der Familiengruft der Berliner Garnisonkirche. Er war der Bruder der Gemahlin des Präsidenten des Königlichen Oberkonsistoriums Thomas Philipp von der Hagen

 

 

 

Drei Ehrungen für einen von Arnim

 

 

Die von Arnim gehörten zu den militärischen Stützen der Berliner Garnison, als Generalfeldmarschall fand Georg Abraham von Arnim aus Boitzenburg in der Uckermark seine letzte Ruhestätte in den Grüften der Garnisonkirche. Die vom König angeordnete feierliche Leichenprozession am 5. Juni 1734 nachmittags zog sich durch die Innenstadt der königlichen Residenz Berlin vom Trauerhaus durch die Königstraße, vorbei am Rathaus und am königlichen Schloß über den Paradeplatz zur Garnisonkirche, in deren Grüften der mit violettem Samt bezogene und goldenen Tressen verzierte Sarg beigesetzt wurde. Dreimal Salut aus 12 Kanonen und das Läuten aller Glocken der Residenz verkündeten: es wird ein Kommandant der Festung Berlin zur letzten Ruhe gebettet.

In zwei Dorfkirchen der Uckermark ließ die Familie von Arnim dem General-feld-marschall besondere Ehrungen zukommen. In Boitzenburg und in Stegelitz sind Epitaphe des Feldherrn zu sehen: der Held der Schlachten in kriegerischer Pose, versehen mit den Attributen der Herrschaft wie Wappen, Kanonen und Marschall-stab.

 

V/10 Georg Abraham von Arnim, 1704 zum Generalleutnant befördert

 

V/10a Wappen des Ritters des Schwarzen Adlerordens Georg Abraham von Arnim aus dem Jahre 1715, verliehen im Lager vor Stettin für die Eroberung der Insel Wollin

 

V/11 Charlotte Juliane von Arnim, dritte Ehefrau des Generalfeldmarschalls, 1747 ebenfalls in der Berliner Garnisonkirche beigesetzt

 

V/12 Schreiben des Soldatenkönigs an seinen Feldmarschall, August 1733

 

V/13 Titelblatt der Gedächtnisrede des Berliner Garnisonpredigers Christoph Naumann zum Tode der ersten Frau des Generalfeldmarschalls von Arnim im März 1702. Da die Garnisonkirche noch im Bau war, fand die xvolckreiche Versammlungx in der Heiliggeist-Kirche statt.

 

V/14 Kirche xSt. Marien auf dem Bergex zu Boitzenburg/ Uckermark

 

V/15 Eingeschossige Fachwerkhäuser im Dorf Boitzenburg heute

 

V/16 Bibliothek im Stüler-Flügel des Schlosses von Boitzenburg,

 

Aufnahme um 1910

 

V/17 Baustelle Schloss Boitzenburg im Sommer 2002

 

 

 

Otto August Rühle von Lilienstern

 

 

Der preußische General (1780-1847) entstammte einer märkischen Guts-besitzersfamilie aus Königsberg (Prignitz). Geprägt durch die Jahre als Kadett in Berlin bei Professor Karl Wilhelm Ramler und die enge lebenslange Freundschaft mit Heinrich von Kleist und Ernst von Pfuel, beginnend im Garderegiment in Potsdam, konnte er sich im militärischen Dienst vor allem durch seine Leistungen als Kartograph, Historiker, Pädagoge auszeichnen.

Ab 1802 war R. v. L. Mitglied in der von Scharnhorst geführten xMilitärischen Ge-sellschaft zu Berlinx, damit in die Gruppe von jüngeren Offizieren eingebunden, die sich für grundlegende Reformen in Armee und Gesellschaft Preußens einsetzte. Nach der Niederlage 1806 war Rühle von Lilienstern zum Herzog von Weimar ab-kommandiert. Seine Analyse der Niederlage bei Jena und Auerstedt, die er 1807 veröffentlichte, erregte großes Aufsehen in den Kreisen der preußischen Reformer und machte ihn auch über die Grenzen Preußens bekannt.

R.v. L. war wissenschaftlich und schriftstellerisch tätig, gab in Dresden die Zeit-schriften xPallasx und zusammen mit Heinrich von Kleist xPhöbusx heraus. In Dresden beteiligt er sich aktiv an den ästhetischen Debatten um die Malerei der romantischen Schule von Caspar David Friedrich und Gerhard von Kügelgen.

In den Feldzügen 1813-1815 arbeitete R. v. L. im Stab Blüchers, nahm als Mitglied der preußischen Delegation am Wiener Kongreß 1814/15 teil und arbeitete ab 1815 im Generalstab, den er ab 1819/21 leitete. In dieser Periode initiierte er die Bildung einer staatlichen Einrichtung für den Druck von Karten und graphischen Werken, die als Königliches Lithographisches Institut 1818 in Berlin entstand und als deren erster Direktor er bekannt wurde.

 

1837 wurde er zum Direktor der Allgemeinen Kriegsschule zu Berlin ernannt. R. v. L. gab den ersten Schulatlas in Deutschland heraus, versuchte sich als erster an einer synchronistischen Geschichtsschreibung und verfasste eine Reihe philosophischer und historischer Schriften. Über die Gemahlin und über die Tochter war General Rühle von Lilienstern mit den preußischen Familien von Frankenberg und von Schleinitz verwandt.

 

V/18 Otto August Rühle von Lilienstern, Zeichnung Wilhelm Hensel

 

V/19 Rühles Gemahlin Henriette geb. von Frankenberg-Ludwigsdorf, verw. von Schwedhof, Gemälde Gerhard von Kügelgen

 

V/20 Tochter Jenny, sie heiratete Julius von Schleinitz, Regierungspräsident und engen Vertrauten Kaiser Wilhelm I.

 

V/21 Wappen der Familie Rühle von Lilienstern

 

V/22 Auszug aus einem Lexikon noch zu Lebzeiten Rühles

 

V/23 Zeichnung Rühles: Domberg zu Erfurt, 1809

 

V/24 Brief Karl August von Hardenbergs an Rühle

 

V/25 Brief Christian von Massenbachs an Rühle

 

V/26 Rühles bekannteste Publikation zur Niederlage von 1806

 

V/27 Brief Heinrich von Kleists an Rühle 1807

 

 

 

Die Familie von Boguslawski

 

 

Auf dem Alten Garnisonfriedhof sind vier Angehörige der Familie von Boguslawski beigesetzt – Generalmajor Carl Andreas (1758–1817), seine Ehefrau Wilhelmine (1769–1839), sein Enkel Generalleutnant Albert (1834–1905) sowie dessen Ehefrau Camilla (1848–1920).

Die Boguslawskis stammen aus Polen, siedelten im 18. Jahrhundert ins preußische Schlesien. Carl Andreas war Schüler des bekannten Schriftstellers und Pädagogen Karl Wilhelm Ramler an der Berliner Kadettenanstalt, wurde Stabsoffizier und nahm aktiv an der Reorganisation der preußischen Armee und insbesondere des militärischen Bildungswesens unter Führung Gerhard von Scharnhorsts teil. Er war ab 1810 erster Direktor der Allgemeinen Kriegsschule zu Berlin, der späteren Militärakademie, und im Jahre 1814 Stadtkommandant von Berlin. Auch als Poet, Autor eines Briefromans und Übersetzer ist C. A. von Boguslawski in der Literatur-geschichte bekannt. Seine Gemahlin Wilhelmine war Hofdame der Königin Luise.

Albert von B. war preußischer General, widmete sich ab 1869 der Militär-wissen-schaft und trat als Verfasser strategischer Analysen und kriegsgeschichtlicher Arbeiten an die Öffentlichkeit. Seine Belletristik veröffentlichte er unter dem Pseudonym Friedrich Wernau. Bekannt ist seine Freundschaft mit dem Schrift-steller Felix Dahn.

 

V/28 Carl Andreas von Boguslawski

 

V/29 Wilhelmine von Boguslawska, Gemahlin Carl Andreas von Boguslawski

 

V/30 Titelblatt der Übersetzung von Vergils Landbau von 1795 durch Carl Andreas von Boguslawski

 

V/31 Titelblatt des Buches von 1809, in dem Carl Andreas von Boguslawski seine Beobachtungen als kriegsgefangener Offizier in Chalons-sur-Marne über die französische Landwirtschaft und den Weinbau in der Champagne als Brief-sammlung publizierte

 

V/32 Grabplatte für Carl Andreas von Boguslawski und Grabkreuz für Wilhelmine von Boguslawska

 

V/33 Grabstein für Albert und Camilla von Boguslawski

 

V/34 Albert von Boguslawski, Biographie des französischen Revolutions-Generals Dumouriez, eine der bedeutendsten Publikationen des Militärhistorikers

 

V/35 Carl Andreas von Boguslawski, Auf Ramlersx Grab, Berlinische Monatsschrift, Heft 2, 1798

 

 

 

Die Familie von Wildenbruch

 

 

Auf dem Alten Garnisonfriedhof sind vier Angehörige der Familie von Wildenbruch beigesetzt – Generalleutnant Ludwig v. W. (1846–1930), dessen Mutter Ernestine v. W., geb. von Langen (1805–1858), Gemahlin des Generals Anton Albert Heinrich Louis von W. (1803 – 1874), und der Oberst und Diplomat Heinrich Emin v. W. (1842–1893). Am 3. Juli 1839 wurde einen Monat nach der Geburt, Marga-rethe, die Tochter des Generals A. A. v. W., auf dem Friedhof beerdigt.

A. A. H. Louis von W., der Gemahl Ernestines, war ein Sohn des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen aus dessen Verbindung mit Henriette Fromm.

Ernestine von Wildenbruch war als Tochter des späteren Generals Karl Ferdinand von Langen (1765 –1820) in Neumarkt (Schlesien) geboren und eine Woche nach dem Tode ihrer Mutter von Wilhelmine von Boguslawska als Pflegetochter auf-genommen worden. Von Langen hatte im Füsilierbataillon des Obersten Carl Andreas von Boguslawski als Hauptmann gedient. 1827 wurde Ernestine von Langen Hofdame der Fürstin Radziwill, der Schwester des Prinzen Louis Ferdi-nand, 1837 heiratete sie den preußischen Offizier Ludwig (Louis) von Wildenbruch, der später in den diplomatischen Dienst trat und 1842 zum preußischen General-konsul in Beirut ernannt wurde. Sie ist die Mutter des Schriftstellers Ernst von Wildenbruch (1845-1909). Die Briefe Ernestines v. W. aus Beirut, Kairo, Athen und Konstantinopel sind 1903 unter dem Titel xAus der Hof- und diplomatischen Gesellschaftx durch Albert von Boguslawski veröffentlicht worden.

