Vielseitig und unentdeckt -

Johann Friedrich Walther,

der erste Autor und Zeichner der Berliner Garnisonkirche

 

 

Ich "habe diese Nachrichten mit einigen Zeichnungen erläutert. Und ob dieselben nicht in allen Stücken, so wie ichs gewünschet, gerathen seyn mögten, so wird doch ein jeder, der Sachen Verständiger, mich leicht entschuldigen, allermaßen ich von der Zeichen-Kunst nicht Profession mache, dennoch aber meinen guten Willen nach Vermögen auch hierin zeigen" will.

(J. F. Walther in der Vorrede zu seiner Geschichte der Berliner Garnisonkirche, 1737)

 

 

Von ihm gibt es kein Porträt, obwohl er sein Leben lang zeichnete und mit Zeichnern und Kupferstechern Umgang hatte: Johann Friedrich Walther teilt das Schicksal vieler seiner Zeitgenossen. Er ist heute nahezu unbekannt. Gerade er aber hat unser Bild vom Berlin des 18. Jahrhunderts mitgeprägt. Walther war es nämlich, der zahlreiche Zeichnungen und Pläne lieferte, die den führenden Kupferstechern seiner Zeit als Vorlagen dienten. Bekannt sind seine Zeichnungen der Bauten Martin Grünbergs und anderer Architekten Berlins.

 

 

Der erste Druck von 1737

 

 

Über sein Leben wissen wir nur wenig: Er wurde am 14. Juni 1695 geboren, war zunächst Schüler der Garnisonschule und von 1716 bis 1747 "lnformator" (d.h. Lehrer) der Schule und Organist der Garnisonkirche.

 

 

 

 

Daneben hat er Bücher geschrieben und auch diese mit eigenen Zeichnungen versehen. Die erste, äußerst umfangreiche Geschichte der Garnisonkirche stammt von ihm und wurde 1737 herausgegeben. Sie erschien in einer zweiten, erweiterten und ergänzten Auflage 1743. Das handschriftliche Manuskript des Buches enthält kolorierte Zeichnungen, die als Vorlagen für den Kupferstecher Georg Paul Busch in der Publikation von 1737 dienten und die wiederum Georg Goens für seine "Geschichte der Königlichen Berlinischen Garnisonkirche" von 1897 verwendete.

 

 

Im Jahre 1757 ist er nochmals schriftstellerisch tätig – er verfaßt die "Kurzgefaßte Historische Nachricht von Fundirung und Zweymaliger Erbauung der so genannten Sebastians-Kirche in der Cöllnischen Vorstadt bey der Königlichen Residentz Berlin Aus sichern Quellen zusammen getragen, auch mit einer Vorrede vom Ursprung, Form und Gebrauch der Christlichen Kirchen begleitet von J. F. Walther, Hofrath und Stadtkämmmerer MDCCLVII". Diese Schrift mit wertvollen kolorierten Zeichnungen des Grünbergschen Kirchenbaus ist nur im Manuskript überliefert. Im Künstlerlexikon von Thieme und Becker ist J. F. Walther eingetragen - als Berliner Architektur- und Planzeichner, ohne Bezug zu seiner zweiten, nicht minder bedeutenden Tätigkeit, der als Organist an der Garnisonkirche und ohne Hinweis auf seine Publikationen.

 

 

Eintrag des Todes von Johann Friedrich Walther im Kirchenbuch der Sebastiangemeinde (später Luisenstädtische Kirchgemeinde) vom 29. Juli 1776.

 

Walther wurde in der Gruft der Sebastiankirche beigesetzt.

 

 

Johann Friedrich Walther –

Organist an der Garnisonkirche

 

 

Am 16. November 1716 tritt J. F. Walther mit 21 Jahren in der Nachfolge von Johann Martin Weiß die Stelle als Organist und dritter Lehrer an der Garnisonschule an. In den ersten Jahren wohnt Walther als Lehrer in einer Dienstwohnung in der Garnisonschule. Der Eintrag für ihn im Adreßkalender der Stadt Berlin des Jahres 1723 lautet auf Seite 66: H. Johann Friedrich Walter. Organist und Schul-Collega ”log. Auf der Schule”.

 

 

Walther muss sehr glücklich gewesen sein, als ihm auch nach dem Neubau der Kirche von 1722 die Orgel der Garnisonkirche anvertraut wurde – Weihnachten 1724 spielt er erstmals auf dem Hauptmanual des neugebauten Instruments Joachim Wagners, ein Jahr später in Anwesenheit des Königs auf der kompletten Orgel. Walthers Ruf als Organist und Kenner der Orgelbauten der Residenz war in jenen Jahren schon so bedeutend, dass man ihn zur Beurteilung der Qualität des Meisterstücks des Orgelbauers Joachim Wagner in der Marienkirche 1723 herangezogen hatte.

 

 

Zeichnung an der Wagner-Orgel der Berliner Garnisonkirche

mit den Symbolen Preußens und dem Spruch

"Der Adler weicht der Sonne nicht"

 

 

1747 wechselt Walther in die Stadtverwaltung, wird Kämmerer. Im Adreßkalender von 1748 ändert sich die Wohnungsanschrift: Seite 137: ”Herr Johann Friedrich Walther, Cämmerer, wohnet im Kühnschen Hause, an der Garnisonkirche”. Man muß davon ausgehen, daß er mit dem Ausscheiden aus dem Schuldienst und dem Auszug aus der Schulwohnung auch die Stelle als Organist aufgibt. 1749 heißt es im Kalender ”Cämmerer und Rathmann”, 1756 ”Hof-Rath und Mitglied des Armen-Directorii, auch Cämmerer und Rathmann”.

 

 

Carl von Ledebur nennt ihn 1861 in seinem Lexikon der Tonkünstler, nimmt aber keinen Bezug zum ”anderen” Walther, den Zeichner, Lehrer an der Schule, erwähnt von den Publikationen nur das Heft von 1727 mit der Beschreibung der Orgel in der Garnisonkirche. Auch die Tätigkeit nach 1747 wird genannt, ohne weitere Details.

 

Der letzte Eintrag im Kalender von 1777 lautet unverändert: S. 144: ”Herr Johann Friedrich Walther, Hof-Rath und Mitglied des Armen-Directorii, auch Cämmerer und Rathmann, wohnet im Kühnschen Hause, an der Garnisonkirche”.