 

V/36 Grabstein mit Säule für Emin von Wildenbruch

 

V/37 Prinz Louis Ferdinand von Preußen

 

V/38 General Ludwig von Wildenbruch

 

V/39 Titel der Briefsammlung Ernestine von Wildenbruchs, herausgegeben durch Albert von Boguslawski

 

V/40 Ernestine von Wildenbruch

 

V/41 Grabstein Emin von Wildenbruchs heute

 

 

 

Brüder und Vettern – die Keiths und die Finckensteins

 

 

Das Bruderpaar schottischer Abstammung am Hofes Friedrichs II. James und George von Keith war durch die Hofmaler Christian Bernhard Rode und Adolph Menzel noch im 19. Jahrhundert berühmt. Rode hatte in einem Gedächtnisbild in der Berliner Garnisonkirche den Generalfeldmarschall James von Keith verewigt, einen der großen Helden des Siebenjährigen Krieges, der feierlich in den Grüften der Kirche beigesetzt wurde. Menzel hatte beide Brüder auf einem Bild – Tafelrunde Friedrich II. in Sanssouci – festgehalten.

Die Brüder Keith waren nach der zweimaligen Niederlage der katholischen Stuarts 1715 und 1719 emigriert, beide gelangten nach Zwischenstationen in Frankreich und Rußland Anfang der 40er Jahre an den Hof Friedrichs II. Lordmarschall George und der jüngere Feldmarschall James waren oft Gäste an der berühmten Tafel im Schloß Sanssouci. James fiel im Siebenjährigen Krieg in der Schlacht bei Hochkirch am 14. Oktober 1758.

Der Ruhm der in den Grüften der Garnisonkirche beigesetzten Reichsgrafen Finck von Finckenstein bedurfte der ästhetischen Verklärung durch ein Menzel-Gemälde nicht: der eine, Wilhelm Ernst, schon 1727 als Oberst verstorben, war der erste Kommandeur der 1717 geschaffenen Berliner Kadettenanstalt. Der andere, Albrecht Konrad, war General und Erzieher der Kronprinzen Friedrich Wilhelm, des späteren Soldatenkönigs, und dessen Sohn Friedrich.

 

V/42 Porträt des Generalfeldmarschalls James von Keith am Denkmal für

 

Friedrich II. in Berlin, Unter den Linden

 

V/43 Adolph Menzel, Friedrich des Großen Tafelrunde in Sanssouci, Skizze, 1849, Ausschnitt

 

V/44 Adolph Menzel, König Friedrichs II. Tafelrunde in Sansouci, Studie, 1849. Die Studie belegt, daß Menzel beide Brüder an Friedrichs Tafel gesetzt hatte.

 

V/45 Tod des Generalfeldmarschalls James von Keith in der Schlacht bei Hoch-kirch, Holzschnitt von Adolph Menzel

 

V/46 Aufbahrung des in der Schlacht bei Hochkirch getöteten General-feld-marschalls v. Keith auf dem Schlachtfeld, Kupferstich von J.M.Will

 

V/47 Wappen der Ritters des Schwarzen Adlerordens James von Keith, verliehen wegen der Verdienste als Gouverneur von Berlin im Oktober 1749 und des Lordmarschalls George von Keith, verliehen am 21. August 1751 bei seiner Ernennung zum preußischen Gesandten am französischen Hofe

 

V/48 Generalfeldmarschall James von Keith, Radierung von Christian Bernhard Rode nach dem Gemälde in der Berliner Garnisonkirche

 

V/50 Albrecht Konrad Finck von Finckenstein

 

V/51 Wilhelm Finck von Finckenstein

 

V/52 Wappen des Schwarzen Adlerordens für Albrecht Konrad

 

Fincks von Finckenstein

 

V/53 Eintrag des Todes des Kommandeurs vom Kadettenkorps, Oberstleutnant Wilhelm Finck von Finckenstein, in den Militärkirchenbüchern der Berliner Garnisongemeinde am 20. August 1727

 

V/54 Adolph Menzel, Die Hand des Generalfeldmarschalls Keith und die Stiefel des Truchseß zu Waldburg, Bleistiftzeichnung in den Gewölben der Berliner Garnisonkirche

 

V/55 Medaillon zu Ehren des Generalfeldmarschalls James von Keith am Obelisken im Park von Rheinsberg. Während des Siebenjährigen Krieges hatten sich Keith und Prinz Heinrich schätzen gelernt, so daß der Schotte für die Darstellung durch den Bruder des Königs ausgewählt wurde

 

V/56 Das xLordmarschallhausx in Potsdam, Lennéstraße 9, Wohnsitz des schottischen Lords George von Keith, 1764 erbaut, Geschenk des Friedrichs II.

an seinen Freund

 

 

 

AN ODER UND SPREE

 

 

Lebus, die Herren von Prittwitz und von Borstell

 

 

Das Land Lebus, alter Bischhofssitz in der Mark, stand im 17. und 18. Jahrhundert für die Symbiose von kirchlicher und weltlicher Macht – von Militär, Beamtentum, Grundbesitz und evangelischem Klerus beiderlei Gestalt, Reformierten und Lutheranern. Zu den Familien, die den brandenburgischen Kurfürsten Beamte und Offiziere stellten, gehörten die von Prittwitz und von Borstell – die Belohnung der Fürsten und Könige waren Rittergüter, säkularisierter Kirchenbesitz und Orden.

Der kurfürstliche Rat Ludwig von Borstell war Anfang des 17. Jahrhunderts Amtshauptmann von Lebus und Fürstenwalde, seine Söhne werden hohe Militärs und Hofchargen, kaufen sich in der Region Barnim/Oberhavel ein (Hohenfinow, Tornow, Schönwalde und verheiraten sich mit den Damen der Familien von Einsiedel, von Wuthenow, von dem Knesebeck.

Die Herren von Prittwitz kamen aus Schlesien, der Sieg eines der Ahnherren des Geschlechts im Schach über eine sogenannte Mohrenkönigin führte zur Darstellung des Brettspiels im Wappen. Und aus der neueren Geschichte ist überliefert: Friedrich II. bedankte sich beim Kavallerieoffizier Joachim Bernhard von Prittwitz und Gaffron für die Rettung seines Lebens in der Schlacht von Kunersdorf am 12. August 1759 durch die Vergabe von Grundbesitz im Kreis Lebus, darunter Qulitiz, Rosenthal, Görlsdorf, Quappendorf und Kienwerder. Als Kommandeur der ruhmbedeckten Kürassiere des Regiments Gensdxarmes starb er 1793 in Berlin und wurde in der Kirche von Qulititz (heute Neuhardenberg) beigesetzt.

 

VI/1 Neuhardenberg, Ansicht vom Schloßvorhof über den ehemaligen Wassergraben mit Schloßbrücke nach Norden, um 1821

 

VI/2 Eintrag in den Militärkirchenbüchern der Berliner Garnison zum Tod des Generals von Prittwitz

 

VI/3 Joachim Bernhard von Prittwitz und Gaffron, 1785 wurde er durch Friedrich II. in die Gemeinschaft der Ritter des Schwarzen Adlerordens aufgenommen

 

VI/4 Grabplatte des Generals von Borstell auf dem Offizierskirchhof an der Linienstraße. Die Platte ist in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts bei einer xBeräumungx verschwunden

 

VI/5 Der bekannteste Militär aus der Familie von Borstell wird der Kavalleriegeneral und Ehrenbürger der Stadt Berlin Karl Leopold Heinrich Ludwig von Borstell, einer der berühmten preußischen Heerführer in den napoleonischen Kriegen. Er wurde 1844 auf dem Offizierskirchhof an der Linienstraße beigesetzt.

 

VI/6 Wappen der Familie von Borstell zur Zeit Friedrich Wilhelm III., 1832 entworfen für den Träger des Schwarzen Adlerordens Karl Heinrich Ludwig von Borstell, General der Kavallerie und Armeekorps-Kommandeur

 

VI/7 Brief des Generals Johann Bernhard von Prittwitz an einen bisher unbekannten Fürsten aus Potsdam vom 24. Oktober 1783

 

VI/8 General von Prittwitz, dargestellt am Denkmal Friedrichs II. in Berlin

 

Unter den Linden

 

VI/9 Wappen der Familie Borstell (Börstel) aus Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605

 

VI/10 Wappen der Familie von Prittwitz aus Johann Siebmachers

 

Wappenbuch von 1605

 

VI/11 Wappen zur Verleihung des Schwarzen Adlerordens an den Grafen von Hardenberg, verliehen durch König Friedrich Wilhelm II. am 24. Juni 1795 für den Abschluss des Baseler Friedens

 

VI/12 Ausschnitt aus dem Gemälde von Cunningham xRückkehr des Königs vom Manöver 1785x. General von Prittwitz (3. von rechts) ist als Chef des Regiments Gensdxarmes an seinem metallisch-schimmernden Kürass zu erkennen.

 

 

 

Südlich von Quilitz – Tempelberg und Steinhöfel

 

 

Die alte Kirche von Tempelberg ist das einzige steinerne Zeugnis der Pracht des Ortes, den Fontane beschrieb. Das Gut hatte Karl August von Hardenberg 1802/03 gekauft, als er sich entschloss, Abschied von seiner Heimat im Kurfürstentum Hannover zu nehmen und dauerhaft in der Mark Brandenburg zu wohnen.

Dem benachbarten Steinhöfel mit Kirche und Schloß, umgestaltet von Gillys Hand, widmete Fontane ein eigenes Kapitel, sparte aber eine Episode des Jahres 1794 aus der preußischen Geschichte aus: Kronprinz Friedrich Wilhelm und frisch angetraute Prinzessin Luise verbrachten eine letzte Nacht vor der Abreise des Kronprinzen an die Front im Feldzug gegen den polnischen Aufstand.

Bevor Gut und Schloss in die Hände der Familie von Massow geriet, waren die von Wulffens hier heimisch, der Epitaph in der Kirche ehrt einen Baltzer Dietloff von Wulffen, Oberstleutnant von der Infanterie, gestorben 1726. In der Kirche und auf dem Friedhof der Berliner Garnison waren zwei berühmte Obristen aus der Familie Wulffen beigesetzt, beide Kommandeure des Berliner Kadettenkorps: Friedrich August ( 1704 – 1757, Kommandeur ab 1753) und Joachim Günter (1740 – 1798, Kommandeur ab 1790).

 

VI/13 Dorfkirche in Tempelberg

 

VI/14 Dorfkirche in Steinhöfel

 

VI/15 Königin Luise, Stich von W. Dickinson nach einem Gemälde von N. Lauer

 

VI/16 xEinfahrt zum Landsitzx, Aquatinta nach Friedrich Gilly von J.G.Schumann, um 1799 (Schloss Steinhöfel bei Fürstenwalde)

 

VI/17 Eintrag im Militärkirchenbuch der Berliner Garnisongemeinde über den Tod von Wilhelmine Friederica Dorothea Eleonora, geb. von Wackerhagen, Ehefrau des Obristen Adolf Friedrich von Wulffen am 10. Februar 1778

 

VI/18 Uniformen des Berliner Kadettenkorps zwischen 1730 und 1786

 

VI/19 Epitaph von Wulffen in der Dorfkirche zu Steinhöfel

 

 

 

Die Familien von Lestwitz und von der Marwitz

 

 

Die Wälder und Felder, die Kleinstädte und Dörfer östlich von Eberswalde, Bernau, Strausberg waren über Jahrhunderte der Macht der Marwitze, später auch der Lestwitze und auch der eingewanderten Finckensteins ausgesetzt. Jene Familien waren in den Ehrenbüchern der brandenburgisch-preußischen Orden zahlreich vertreten und die hochrangigen Militärs fanden in den Grüften der Berliner Garnisonkirche ihre Ruhe. Das Schloss der Finckensteins in Reitwein und das der Marwitze in Friedersdorf wurde brutal zerstört, das in Altmadlitz, Mittelpunkt einer von den Finckensteins eingeladenen Musenrunde, blieb erhalten. Erhalten blieb auch die kunsthistorisch einmalige Grabanlage der Familien von Lestwitz und von Friedland in Kunersdorf, geschaffen von Bildhauern Berlins und der Mark, die auch ihre Spuren auf dem Offiziersfriedhof in Berlin hinterlassen hatten.

 

VI/20 General Hans Siegmund von Lestwitz (1718–1788), für seine Verdienste im Siebenjährigen Krieg von König Friedrich II. mit dem Gut Friedland belohnt

 

VI/21 Helene Charlotte Frau von Friedland, Tochter des Generals Hans Siegmund von Lestwitz (1754–1803)

 

VI/22 Grabmal der Henriette Charlotte von Itzenplitz (1772-1848), der Enkelin des Generals von Lestwitz, in Kunersdorf, geschaffen von Christian Daniel Rauch

 

VI/23 Wappen der Familie von Lestwitz aus Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605

 

VI/24 Eintrag in den Militärkirchenbüchern der Berliner Garnison zum Tod des Generalleutnants und Ritter des roten Adlerordens Johann (Hans) Georg von Lestwitz: xhat gedient drei Königenx

 

VI/25 General von Lestwitz, dargestellt am Denkmal Friedrich II. in Berlin

 

Unter den Linden

 

VI/26 Wappen der märkischen Familie von der Marwitz in Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605

 

VI/27 Plünderung des Schlosses Hubertusburg durch preußische Truppen im Siebenjährigen Krieg, Zeichnung von Adolph Menzel. Theodor Fontane beschrieb anschaulich in seinen xWanderungen durch die Mark Brandenburgx, wie sich Oberst Johann Friedrich Adolf von der Marwitz im Jahre 1760 aus Gewissens-gründen dem Befehl des Königs zur Plünderung der Kunstschätze im sächsischen Schlosses Hubertusburg widersetzte, dafür beim König in Ungnade fiel. Ein anderer preußischer Kommandeur hatte weniger Skrupel. Der gebildete und feinsinnige Offizier von der Marwitz hatte aber ein Zeichen gesetzt. Auf dem Grabstein in der Kirche von Friedersdorf ist sein Andenken durch die Worte bewahrt: xWählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte.x

 

 

 

Die Schulenburgs auf Lieberose

 

 

Lieberose im Süden Brandenburgs zwischen Oder und Spree gehörte seit 1519 der aus dem Rheinland stammenden Familie von der Schulenburg. Militärs und hohe Staatsbeamte am Hof in Berlin kamen aus dieser Familie – aus den Häusern Lieberose sowie Salzwedel, Tuchheim und anderen Orten der Altmark.

Es war jener Achaz von der Schulenburg aus dem Haus Salzwedel, den König Friedrich Wilhelm I. 1730 zum Vorsitzenden des Kriegsgerichts zum Hochverratsverfahren über seinen Sohn, den Kronprinzen Friedrich, bestellt hatte. Theodor Fontane hat im seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg des Generalleutnants heikle Rolle zwischen dem Herrscher und seinem Nachfolger beschrieben. Das Schloss der weitverzweigten Familie von Schulenburg in Lieberose gehört zu den schönsten Barockbauten Brandenburgs.

 

VI/28 Schloß Lieberose, Lithographie von Alexander Duncker, um 1860

 

VI/29 Berliner Palais von der Schulenburg in der Wilhelmstraße, im Hintergund links, erbaut 1736/37, Stich von Johann Georg Rosenberg, 1786

 

VI/30 Wappen der Familie von der Schulenburg in Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605

 

VI/31 Achaz von der Schulenburg (1669-1731), beigesetzt in den Grüften der Berliner Garnisonkirche

 

VI/32 Achaz von der Schulenburg, einer der am Gerichtstisch sitzenden Offiziere, den Kronprinzen verhörend. Zeichnung von Adolph Menzel

 

VI/33 Stuckdecken im Schloß der Familie von der Schulenburg in Lieberose, Ende des 17. Jahrhunderts

 

VI/34 Eintrag zum Tod des Generalleutnants Achaz von der Schulenburg in dem Militärkirchenbüchern der Berliner Garnison

 

VI/35 Trauerrede im Namen der hinterbliebenen Kinder beim Begräbnis des Generalleutnants von der Schulenburg, 1731

 

VI/36 Trauer-Ode in der Berliner Garnisonkirche zu Ehren des verstorbenen Generalleutnants von der Schulenburg, 1731

 

VI/37 Kindergrab Carl Alexander Eduard von der Schulenburg auf dem Offizierskirchhof. Die Grabplastik, eine der wertvollsten aus der klassischen Schule, ist verlorengegangen. Überliefert ist aber die Grabinschrift:

 

xRuhe sanft,

 

Im Arme Deines Genius,

 

Holder Knabe, süßer Liebling!

 

Des Vaters Schmerz,

 

Der Mutter Thränen,

 

Der Freunde Wehmuth,

 

Rangen vergebens,

 

Mit Deinem Engel, der Dich rief.x

 

 

 

RESIDENZ POTSDAM

 

 

Berliner Askese und Potsdamer Pracht – zwei ungleiche Schwestern

 

 

Die Garnisonkirche in Berlin ein spartanischer und turmloser Kubus, die Potsdamer prächtig und im Höhenwettstreit mit den anderen Türmen der Stadt ? Werden Berliner und Potsdamer Garnisonkirche erinnernd miteinander verknüpft, sind es immer Bilder, die sich auf die letzten Bauten beziehen, die noch bis in die sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts als Ruine standen.

Potsdam bekam seine erste Garnison- und reformierte Stadtkirche 1722 zeitgleich zum Berliner Garnisonkirchen-Neubau. Als die Kirche baufällig war, wurde sie im Herbst 1730 abgetragen und der König löste einen neuen Bauauftrag aus. Die nun errichtete Kirche, von Philipp Gerlach entworfen und 1732 eingeweiht, ist jener Bau, in dessen Gruft die Könige lagen, der Schauplatz politisch demonstrativer Ereignisse wurde und als preußische Militärkirche schlechthin galt.

Mit dem 1735 vollendeten Turm zeichnete sich die Potsdamer Garnisonkirche als eine Höhendominate in der Stadtsilhouette ab. Turm und Turmportal zierten Kartuschen mit königlicher Krone und Initialen, Trophäen, Flammenvasen und Fahnen. Auf der Turmspitze zeigte die Wetterfahne Adler und Sonne, die symbolische Bildform für das Motto xNon soli ceditx, und die Initialen Friedrich Wilhelms I. Auch im Kircheninneren, so auf dem Schalldeckel des Kanzel-Gruft-Monuments und am Orgelprospekt sind die Motive variiert dargestellt.

Dass die Potsdamer Garnisonkirche Hof- und Militärkirche und die Grabstätte zweier Könige, die Berliner Garnisonkirche dagegen reine Militärkirche war, die in ihrer Gruft zwar eine Vielzahl adliger Häupter versammelte, aber eben mit keinem königlichen Sarg aufwarten konnte, machte ihren Rangunterschied aus. Die Doppelfunktion, die Bestimmung als königliche Grablege und das ab 1742 angelagerte Amt des Feldpropstes machten die Potsdamer Kirche zur ersten, zur bedeutendsten Garnisonkirche Preußens.

 

VII/1 Der Turm der Potsdamer Garnisonkirche in einem kolorierten Stich aus dem 18. Jahrhundert

 

VII/2 Johann Gottlob Samuel Roesel, Partie im Lustgarten des Potsdamer Stadtschlosses, 1823. Blick zum Turm der Garnisonkirche

 

VII/3 Matthäus Seutter, Eigentliche Abbildung und Prospecte derer Kirchen, Palläst, prächtigen publiquen Gebäuen u. Statuen so in der Königl. Preußisch und Churfürstlich Brandenburgischen Residenz-Statt Berlin an zu treffen, Augsburg nach 1737, Ausschnitt, Nr. 6 markiert die turmlose Garnisonkirche

 

VII/4 Prospekt von Potsdam, nach 1722, Kupferstich von Georg Paul Busch. Die erste Potsdamer Garnisonkirche ist mit Nr. 3 markiert. Der am 1. Januar 1722 geweihte Fachwerkbau, der dem Baumeister Pierre de Gayette zugeschrieben wird, erhob sich über rechteckigem Grundriss und war von einem allseitig abgewalmten Dach gedeckt, das mittig einen Turmaufsatz mit einer obeliskartigen Spitze und ein Glockenspiel trug.

 

VII/5 Kanzel mit Grufteingang der Potsdamer Garnisonkirche - einige der Bild-motive waren bereits am Kirchenbau und am Orgelprospekt verwendet worden, wie der zur Sonne aufsteigende Adler, die Trophäen auf dem Schalldeckel und die Kartusche mit den Initialen des Königs, Fahnen- und Trophäenschmuck. Andere Motive erweitern das Repertoire: die ihre Flügel spreizenden Adler mit Krone, Zepter und Reichsapfel auf dem Schalldeckel, die über allem glänzende Strahlen-gloriole mit dem Auge Gottes und die beiden Kriegsgötter, der tatendurstige Mars und die besonnene Minerva. Wurde mit letzteren die militärische Funktion der Kirche betont, verwiesen die mit den Herrschaftsattributen ausgezeichneten Adler auf die Bestimmung als Hofkirche. Die Blickrichtung der Adler auf das Symbol der Allgegenwart Gottes, die Strahlenglorie mit dem Auge, verdeutlicht das Verhältnis von Irdischem und Göttlichem.

 

VII/6 Friedrich Wilhelm wurde in der Gruft in einem schwarzen Marmorsarg beigesetzt. Der Platz neben ihm, für seine Gemahlin reserviert, blieb zunächst frei, da sie im Berliner Dom bestattet sein wollte. Als Friedrich II. 1786 starb, wurde dessen Sarg neben dem des Vaters aufgestellt. (Postkarte)

 

VII/7 Adolph Menzel, Gruftgewölbe der Berliner Garnisonkirche, Bleistiftzeichnung, 1873

 

VII/8 Siegel der Potsdamer Garnisongemeinde 1925 mit dem Adler-Sonne-Motiv

 

 

 

Bekannte Maler - unbekannte Bilder

 

 

König Friedrich Wilhelm III. ließ nach 1815 die Kirchen seiner Residenzen mit Bildwerken ausstatten. Er zog dabei Künstler heran, deren Werke er bei seinen Parisaufenthalten 1814 und 1817 kennen gelernt hatte und gab bei ihnen Gemälde in Auftrag. Hof- und Garnisonkirchen wurden vorrangig bedacht. So bestellte er bei Carl Begas d. Ä. jeweils ein Altarbild für die Berliner Hofkirche, den Dom, die Berliner Garnisonkirche und die Potsdamer Hof- und Garnisonkirche.

Carl Wilhelm Kolbe, Heinrich Anton Dähling, August Grahl, Eduard Daege, Wilhelm Schadow und andere heute weniger bekannte Künstler Berlins und der Mark Brandenburg konnten in der Potsdamer Garnisonkirche ihre Werke mit religiöser Thematik präsentieren - Kreuzabnahme (H. A. Dähling), Taufe Jesu (J. G. Niedlich), Einsetzung des Abendmahls (J. E. Hummel), Paulus (E. Daege), Petrus (F. J. Gotthard), Himmelfahrt Christi (C. Kolbe), Geburt Jesu (W. Schadow).

In den dreißiger Jahren wurde Wilhelm Hensels Gemälde xChristus vor Pilatusx auf königliche Weisung gekauft und in der Berliner Garnisonkirche aufgehängt. Hensels eigentliche Begabung wird in einer etwa 1000 Porträts umfassenden Sammlung von Zeichnungen sichtbar. Persönlichkeiten des preußischen Königshauses, des Hofes, Wissenschaftler und Künstler waren unter den Porträtierten. Auch die für die Potsdamer Garnisonkirche wirkenden Maler hat er gezeichnet.

Künstler, die im königlichen Auftrag Bildwerke für die Potsdamer Garnisonkirche schufen, waren den Zeitgenossen auch durch andere Arbeiten bekannt wie H. A. Dähling durch das Bild Napoleons am Grabe Friedrichs II. oder wurden zur Gestaltung der Innenräume der Berliner und Potsdamer Schösser herangezogen wie Carl Wilhelm Kolbe und Johann Gottfried Niedlich. Das Schicksal der Bilder Dählings, Kolbes, Hummels aus der Potsdamer Garnisonkirche harrt noch der Aufklärung.

 

VII/9 Carl Begas d. Ä, Taufe Jesu, 1823, im Auftrag des Königs für die Potsdamer Garnisonkirche gemalt

 

VII/10 Carl Begas d. Ä., Ausgießung des Heiligen Geistes, um 1820, im Auftrag des Königs für die königliche Hofkirche (Berliner Dom) gemalt

 

VII/11 Carl Begas d.Ä., Christus am Ölberg, 1823, im Auftrag des Königs für den Altar der Berliner Garnisonkirche gemalt, 1908 beim Brand der Kirche vernichtet

 

VII/12 Wilhelm Hensel, Porträt Carl Wilhelm Kolbes, des Malers der xHimmelfahrt Christix in der Potsdamer Garnisonkirchex von 1817

 

VII/13 August Grahl, Porträt Wilhelm Hensels

 

VII/14 Wilhelm Hensel, Porträt August Grahls, des Malers des xMarkusx in der Potsdamer Garnisonkirchex von 1817

 

VII/15 Wilhelm Hensel, Porträt Wilhelm Schadows, der für die Potsdamer Garnisonkirche 1824 das Gemälde xGeburt Jesux schuf

 

VII/16 Carl Begas d. Ä., Selbstbildnis

 

VII/17 Heinrich Anton Daehling, Pegasus wird von Musen gepflegt, 1825, Berliner Schloss, Teesalon der Königin Elisabeth.

 

VII/18 Carl Wilhelm Kolbe, Achilleus erschlägt Penthesilea, 1825, Berliner Schloss, Teesalon der Königin Elisabeth.

 

VII/19 Johann Gottfried Niedlich, Berliner Schloss, um 1795/97,

 

Supraporte, Flußlandschaft

 

VII/20 Johann Gottfried Niedlich, Neues Palais Potsdam, Klassizistische Neugestaltung der Decke, Grottensaal, 1806

 

 

 

Spuren der Königlichen Bauadjutanten

 

 

Von den Königlichen Bau-Adjutanten oder Bau-Inspektoren sind oft keine Porträts, manchmal nicht einmal die Vornamen überliefert. So ist ein C. F. Richter (1701-1766) den Bauhistorikern bekannt, Schöpfer des Ordenspalais am Wilhelmplatz, beigesetzt im Gruftgewölbe der Berliner Garnisonkirche im Jahre 1766. Im Kirchen-buch der Berliner Garnisongemeinde stehen seine Vornamen ausge-schrieben – Carl Friedrich.

Von Johann Friedrich Friedel (1722-1793) wiederum war unter Fachleuten sicher, dass er als Mitarbeiter Knobelsdorffs seine Spuren im Park von Rheinsberg, beim Schlossbau von Zerbst, im Park von Sanssouci in Potsdam und in der Stadt Berlin hinterlassen hatte. Den Besuchern des Offizierskirchhofs der Berliner Garnison an der Linienstraße war sein Grabmal nur als xanonymer Urnenhügelx aufgefallen, da nur Lebensdaten, nicht aber Namen im Sockel eingemeißelt waren. Recherchen stellten die Verknüpfungen her – Friedel und seine Söhne Carl Friedrich und Johann Friedrich Julius Wilhelm verbergen sich hinten den Daten. Für den zweiten der königlichen Bauadjutanten in den Reihen der Berliner Garnisongemeinde hätte es doch mehr Gründe als für seinen Kollegen Richter gegeben, in der Kirche beigesetzt zu werden – angesichts seiner Verdienste um den Ausbau der Garnisonschule im Jahre 1785. Aber sein Grab befindet sich auf dem Kirchhof.

 

VII/21 Carl Friedrich Richters bekanntestes Werk - das sogenannte Johanniter-Ordenspalais am Wilhelmplatz (Bildmitte), bis 1738 im Besitz des Reichsgrafen Karl Ludwig Truchseß zu Waldburg. Aquarellierte Federzeichnung von C. H. Horst,

um 1733

 

VII/22 Eintrag im Totenbuch der Berliner Garnisongemeinde vom 8. Oktober 1766: xHerr Carl Friedrich Richter, Königl. Bau Adjutant an der Brust Wassersucht in einem alter von 65 Jahren verstorben, im Gewölbe beygesetztx

 

VII/23 Tempel und Ruinen im Park von Rheinsberg, geschaffen von J. F. Friedel 1761 im Auftrag des Prinzen Heinrich, SPSG, Plansammlung 9285

 

VII/24 Schloss Zerbst, Ehrenhof, J. F. Friedel hatte den östlichen Flügel (rechts im Bild) 1748 gestaltet. Das Schloss brannte im April 1945 nach einem amerikanischen Luftangriff vollständig aus

 

VII/25 Das Zedernzimmer, eine der schönsten Rokokoschöpfungen im Zerbster Schloss, entworfen von Knobelsdorff, ausgeführt von J. F. Friedel

 

VII/26 Garnisonkirchhof: Urne auf dem Grabhügel Johann Friedrich Friedels mit den eingemeißelten Lebensdaten der Söhne an der Nordseite

 

VII/27 Eintrag im Totenbuch der Berliner Garnisongemeinde vom 26. September 1793: xHerr Johann Friedrich Friedel, Königlicher Gouvernements Bau Adjutant und Rendant der Baukasse, Alter 71 Jahre und 4 Monate, gebürtig in Berlin, Lutherischer Religion, hinterläßt angeblich 1 Frau 2 Söhne und 3 Töchter, wovon 4 Majorenn und 1 Minorenn ist, wohnhaft hinter der Garnison Kirche in der Bastion, an der Entkräftung. Gestorben d. 23ten September,

 

begraben d. 26ten September auf unserem Garnison Kirchhof beerdigt wordenx

 

VII/28 Gebäude der Berliner Garnisonschule vor dem durch J. F.

 

Friedel geleiteten Umbau, gezeichnet von Walther, Stich von Busch 1743

 

VII /29 Schreiben des Königlichen Bau-Adjutanten Friedel vom November 1785 an das Ober-Bau-Departement, in dem er um einen xunparteyischen Revisorx bittet, um seine durch den Vorwurf der Veuntreuung von königlichen Geldern beschädigte Ehre zu retten

 

VII/30 Sanssouci, Grundriss mit den Seitenflügeln ohne die Kolonnaden, J. F. Friedel zugeschrieben, Federzeichnung koloriert, wohl 1745,

 

SPSG Plansammlung Nr. 17

 

 

 

Die Potsdamer Garde und der Berliner Feldbischof

 

 

Die Gemeinde der Potsdamer Garnisonkirche zwischen 1918 und 1933 war politisch und kulturell konservativ, streng deutsch-national ausgerichtet. Die Republik hatte ihr 1929 den Titel einer königlichen Hofkirche genommen, aber die Symbolik des nach der Sonne strebenden Adlers lassen müssen. Der Gemeinde-kirchenrat sträubte sich zum Beispiel 1929 energisch gegen eine Aufführung von Richard Wagners Chorwerk Parsifal durch die Freie Volksbühne Potsdam in der Kirche – zu erotisch! Der Druck der preußischen Staatsregierung überwand den Widerstand: ein Kompromiss wurde geschlossen – der Altarraum durfte nicht genutzt werden und die gewünschte Karwoche war nicht zu bekommen.

Personell wurde das konservative Element weitergetragen in der Person von Johannes Doehring, der ab 1937 in Potsdam Militärpfarrer der 23. Infanteriedivision war, die neben dem IR 9 das Erbe der Potsdamer Garde vertrat. Er war der Sohn Bruno Doehrings (1879-1961), Domprediger in Berlin, Reichstagsabgeordneter der Deutschnationalen zwischen 1930 und 1933.

Fein sind die Fäden gesponnen zwischen 1933 und 1945 – lebensbedrohlich, wenn das Netz zerrissen wird. Feldbischof Franz Dohrmann dessen Dienstsitz Frommelstraße 1 hinter der Berliner Garnisonkirche war, ist oft in Potsdam. Die Stadt war ihm nicht unbekannt – bevor er zwei Jahre als Militärpfarrer der 2. Gardedivision in Berlin wirkte war er Hilfsgeistlicher an der Heiligengeist-Kirche Potsdams gewesen. Und er kennt die Potsdamer Garnisongemeinde von einem Zwischenspiel 1919/20 als sogenannter xBüropfarrerx. Wie die Akten zeigen, sind seine politischen Vertrauten nach 1934 in Potsdam die Militärpfarrer Johannes Doehring und Kurt Koblanck sowie Offiziere des IR 9, die ihn 1943/44 zu einem Vortrag mit vertraulicher Diskussion einladen. Über diese Offiziere kam er in Kontakt zu Politikern und Militärs wie Botschafter von Hassel, Staatssekretär von Weizsäcker, General von Rost und anderen Persönlichkeiten, die zur bürgerlichen und militärischen Opposition gegen Hitler gehörten.

Als das Ende naht, seine Wohnung und Diensträume im grünen Idyll der alten Feldpopstei hinter der Berliner Garnisonkirche 1943 ausgebombt wird, zieht er ins ruhige Potsdam in die Gemeindewohnung Priesterstraße. Da schreibt er wahrscheinlich jenen Brief im April 1944 an Friedrich Hymmen, in dem er in diplomatischer Sprache um eine xRückversicherungx für die xZeit danachx bittet.

 

VII/31 Militärpfarrer bei der feierlichen Vereidigung in Ruhleben, 7. November 1935 VII/32 Auch unter den Potsdamer Militärgeistlichen war der Gegensatz zwischen Vertretern der xDeutschen Christenx und der xBekennenden Kirchex schon im September 1934 offensichtlich

 

VII/33 Eine Kompanie der Wehrmacht beim Abmarsch aus dem Gottesdienst in der evangelischen Waldkirche von Döberitz, 1937

 

VII/34 Ehemalige Militärpfarrer der Wehrmacht bei einem Treffen 1961. Rechts außen Johannes Doehring, vierter von links Pfarrer Radtke

 

VII/35 Feldbischof Franz Dohrmann, seit April 1943 im Amt. Biographen Dohrmanns und Militärhistoriker gehen davon aus – und die Akten bestätigen es – , dass die Personalpolitik des Feldbischofs tendenziell auf eine Bevorzugung von Pfarrern der gemäßigten xBekennenden Kirchex im Heer und auf eine Ablehnung der Bewegung der xDeutschen Christenx hinauslief.

 

VII/36 Dohrmann war sich der politischen Brisanz seines Handelns bewusst. Das zeigt ein Schreiben des Evangelischen Konsistoriums der Kirchenprovinz Westfalen an den Evangelischen Oberkirchenrat, in dem die Zusammenarbeit von Militärbehörden und Gestapo bei der Ablehnung von vorgeschlagenen Pfarrern für die Übernahme die Militärseelsorge beklagt wird. Eine Abstimmung mit Dohrmann war erforderlich, sie erfolgte mündlich

 

VII/37 Schreiben Franz Dohrmanns an Friedrich Hymmen, April 1944

 

VII/38 Das Gebäude der Berliner Feldpropstei im 18. Jahrhundert, Stich von G. P. Busch nach einer Zeichnung von J. F. Walther. Franz Dohrmann hatte in diesem Gebäude Wohnung und Diensträume

 

VII/39 Die im Zweiten Weltkrieg 1943 zerstörte grüne Oase in der Großstadt Berlin: Garnisonkirche (Nr. 211) und Feldpropstei, Pfarrhaus (210) und S-Bahnhof Börse (209)

 

 

 

Frauen und Männer mit Zivilcourage

 

 

Systemtreue, Angepasste und Unangepasste, Rebellen wider das System - alles das gab es auch unter den Militärpredigern in Potsdam.

Ein Rebell war Victor Christoph Tuchtfeld, Pfarrer aus dem Magdeburgischen, Anhänger des Pietisten August Hermann Francke und doch sein schärfster interner Kritiker. Wenn er in Potsdam, Halle, Magdeburg und anderen preußischen Garnisonen in seinen Predigten blutige dynastische Kriege, den Bau militärischer Festungen und die Zwangswerbung als Zeichen einer gottlosen Obrigkeit anklagt, verstehen das die Autoritäten als religiöse Rechtfertigung von Desertion und Aufruhr. Sein Auftreten innerhalb der pietistischen Bewegung gegen Francke weckt Erinnerungen an den Gegensatz Müntzer - Luther. Kein Bild ist von ihm erhalten, aber Zeugnisse seines Wirkens in Geheimberichten aus der Potsdamer Garde und den Gerichtsakten - zwischen 1718 und 1730 ist Tuchtfelds Name verbunden mit königlichen Abmahnungen, mit Amtsenthebung, Arretierungen, Verbannungen, Einweisung in Irrenhäuser.

Ein Nichtangepasster ist auch Adolph Sydow (1800-1882), Sohn des Bürger-meisters der Stadt Charlottenburg. Seine Mutter machte ihn zum Wehrdienst-verweigerer, da sie ihn in der kantonfreien Nachbarstadt Berlin zur Welt brachte und taufen ließ. Aber dennoch wird er 1821 Militärpfarrer (noch als Student), zuerst in der Berliner Kadettenanstalt und 1837 an der Potsdamer Garnisonkirche. Prinz Wilhelm bezeichnete seine Anstellung als xeinen wahren Gewinn für die Militär-gemeindex. Friedrich Wilhelm IV. ist er theologischer Vertrauter, enttäuschte ihn aber 1846, da er die Pläne der preußischen Kirchenreform nach einem Studien-auftrag in England nicht unterstützt, sondern sich sogar an die Spitze der Gegner des Projekts stellt. Seinen Platz in der Nähe des Königs in Potsdam musste er räumen, er wird 1846 Pfarrer an der Neuen Kirche in Berlin, hält 1848 die Grabrede für die Märzgefallenen und wird in die Verfassungsgebende Versammlung Preußens gewählt. 1859 und 1873 gerät er nochmals in politische Turbulenzen, als er sich mit Wilhelm I. und der konservativen Kirchenleitung anlegt.

In den adligen Familien in und um Potsdam ist Widerstand und Zivilcourage angesagt, als das NS-Regime das Land mit Terror überzieht und schließlich einen Krieg führt, der die Vernichtung Deutschlands bedeutet. Helene von Stülpnagel (1898-1993), Joachim von Stülpnagel (1880-1968), Dr. Willhelm von Braun (1883-1941), seine Schwester Bertha von Gersdorff (1892 – 1971) und deren Sohn Rittmeister Gero von Gersdorff (1913 -1942) stehen für Tausende.

 

VII/40 August Hermann Francke am Tisch des Königs. Zeichnung von Adolph Menzel. Friedrich Wilhelm I., der Gönner Franckes, strafte nicht nur, ihn interessierten die theologische Grundlage des Pietismus und der Gegensatz zwischen Francke und den Radikalen. Er suchte das Gespräch mit Tuchtfeld. Hofpredigers Schmidt verteidigte Tuchtfeld und wies den Einwand zurück, ein Dorfprediger dürfe den Fürsten nicht öffentlich kritisieren: Tuchtfeld sei die Stimme des schweigenden Volkes, ein Dorfprediger sei in Preußen nicht minder ein Prophet als ein Hof- oder Stadtprediger, xund solches soviel mehr, so diese schweigen und mit einer erkannten Wahrheit zurückhalten. Amos kam ja auch

vom Dorfe her.x Tuchtfeld wurde observiert, seine Kontakte zu Soldaten des xKönigsregimentsx der Riesen-Grenadiere in Potsdam blieben nicht ohne Folgen, vor allem nicht die Gespräche in kleinen Gruppen, die so genannten Konventikel – eine durch Francke verbreitete Methode. Der Feldprediger des Regiments musste wöchentliche xErbauungsstündchenx veranstalten, um dem Einfluss der

xTuchtfeldianerx entgegenzuwirken.

 

VII/41 Freiherr Carl Hildebrand von Canstein (1667-1719); Tuchtfelds versuchte Einflussnahme auf Soldaten und junge Offiziere beunruhigen Francke, den Freiherrn von Canstein, die mit ihnen verbündeten Generale, sogar den König.

 

VII/42-43 Francke und seine Freunde im Militär Generalfeldmarschall Dubislaw Gneomar von Natzmer (rechts) und General Curd Hildebrand von Loeben (links) bekämpften Tuchtfelds urkommunistische Theorien. Sie unterdrückten wissenschaftliche und theologische Gutachten über Tuchtfeld.

 

VII/44 1859 begeht Berlin den 100. Geburtstag Friedrich Schillers. Der Magistrat beauftragt Sydow mit der Rede zur Grundsteinlegung eines Denkmals auf dem Gendarmenmarkt. Die konservative Hofpartei und persönlich Willhelm I. Prinzregent, später preußischer König und deutscher Kaiser haben das Denkmal nicht verhindern können, nun wollen sie die Feier in ihrer Wirkung begrenzen. Wenn schon der populäre Sydow Redner sein soll, dann aber in xZivilx, nicht im Talar eines Pfarrers der Landeskirche. Sydow antwortet auf die Provokation: xSagen Sie Sr. Königlichen Hoheit, der Talar sei meine Uniform, und er würde doch keinem Offizier eine Handlung zu vollziehen gestatten, zu der er genöthigt sei, seines Königs Rock vorher auszuziehen.x Wie Menzel dokumentiert, hat Sydow die Rede im Talar gehalten.

 

VII/45 Militärisches Ehrenbegräbnis für den Rittmeister Gero von Gersdorff, nach Aussagen seines in den USA lebenden Bruders bei einem geheimen Kurierflug für die militärische Widerstandbewegung um Henning von Tresckow Anfang 1942 abgestürzt. Kein Porträt gibt es von Dr. Wilhelm von Braun, einem Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, der im KZ Buchenwald umgebracht wurde und den die Familie 1941 auf dem Berliner Garnisonfriedhof beisetzen ließ

 

VII/46 Rittmeister Gero von Gersdorff

 

VII/47 Bertha von Gersdorff, von der Roten Armee 1945 aus einem Berliner Gestapo-Gefängnis befreit.

 

VII/48 Joachim von Stülpnagel (1880-1968), als General der Infanterie a.D. wohnhaft in Babelsberg, Ludwig-Troststr. 15, kommandierte am 1. Januar 1900 als Leutnant im 1. Garderegiment zu Fuß das Fahnen- und Standartenkommando im Berliner Zeughaus zum Neujahrsempfang (x). Ab 1920 Abteilungsleiter für Personal im Reichswehrministerium und Berater des Generals von Seeckt beim Aufbau der Reichswehr tätig, wurde er 1926 zum Obersten, 1929 zum Generalleutnant und Chef des Wehrkreises III (Provinzen Brandenburg, Ober- und Niederschlesien) befördert.

 

VII/49 General der Infanterie Joachim von Stülpnagel nahm 1931 aus politischen Gründen seinen Abschied, arbeitet als Journalist und gründete 1936 den Verlag xDie Wehrmachtx. Er wurde 1939 reaktiviert, aber nach einigen Tagen wegen offizieller Erklärungen gegen die Hitlersche Kriegspolitik aus der Wehrmacht entlassen. Wegen seiner Kontakte zu Widerständlern wurde er im August 1944 verhaftet, konnte aber das NS-Regime überleben. Sein Schwiegersohn, Hans-Alexander von Voß, einer der Verschwörer des 20. Juli, entschied sich im November 1944 für den Freitod.

 

VII/50-51 Helene von Stülpnagel, geb. von Hülsen, aus Lindhorst/Uckermark, 1928 (links). Sie war die Ehefrau eines Cousins Joachims von Stülpnagel.

 

Bodenreformurkunde (rechts) für Helene von Stülpnagel. Das Familienarchiv belegt, dass die Behörden auf Initiative eines sowjetischen Offiziers handelten, der dieser Frau für ihre Menschlichkeit und Hilfe danken wollte, die sie trotz scharfer Strafandrohung russischen, polnischen und ukrainischen Zwangsarbeitern in den Kriegsjahren auf ihrem Gut entgegengebracht hatte. Diese Maßnahme war eine äußerst seltene Ausnahme in jenen Zeiten. Schon 1947 machten die Behörden die Entscheidung rückgängig und verfügten die Ausweisung der Bäuerin aus dem Kreis. Frau von Stülpnagel musste ihre Heimat verlassen. Sie übersiedelte nach Berlin (West).

 

VII/52 Gutshaus Lindhorst, Zeichnung eines Flüchtlingskindes, 1950 (Familienarchiv von Stülpnagel)

 

 

 

Vitrine 1

 

I/21 Großes Adler-Wappensiegel Kurfürst Friedrich Wilhelms von Brandenburg, Nachbildung GStAPK, VIII. HA, Sammlung IV, Abt.I, Nr. 38 (Siegelstempel), seit 1648. Auf dem Siegelbild ist ein bewehrter und mit dem Kurhut gekrönter Adler zu sehen, dessen Flügel mit 24 Wappenschilden der einzelnen Landesteile belegt ist.

 

I/22 Carl von Neander von Petersheiden, Neue anschauliche Tabellen von der gesammten Residenz-Stadt Berlin, Berlin 1801. Der Autor war Artillerieoffizier und Militärkartograph, hatte sich nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst mit topographischen Themen beschäftigt und war in Berlin als Publizist tätig.

 

IV/72 Georg Goens Geschichte der Garnisonkirche

 

I/28 Emil Frommel, Erlebtes, herausgegeben von Adolf Neef, Stuttgart 1927

 

 

Modelle und einzelne Bilder

 

I/23 Garnisonkirche Berlin, 1703 –1720, Modell, hergestellt in der Modellbauabteilung der Gesellschaft für Arbeitsförderung Berlin-Lichtenberg, Entwurf und Durchführung Norbert Schulze, 2003

 

I/26 Todesengel vom Grabmal Teichert, Gipsmodell

 

II/40 Die um 1730 entstandene Zeichnung von Johann Friedrich Walther zeigt das Ausmaß der Explosion sowie zusätzliche Details des Kirchenbaus

 

 

Vitrine 2

 

I/70 Postkarte nach einer Photographie von A. Schwartz, Heiliggeistkirche 1887

 

I/71 Die Heiliggeistkapelle um 1900, Postkarte aus den 30er Jahren

 

I/25 Siebmachers Wappenbuch von 1605, Wappen der Familie von der Hagen

 

II/44 Terracottapfosten mit antikisierendem Kapitell und Resten der Bleiverglasung von dem in die hohen Rundbogenfenster eingebauten Pfosten- und Gebälkwerk, Garnisonkirche von 1863, wahrscheinlich aus der Marchschen Tonwarenfabrik in Charlottenburg, geborgen bei Tiefbauarbeiten im Jahre 1998

 

II/74 Bethlehemkirche, um 1911, koloriert, Postkarte

 

II/75 Berlin Waisenkirche mit neuer Waisenbrücke 1907, Postkarte

 

II/76 Berlin Waisenkirche mit alter Waisenbrücke 1888, Postkarte

 

II/77 Hugo Vogel, Friedrich Wilhelm I. beim Bau der Mauerstraße in Berlin, Postkarte aus den Jahren 1933/34

 

II/78 Berlin. Burgstraße mit Börse und Dom, um 1909, koloriert, Postkarte

 

II/79 Hackescher Markt um das Jahr 1781 nach einem Stich von J. Rosenberg, Postkarte

 

II/83 Die alte Herkulesbrücke 1868, Postkarte

 

II/84 Postkarte Berlin Circus Busch, mit Blick auf die Friedrichsbrücke und die westliche Burgstraße, Postkarte

 

II/85 Postkarte Berlin. Spandauer Straße mit Blick auf das Rathaus, um 1900, Postkarte

 

II/86 Die alte Herkulesbrücke im Jahre 1890, Postkarte

 

II/87 Die alte Garnisonkirche in Berlin in Flammen, Postkarte

 

II/88 Das Kronprinzenpaar bei der Brandstätte der alten Garnisonkirche in Berlin, Postkarte

 

II/89 Die durch Feuer zerstörte alte Garnisonkirche in Berlin. Einsturz des Kronleuchters, Postkarte

 

II/90 Die durch Feuer am 13. April 1908 zerstörte alte Garnisonkirche in Berlin. Überreste der Kanzel und des Altars, Postkarte

 

II/91 Alte Garnisonkirche – Neue Friedrichstraße. Wiederaufbau nach dem Brand am 13. April 1908, Zeichnung J. Zuckert, Postkarte

 

II/92 Berlin C2 Die alte Garnisonkirche, erb. 1722, links daneben das Pfarrhaus, Photographie um 1909, Postkarte

 

II/93 Luftbild Berlin Zentrum um 1926, am oberen rechten Bildrand die Garnisonkirche (Pfeil), Photoaufnahme, Postkarte

 

 

Vitrine 3

 

III/62 Johann Friedrich Walther xHistorische Nachricht ...x 2. Auflage 1743

 

II/80 Gneisenaustraße mit neuer protestantischer Garnisonkirche, um 1907, koloriert, Postkarte

 

II/81 Neue Garnison-Kirche, Hasenheide, um 1902, Postkarte

 

II/82 Zweite Katholische Garnisonkirche, (Kreuzberg, Züllichauer/Lehniner Straße), Postkarte

 

II/94 Berlin Kreuzbergpanorama mit Blick auf die zweite protestantische Garnisonkirche und die zweite katholische Garnisonkirche, um 1907, Postkarte

 

II/95 Neue Garnison-Kirche, um 1900, Postkarte

 

III/90 Salon du Palais de la Conversation, Zeichnung von Tony Johannot, Stahlstich von Charles Heath

 

III/93 Stahlstich Carl Frommel

 

III/94 Orgelpfeifen aus der Wagner-Orgel des Doms St. Marien zu Brandenburg/Havel., eingebaut im Jahre 1964, ausgebaut im Jahre 1997 durch die Firma Schuke

 

a) Pedal, Mixturregister, Ton DIS

 

III/95 Orgelpfeife b) Quintregister Ton F

 

III/96 Gips-Medaillon Greiffenberg III/99 Menzel und Kaiser: Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. und Excellenz A. v. Menzel das Gemälde des Malers v. Kossak: xDie Schlacht bei Zorndorfx besichtigend, Postkarte

 

III/100 Brauchitsch-Wappen

 

 

Vitrine 4

 

IV/14 MKB Springmann

 

IV/14a Grabungsfunde Gemeinenfriedhof, Emaille Grabkreuz Springmann

 

IV/14b Grabungsfunde Gemeinenfriedhof, Flasche

 

IV/40 Königsberg i. Pr., Kaiser-Wilhelm-Platz mit Schloß, um 1929, koloriert, Postkarte

 

IV/41 Königsberg i. Pr., Zur Erinnerung an die 2 Jahrhundertfeier des Königreichs Preußen 1701-1901, koloriert, Postkarte

 

IV/42 Königsberg i. Pr., Schlosshof. Eingang zum Blutgericht, der Wirkungsstätte von einem der Gerichtsräte aus der Familie von Tettau

 

IV/44 Garnisonkirche Potsdam, vor 1939, Postkarte

 

IV/45 Garnisonkirche Potsdam, Innenansicht, vor 1939, Postkarte

 

IV/46 Gruft der Potsdamer Garnisonkirche, März 1933, Postkarte

 

IV/47 Die Gruft der Potsdamer Garnisonkirche mit fahnengeschmückten Särgen der preußischen Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II., kolorierte Zeichnung von E. W. Eiland, Dresden, undatiert, Postkarte

 

IV/48 Das Potsdamer Stadtschloss mit Blick auf den Turm der Garnisonkirche, Postkarte

 

IV/49 Kolonnaden am Potsdamer Stadtschloss vor dem Lustgarten mit Blick auf die Garnisonkirche, um 1910, Postkarte

 

IV/50 Panorama der Stadt Potsdam vor 1939, Postkarte

 

IV/51 Carl Andreas von Boguslawski, Tassilo, Breslau 1821

 

IV/52 Carl Andreas von Boguslawski, Diokles, Berlin 1814

 

IV/53 Revolutionsalmanach von 1798, Porträt Buonaparte

 

IV/54 Gips Holtzendorff Warschau Victoria

 

IV/55 Tettau Oblatendose

 

IV/56 Revolution 1918, Redner vor dem Schloss am 9. November, Postkarte

 

 

Vitrine 5

 

IV/57 Die Franzosen in Schöneberg 1807, Postkarte

 

IV/58 Eisernes Kreuz Teichert, 1813

 

IV/59 Familienbuch Teichert

 

I/8 Initialen König Friedrich Wilhelm I. vom Prospekt der Wagner-Orgel aus der evangelischen Kirche von Pritzerbe, bemaltes Holz

 

I/9 Schwarzer Preußischer Adler vom Prospekt der Wagner-Orgel aus der evangelischen Kirche von Pritzerbe, bemaltes Holz

 

IV/1a Geistliche und Liebliche Lieder, Johann Porst, Berlin 1845

 

IV/67 Berlin Unter den Linden Aufziehen der Schlosswache, vor 1914, koloriert, Postkarte

 

IV/68 Kaserne 2. Garderegiment zu Fuß, um 1902, Postkarte

 

IV/69 Das 2. Garderegiment zu Fuß vor dem Zeughaus, um 1912, Postkarte

 

IV/70 Berlin Mittagskonzert im Lustgarten, 2. Garderegiment zu Fuß, koloriert,

 

um 1913, Postkarte

 

IV/71 Berlin Unter den Linden Kaiser Wilhelm II. an der Spitze der Fahnen Compagnie, 2. Garderegiment zu Fuß, Postkarte

 

IV/73 Emil Frommel, In zwei Jahrhunderten. Freud und Leid im Leben einer alten Pfarrerin, Berlin 1883

 

IV/97 Katholische St. Michael Kirche, Blick von Osten, Postkarte mit Aufkleber xGarnison-Kirchex

 

IV/98 Michaelkirche, Blick von Süden auf die Vorhalle, Postkarte

 

IV/99 Michaelskirche, Blick von Süden mit Parkanlagen, nach Zuschüttung des Kanals um 1930, Postkarte

 

IV/100 Michaelskirche, Blick von Südwesten, mit Porträt eines Pfarrers, um 1915, Postkarte

 

IV/101 Michaelskirche, Blick von Süden, im Vordergrund der Luisenstädtische Kanal mit Lastkahn, undatiert, Postkarte

 

IV/102 Michaelskirche im Jahre 1859, nach einem Stich von L. Deder, im Vordergrund der Luisenstädtische Kanal mit Kähnen, Postkarte

 

IV/103 Michaelskirche, Blick auf den Vorplatz, Postkarte

 

 

Vitrine 6

 

VI/38 Raseneisenstein aus Bärwinkel. Das ehemalige Verwalter- und Molkenhaus auf dem Vorwerk Bärwinkel bei Neuhardenberg ist eines der ersten Werke des Architekten Karl Friedrich Schinkel. Raseneisenstein wurde für den Bau dieses neoromanischen, heute unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes in Gestalt einer frühchristlichen Basilika aus den Jahren 1802/1803 als Material eingesetzt. Auch in anderen Orten der Region wie Heinersdorf wurde dieses Baumaterial genutzt, das ansonsten als Rohstoff für den Eisenkunstguss bekannt war.

 

VII/53 Druckschrift Johannes Doehring, Ansprache vor Konfirmandinnen der Garnisongemeinde Potsdam, 1938 (Signatur 80/337)

 

VII/54 8 Fotos von Entwürfen eines Brustkreuzes für evangelische Militärpfarrer der Wehrmacht (Signatur 704/30)

 

VII/55 Entwurf eines Brustkreuzes für evangelische Militärpfarrer der Wehrmacht, Zeichnung auf Transparentpapier (Signatur 704/30)

 

VII/56 Armbinde für evangelische Militärpfarrer der Wehrmacht (Signatur 704/30)

 

VII/57 Metallkreuz für evangelische Militärpfarrer der Wehrmacht an Metallkette(Signatur 704/30)

 

VII/58 Metallkreuz für evangelische Militärpfarrer der Wehrmacht am Bande(Signatur 704/30)

 

VII/59 5 Fotos von der Vereidigungszeremonie in Ruhleben 1937 (Signatur 704/18)

 

VII/60 Druckschrift zur Glockenweihe in der Garnisonkirche Potsdam am 21. Mai 1939 (Signatur 704/18)

 

VII/61 Druckschrift zur Feier der Einweihung einer Gedenktafel für die im Weltkrieg gefallenen Kameraden der 4. Garde-Infanterie Division am 13. Mai 1922 in der Berliner Garnisonkirche (Signatur 704/18)

 

VII/62 Druckschrift zur Gedächtnisfeier für die Toten des Segelschulschiffes NIOBE in der Berliner Garnisonkirche am 7. August 1932 (Signatur 704/18)

 

VII/63 Postkarte: Predigerhaus der Garnisonkirche Berlin (Signatur 704/18)

 

VII/64 Druckschrift zum Festgottesdienst in der Garnisonkirche Berlin am

 

2. Oktober 1932 zum 85. Geburtstag Hindenburgs (Signatur 704/18)

 

VII/65 Druckschrift zum Festgottesdienst in der Garnisonkirche Potsdam zum

 

200. Jahrestag des Bestehens (Signatur 704/18)

 

VII/66 Druckschrift zur Christvesper 1935 in der Garnisonkirche Berlin (Signatur 704/18)

 

VII/67 Druckschrift zur Jahresabschlussfeier 1936 in der Garnisonkirche Berlin (Signatur 704/18)

 

VII/68 Druckschrift zum Festgottesdienst des Kyffhäuserbundes am 24. Januar 1935 in der Garnisonkirche Berlin (Signatur 704/18)

 

VII/69 Einladung des Generals von Witzleben zur Einführung von für Militärpfarrer Radtke als Wehrkreispfarrer III am 27. Februar 1938 (Signatur 704/18)

 

VII/70 Foto: Gruppe von ehemaligen Militärpfarrern, nach 1961(Signatur 704/57)

 

VII/71 Visitenkarte des Generals Joachim von Stülpnagel (Signatur 704/57)

 

VII/72 Befehl vom 8. August 194 zur Teilnahme des ev. Wehrkreispfarrers an einer öffentlichen Kundgebung (Signatur 704/57)

 

VII/73 General der Infanterie Freiherr von Fritsch, Generaloberst von Seeckt und Oberst Seifert bei der Vereidigungszeremonie in Ruhleben 1937 (Signatur 704/57)

 

VII/74 Foto: Kompanie beim Ausmarsch aus der Waldkirche von Döberitz (Signatur 704/57)

 

VII/75 Mitteilungsblatt für die evangelische Militärseelsorge Nr. 1 (Oktober 1936, Signatur 704/21)

 

VII/76 Mitteilungsblatt für die evangelische Militärseelsorge Nr. 5(Signatur 704/21)

 

VII/77 Druckschrift Predigt Feldbischof Dohrmanns am 2. Oktober 1935 bei der Weihe der Hindenburggruft am Denkmal Tannenberg (Signatur 704/73)

 

VII/78 Druckschrift Gedächtnisrede für Paul von Hindenburg durch Feldbischof Dohrmann am 7. August 1934 (Signatur 704/73)

 

VII/79 Deutsche Allgemeine Zeitung vom 9. August 1944 (Signatur 704/53)

 

VII/80 Foto: Soldaten beim Gottesdienst in der Waldkirche von Döberitz (Signatur 704/19)

 

 

 

 

Abbildungsnachweis, Leihgeber und Quellen

 

 

I

 

1 Eduard Vehse, Illustrierte Geschichte des preußischen Hofes des Adels und der Diplomatie vom großen Kurfürsten bis zum Todes Kaiser Wilhelms I., Stuttgart 1901 ff

 

2 Stiftung Stadtmuseum Berlin

 

3 Archiv Förderverein

 

4 Stiftung Stadtmuseum Berlin

 

5 Dommuseum Brandenburg/Havel

 

6-7, 12, 14 Archiv Förderverein

 

8-9 Evangelische Kirchgemeinde Pritzerbe

 

10-11 Landesdenkmalamt Berlin (LDA), Archiv

 

13 Staatliche Museen Berlin PK, Museum für Volkskunde

 

15 Georg Liebe, Der Soldat in der deutschen Vergangenheit, Leipzig 1899

 

16 gstapk HA VIII, MKB

 

17 Ehrenbuch des deutschen Heeres, Bd. 1, Berlin 1928

 

18 Eduard Vehse, Illustrierte Geschichte des preußischen Hofes des Adels und der Diplomatie vom großen Kurfürsten bis zum Todes Kaiser Wilhelms I., Stuttgart 1901 ff

 

19 BLHA Potsdam, Pr. Rep. 23 A Kurmärk. Stände A 40

 

20 Georg Liebe, Der Soldat in der deutschen Vergangenheit, Leipzig 1899

 

21 gstapk vill, HA, Sammlung IV, Abt.1, Nr. 38 (Siegelstempel)

 

22 x26 Archiv Förderverein

 

28, 36, 38-39 Archiv Förderverein

 

29-30, 34-35 Archiv Dr. Barbara Kündiger

 

31, 33 Archiv D. Weigert

 

32 Archiv Schloss Boitzenburg

 

37 Archiv Heimatverein Neuhardenberg

 

40, 47 Die Ritter des Königlich Preußischen Hohen Ordens vom Schwarzen Adler und ihre Wappen, Berlin 1901

 

41-42 Archiv Dr. Barbara Kündiger

 

43 Archiv Förderverein

 

44 Archiv Dr. Barbara Kündiger

 

45-46 Archiv Förderverein

 

48-49 Archiv D. Weigert

 

50 x 52, 56 Archiv Förderverein

 

53 Archiv Andreas Kitschke

 

54 SBB SPK, Musikabteilung

 

55 Kleist Museum Frankfurt/Oder

 

57, 64 Die Ritter des Königlich Preußischen ...

 

58 GSMPK HA VIII MKB

 

59, 62 Archiv D. Weigert

 

60-61, 63 Archiv Förderverein

 

65 Kreismuseum Rathenow

 

68 x 69 SSB PK

 

70-71, 74 Archiv Förderverein

 

75 Stiftung Stadtmuseum Berlin

 

 

II

 

II/1-3 Staatsbibliothek PK, Kartensammlung

 

4-5, 10-13 Archiv Förderverein

 

6, 19, 34 gstapk

 

7 Stiftung Stadtmuseum

 

8 Georg Goens, Geschichte der Berlinischen Garnisonkirche, Berlin 1897

 

9 Kunstbibliothek PK

 

14, 20 LDA

 

15 Stiftung Stadtmuseum

 

16 x 18 KBB PK

 

21 – 26, 28 – 30, 35-36 Archiv Förderverein

 

27 SSB PK Kartenabteilung, Sign. SX 17300

 

31, 32 Grabdenkmäler in Berlin und Potsdam aus der Zeit der Neubelebung des antiken Stils, Berlin 1905

 

33 Stiftung Stadtmuseum

 

37-38 SBB PK

 

39 Eduard Vehse, Illustrierte Geschichte des preußischen Hofes des Adels und der Diplomatie vom großen Kurfürsten bis zum Tode Kaiser Wilhelms I., Stuttgart 1901 ff,

 

40 Archiv Förderverein

 

41 x 43 Stiftung Stadtmuseum Berlin

 

44, 46, 48, 52, 54-55 LDA

 

45 gstapk

 

47, 49 – 51, 56 Archiv Förderverein

 

53 KBB PK

 

57 Archiv Dr. Heinrich Lange

 

58 LDA, Archiv Förderverein, Recherchen von Dr. Heinrich Lange und Harry Nehls, Berlin

 

59 x 62, 66-67, 71, 74 – 86, 88 x 89 Archiv Förderverein

 

63 – 65, 68-70, 72-73 LDA

 

87 Archiv Dr. Barbara Kündiger

 

 

III

 

III/1 Archiv Förderverein

 

2 x 5 LDA

 

6 Frau Irmtraud Thierse, Berlin

 

7 Archiv Förderverein

 

8 PetrixGemeinde Berlin

 

9 Kunstbibliothek PK

 

10 x 12 LDA

 

13-13a, 15 Förderverein

 

14 SBBPK: Leichenpredigten auf adeliche Frauen, Ee 619

 

16, 19, 20, 23 Kunstbibliothek PK

 

17-18, 21-22, 24-25, 31 Archiv Förderverein

 

26a gstapk HA VIII MKB

 

27 – 29, 34-35 SBB PK, Kartenabteilung

 

30 Die Ritter des Königlich Preußischen Hohen Ordens ...

 

32 Landesarchiv Berlin

 

33 Archiv Dieter Weigert

 

36 x 38 SBB PK, Historische Drucke

 

38a NGA Totenbücher

 

39 x 43 Kunstbibliothek PK

 

44 – 55, 60 x 61 Archiv Förderverein

 

56 x 59 SBB PK

 

62 Bibliothek der Humboldtx Universität zu Berlin

 

63 x 71 SBB PK, Kartenabteilung

 

72 x 74 Evangelisches Pfarramt Pritzerbe

 

75 – 80, 82-83 Archiv Förderverein

 

81, 84 x 85, 97 SBB PK

 

87 x 88, 92 x 94 Stiftung Stadtmuseum Berlin

 

91 Institut für Musikwissenschaft PK Berlin

 

95 Georg Goens ...

 

96 Institut für Musikwissenschaft PK Berlin

 

98 Archiv Förderverein; nach einem Hinweis von Andreas Kitschke, Potsdam

 

 

IV

 

IV/1-2 LDA

 

3, 5, 8-9, 12, 19-20, 26 – 28, 30-35 Archiv Förderverein

 

4, 6, 7 SBB PK

 

10 – 11, 14a Archiv Jeannette Fester

 

13-14 GSMPK HA VIII MKB

 

15 Stiftung Stadtmuseum

 

16 gstapk

 

17 Archiv Dieter Weigert

 

18, 21-22, 24-25 SBB PK

 

23 Die Ritter des Königlich Preußischen Hohen Ordens vom Schwarzen Adler...

 

29 Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlinx Brandenburg

 

36 GSMPK HA VIII MKB

 

37 Eduard Vehse ...

 

38 Sächsisches Staatsx und Landesarchiv Dresden

 

38a LDA

 

39 Die Ritter des Königlich Preußischen Hohen ...

 

40 x 55 Archiv Förderverein

 

43 SBS PK

 

56 Petrigemeinde Berlin

 

57 – 59, 67 x 77, 80, 83 Archiv Förderverein

 

78 Ferdinand Schmidt, Preußens Geschichte in Wort und Bild, Bd. 11, Leipzig o. J.

 

79 GleimxHaus Halberstadt

 

81 Bibliothek der Humboldtx Universität zu Berlin

 

82 Kunstbibliothek PK

 

84 Die Ritter des Königlich Preußischen Hohen Ordens ...

 

85 Archiv Förderverein, Familie von Brauchitsch

 

87 Archiv Gisela Berg, Berlin

 

88 gstapk HA VIII MKB

 

90 Gustaf Lehmann, Die Ritter des Ordens pour le mérite, Berlin 1913

 

91 Archiv Dr. Barbara Kündiger

 

89, 92, 94 – 96, 98 Archiv Förderverein

 

93, 99 x 100 GSMPK HA VIII MKB

 

97 Georg Goens

 

101x 105, 108 – 109, 112, 114 x 116 Archiv Förderverein

 

110 Archiv Alexander Langenheld, Berlin

 

111 Georg Goens

 

117 GSMPK HA VIII MKB

 

119 Georg Goens

 

120, 135 LDA

 

121 x 124 Archiv Gisela Berg, Berlin

 

125 – 134, 136, 150 Archiv Förderverein

 

137 x 140 Landesarchiv Berlin Rep. A 4671

 

141 Archiv Jeannette Fester

 

 

V

 

V/1, 3 Familie von der Hagen, Stölln

 

2 gstapk, HA VIII, MKB

 

4 – 8, 42 Archiv Dr. Barbara Kündiger

 

9 - 10, 12, 19 - 27, 36 - 41, 43 x 46 Archiv Förderverein

 

11 Die Ritter des Königlich Preußischen Hohen ...

 

13, 18 SBB PK

 

14 – 15, 32 x 35 Archiv Dieter Weigert

 

16 Archiv Schloss Boitzenburg

 

28 x 31 Archiv Familie von Boguslawski, Frau Carola Howaldt, Berlin

 

47, 52 Die Ritter des Königlich Preußischen Hohen ...

 

48 Kupferstichkabinett SMB PK

 

50 x 51 Archiv Förderverein

 

53 GSMPK, HA VIII, MKB

 

54 Kupferstichkabinett SMB PK

 

55 x 56 Archiv Dr. Barbara Kündiger

 

 

VI

 

VI/1 Archiv Heimatverein Neuhardenberg

 

2 GSMPK, HA VIII, MKB

 

3, 7 Archiv Heimatverein Neuhardenberg

 

4 x 5, 9 – 10, 12 Archiv Förderverein

 

6, 11 Die Ritter des Königlich Preußischen Hohen ...

 

8, 22 Archiv Dr. Barbara Kündiger

 

13 x 14 Archiv Dieter Weigert

 

15 Eduard Vehse ...

 

17 GSMPK HA VIII MKB

 

16, 18 – 21, 23 Archiv Förderverein

 

24 gstapk HA VIII MKB

 

25 – 33, 37 Archiv Förderverein

 

34 gstapk HA VIII MKB

 

35 x 36 SBB PK

 

38 Archiv Heimatverein Neuhardenberg

 

 

VII

 

VII/1, 3, 4 SBBPK, Kartenabteilung

 

2, 9 Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten, Potsdam (SPSG)

 

5-6, 11 Archiv Förderverein

 

7 Kupferstichkabinett Berlin SPK

 

8 Evangelisches Zentralarchiv Berlin

 

10 Union Verlag Berlin

 

12-16 SBB PK

 

17-19, 21 LDA

 

20, 23, 30 SPSG

 

22 (gstapk MKB Fiche 916/610/555), 27 (gstapk, MKB 935/1038)

 

24-26, 28 Archiv Förderverein

 

29 gstapk, HA Generaldirektorium,

 

Ober-Bau-Departement, Nr. 217, Bl. 75

 

31 EZA, Signatur 704/18, 32 (Signatur 1/A4/34), 33 (Signatur 704/19), 34 (Signatur 704/57), 36 (Signatur 7/4240), 37 (Signatur 7/4267), 53-80

 

35, 38-43 Archiv Förderverein

 

44 Stiftung Stadtmuseum Berlin

 

45-47 Familienarchiv von Gersdorff

 

48-52 Familienarchiv von Stülpnagel

 

 

Impressum

 

 

Träger der Ausstellung ist der Förderverein Alter Berliner Garnisonfriedhof e. V.

 

Wissenschaftliches Konzept: Dr. Barbara Kündiger, Dr. Dieter Weigert

 

Inhaltliche Mitarbeit und Recherchen: Dr. Horst Helas, Reinhold Kirsten, Jeannette Fester, Gisela und Heinz Berg, Dr. Heinrich Lange, Harry Nehls, Andreas Kitschke, Christiane Mokroß

 

Gestaltung: Heike Bollmann, Dr. Barbara Kündiger

Management: Dr. Dieter Weigert

 

Technische Ausführung: Tischlerei Dieter Butschke, Neuhardenberg; Edmund Bollmann, Berlin

 

Presse und Öffentlichkeitsarbeit: Reinhold Kirsten

 

Die Ausstellung wurde finanziert durch die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung sowie finanziell unterstützt durch folgende Sponsoren: Familienverband von Stülpnagel, gräfliche Familie Finck von Finckenstein.

 

Dank sei folgenden Leihgebern gesagt: Bibliothek der Humboldt Universität zu Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Dommuseum Brandenburg/Havel, Evangelische Pfarrgemeinde Pritzerbe, Evangelische Petrigemeinde Berlin, Evangelisches Zentralarchiv Berlin, Bezirksamt Mitte von Berlin, Bauarchiv; Kupferstichkabinett PK Berlin, Familie von der Hagen, Stölln; Familie von Stülpnagel, Potsdam und Lindhorst

 

Die Ausstellungsleitung drückt darüber hinaus folgenden Personen den besonderen Dank für ihr Engagement aus: Dr. Brigitte Binder, Dieter Frommel, Rüdiger von Voß, Jutta von Bültzingslöwen, Dr. Peter Rohrlach, Alexander Langenheld, FritzxPeter Hoppe, Dr. Hans Romeyke, Alexander von Stülpnagel, Stefan Graf Finck von Finckenstein sowie den vielen Mitgliedern des Heimatvereins und des Fördervereins SchinkelxKirche Neuhardenberg.

 

 

Kontakt:

 

Dr. Dieter Weigert, Förderverein Alter Berliner Garnisonfriedhof Berlin e. V.,

Kleine Rosenthaler Straße 3, 10119 Berlin, Tel/Fax 030-22198883

 

www.garnisonfriedhof-berlin.de

 

e-mail: vorstand@garnisonfriedhof-berlin.de

 

Konto für Spenden: 63 62 24 16, Sparkasse Berlin, BLZ 100 500 00